10 - Rückschritt und Fortschritt

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In dieser Nacht waren ihre Albträume besonders schlimm. Hermine rief ihn, sobald sie erwachte und er fand sie jedes Mal weinend, am ganzen Körper zitternd, in der hintersten Ecke des Zimmers sitzend. Nachdem Severus etwas Licht gemacht hatte, ging er zu ihr, hob sie zurück aufs Bett und hielt sie fest, bis sie sich wieder beruhigte. Sobald sie eingeschlafen war, ging er wieder.

Nach dem dritten Mal klammerte sie sich an ihm fest. ‚Ich kann nicht mehr', wimmerte sie.
‚Soll ich dir einen Schlaftrank holen?'
Sie schüttelte den Kopf, drückte sich an ihn, als wollte sie in ihn hinein kriechen.
Er seufzte leise. ‚Leg dich hin, Mia.' Er half ihr, sich hinzulegen und die Bettdecke über sie zu legen. Dann legte er sich neben sie auf die Bettdecke sie schob sich sofort zu ihm, die Wange an seiner Brust und lauschte seinem Herzschlag.
‚Besser?', fragte er schmunzelnd und legte einen Arm um sie. Mit dem anderen fuhr er langsam durch ihr Haar.
‚Ja. Gute Nacht, Sev.'
‚Gute Nacht, Mia.' Er folgte dem Bedürfnis, ihr einen Kuss aufs Haar zu geben und schloss dann die Augen.

Die nächste Woche verbrachte Severus fast rund um die Uhr an ihrer Seite. Er schlief bei ihr, sie aßen gemeinsam, sie war bei ihm im Labor oder draußen im Garten. Es war, als hätte Weasleys Zauberstab etwas in ihr ausgelöst und da musste sie nun durch — er kannte das. Deswegen gab er ihr alles, was sie verlangte: Ob es seine Nähe in der Nacht oder irgendeine Muggelsüßigkeit am Tage war. Er kämpfte für den Funken in ihren Augen, der manchmal zu erlöschen drohte, wenn die Albträume zu grausam und der Schrecken des Krieges zu nah an der Oberfläche brodelte.

Potters Brief machte es nicht besser. Er fragte, ob er sie mit Miss Weasley besuchen konnte. Er gab Hermine den Brief, die ihn mit ausdruckslosem Gesicht las. An manchen Tagen hatte sie nicht die Kraft, ihre Gefühle durch ihre Mimik auszudrücken. Dann liefen alle Emotionen über ihre Verbindung.
‚Möchtest du sie sehen?', fragte er sanft. ‚Du kannst ihnen das Haus und den Park zeigen.' Er hoffte auf eine Reaktion von ihr, auch wenn sie heute sehr nachdenklich und in sich gekehrt war.
‚Morgen soll das Wetter gut werden', antwortete sie nach einigen Momenten und gab den Brief zurück, ohne ihn wirklich gelesen zu haben oder eine sichtbare Reaktion zu zeigen. Doch er spürte den Funken Freude, der durch ihre Verbindung huschte.
Er schrieb die Antwort und lud Potter für morgen ein, doch er warnte ihn: Sie hatte gute und schlechte Tage.

Am nächsten Tag ging es Hermine sichtlich besser. Die Albträume der letzten Nacht waren kaum nennenswert gewesen und sie hatte fast die ganze Nacht durchgeschlafen — den Kopf auf seiner Brust, seine Arme um ihren Körper geschlungen.
Sie schenkte ihm sogar ein kleines Lächeln, als er zum Frühstück zu ihr kam, nachdem er sich in seinen Räumen frisch gemacht hatte.
‚Freust du dich, sie zu sehen?' Er nahm sich die Zeitung und schenkte sich Kaffee ein.
‚Ja. Sie sind dir gegenüber freundlich und offen, also kannst du bleiben.' Das war im Moment scheinbar ihre einzige Sorge und er war froh darüber.

Am frühen Nachmittag spürte Severus ihre Gäste am Rande des Grundstücks auftauchen. Ein Hauself holte sie von dort ab und brachte sie ins Haus, wo ihnen die Umhänge und die Zauberstäbe abgenommen wurden. Er ging kein Risiko mehr ein.

Sie wurden in einen großen, hellen Salon gebracht, deren gegenüberliegende Wand fast nur aus bodentiefen Fenstern bestand. Die durchscheinenden Vorhänge bewegten sich sanft dort, wo ein Fenster leicht geöffnet war und Sonnenlicht tanzte über das helle Parkett.
„Mylord, Mylady. Ihre Gäste", sagte der Hauself und verschwand mit einem Plopp.
„Potter, Miss Weasley", begrüßte Severus die beiden, die beim Anblick des prachtvollen Hauses aus dem Staunen kaum heraus kamen. Er erhob sich von der Couch und half Hermine, sich ebenfalls hinzustellen.

Ihre Gäste traten zu ihnen und umarmten die junge Hexe vorsichtig, bevor sie sich ihnen gegenüber auf die Couch setzten.
„Jetzt verstehe ich, warum du hier bleiben willst, Mine", sagte Potter sanft, doch mit einem Grinsen im Gesicht.
„Ähm ... Mine — Mylady?", hakte Ginevra nun mit erhobener Augenbraue nach und warf auch Severus einen kurzen Seitenblick zu.
Hermine lächelte so breit, wie schon seit ihrem Besuch im Grimmauldplatz nicht mehr und sah dann zu ihm. ‚Erklärst du es ihnen?'
Er brauchte einen Moment, um ihr Lächeln zu bewundern und anschließend den Sinn der Frage zu verstehen. Dann nickte er.
Sie holte das Amulett aus dem Ausschnitt ihres Kleides und legte es darüber ab.
„Hermine trägt das Amulett der Lady von Prince Manor. Ich habe keine Verwendung dafür und habe es mit einem permanenten Schwebezauber belegt, sodass sie ihre Bewegungsfreiheit zurück erlangt. Das Haus und somit auch die Hauselfen erkennen sie als Lady an, außerdem ist sie so in die Schutzzauber meiner Ahnen für das Haus einbezogen."
„Eine Lady, Mine", kicherte Ginevra, stutzte dann aber und ihre Augen wurden groß. Sie sah zu Severus. „Sagen Sie nicht, Sie haben — braucht es nicht eine magische Ehe für so ein Amulett?" Ihre Gedanken schienen sich zu überschlagen und verschiedene Szenarien zu produzieren.
Potter verschluckte sich an seinem Tee und sein Blick huschte für einen Augenblick über ihre Hände, als würde er dort Ringe suchen. Dann sah er sie an.
Severus ignorierte den jungen Zauberer und sah seinen anderen Gast an. Die jüngste Weasley war schlau, keine Frage.
„Nein, ich habe Hermine nicht heimlich geheiratet und Ihnen nichts davon gesagt", beruhigte er die beiden mit einem spöttischen Unterton. Hermine neben ihm kicherte lautlos und die beiden atmeten ein wenig erleichtert auf. „Ich habe den Schmuck so modifiziert, dass er ohne eine Ehe aktiviert werden kann", erklärte er ruhig. „So etwas würde ich ihr nicht antun wollen", fügte er leiser hinzu und sah ernst zu ihr.
‚Und wenn ich es will?', wisperte es in seinem Kopf und er blinzelte.
Sie sah weg, verschiedene Gefühle mischten sich und huschten durch ihre Verbindung. Hatte sie es gesagt oder war es nur seine Einbildung gewesen?

Lady of Prince Manor [Eine Sevmione Fanfiction]Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon