Drei - Ein Klingen

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Severus riss sich von der Erinnerung los und trotzdem musste er noch daran denken. An die Zeit danach.
Er hatte fast drei Monate lang regelmäßig ihre Magie überprüft, die langsam, aber stetig die seine absorbiert hatte. Zu Beginn hatte er das Mädchen noch gespürt, als wäre sie nun ein Teil von ihm — ein Nebeneffekt der Magieübertragung. Es war recht nützlich, denn natürlich konnte es Potter nicht lassen, sich auch in diesem Schuljahr wieder in Schwierigkeiten zu bringen. Doch es ebbte mit der Zeit ab und verging schließlich ganz.
Eine Sache blieb jedoch: Hermine Granger war durch diese Übertragung mächtiger geworden. Ihr Körper hatte seine Magie nicht nur absorbiert, sondern sie angenommen und genutzt, um ihre eigene Macht zu stärken. Dieser Nebeneffekt war ihm vollkommen unbekannt gewesen, doch in Anbetracht des kommenden Krieges hielt er es nicht für das Schlechteste. Albus hatte ihm da zugestimmt, da es ihm ebenfalls aufgefallen war.
Darüber hinaus blieb auch ein seltsames Gefühl, das er jedes Mal hatte, wenn die Schülerin ihm zu nahe kam. Er hielt sich meist von Menschen fern, doch wenn er im Unterricht die Kessel prüfte, kam er den Schülern schon einmal etwas näher. Die meisten machten ihm Platz, wichen vor ihm zurück, doch Miss Granger blieb seit dem Vorfall stehen. Er spürte, wie seine Magie zu klingen begann und er eine gewisse Resonanz in der ihren fand. So als erinnerte sich ihr Körper noch daran, woher die Magie ursprünglich kam, die sie nun in sich trug.
Er vermied es weitestgehend, solche Situationen zu provozieren, denn er wusste nicht, wie Miss Granger damit umgehen würde, dass ihr Körper und ihre Magie plötzlich im positiven Sinne auf ihn reagierten. Er sah meist nur, wie sie errötete und den Kopf senkte.

Trotz der Distanz, die er bewusst zu ihr hielt, saß er in den schlaflosen Nächten kurz nach ihrer Genesung im Labor und hielt ihre Locke in den Händen. Das Brauen beruhigte seine getriebenen Gedanken und so hielt er nach einer weiteren fast schlaflosen Nacht eine kleine Flasche in der Hand, deren Inhalten in einem hellen Violett schimmerte.
Nach seinem ersten Kaffee und den ersten klaren Gedanken konnte er nur die Stirn darüber runzeln. Warum hatte er das getan? Die kleine Gryffindor war im Moment sehr präsent in seinen Gedanken und auch in seiner Wahrnehmung: Er spürte, dass sie einige Etagen über ihm war und höchstwahrscheinlich noch schlief, denn ihre Magie war ruhig.
Aber warum hatte er das getan? Sie war noch immer Miss Neunmalklug und sie nervte ihn mit ihrer Art, sie redete zu viel und plapperte nur das nach, was sie in Büchern las. Er wartete fast sehnsüchtig auf den Tag, an dem sie endlich einmal selbst zu denken begann, statt nur die Bücher zu benutzen.
Jetzt war es nicht mehr zu ändern und er würde diese Tinktur nicht verkommen lassen. Er nahm sich ein Stück Pergament, schrieb Anweisungen darauf und mit einem Wink seines Zauberstabes war seine Schrift verändert. Denn diese würde seine Schülerin definitiv erkennen: viel zu oft hatte er bissige Kommentare unter ihre sehr gute Note geschrieben — aus Frust, gestand er sich in diesem Moment ein. Sie hatte das Potenzial zu so viel mehr und klammerte sich doch nur an ihre Bücher!
Mit einem letzten großen Schluck Kaffee spülte er diese Gedanken fort.
Als er spürte, dass sie erwachte, rief er seinen Hauself und ließ ihn die Flasche zu ihr bringen. Danach schob er jeden Gedanken daran beiseite — er hatte genug zu tun, als sich weiter damit aufzuhalten.

All das war unwichtig geworden, als sie um ihr Leben und ihre Zukunft kämpften. Erst als Severus in der heulenden Hütte am Boden lag, sterbend in seinem eigenen Blut liegend, war es wieder passiert. Potter und Weasley waren gegangen, doch sie war geblieben, hatte ihn angesehen. Wie ein letztes Aufbäumen hatte seine Magie zu klingen begonnen und Resonanz in ihrer gefunden und dieser Moment hatte ihm die Ruhe gegeben, um friedlich sterben zu können. In Miss Granger hatte dieser Moment scheinbar den Wunsch geweckt, ihn zu retten.


Was Severus nicht wusste, war, dass Miss Granger nach ihrer Krankheit viel Zeit investierte, um ihre Reaktion auf ihn und ihre Gefühle für ihn — als etwas anderes konnte sie es aufgrund mangelnden Wissens nicht beschreiben — zu analysieren. Sie erinnerte sich nicht bewusst an die Nacht im Labor, sie erinnerte sich generell nur an wenig, was in diesen Stunden und Tagen ihrer Krankheit geschah.

Lady of Prince Manor [Eine Sevmione Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt