Sieben - Mylady

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Einige Tage später kam der Heiler, den Severus gerufen hatte, um sie noch einmal untersuchen zu lassen. Miss Granger reagierte mit Misstrauen und Angst auf den älteren Zauberer, doch Severus setzte sich zu ihr ans Bett, nahm ihre Hand und sah sie an. Wie zwei Magnete wanderten ihre Augen zu seinen, trotz des fremden Mannes im Raum.
‚Ich habe ihn hergeholt, damit er Sie noch einmal untersucht. Sie machen Fortschritte, doch ich möchte nichts übersehen oder etwas falsch machen', erklärte er ihr.
Sie nickte leicht und er half ihr, sich hinzulegen.
‚Schließen Sie die Augen und entspannen Sie sich. Ich bleibe an Ihrer Seite', versicherte er ihr und nickte dem Heiler zu.
Dieser ließ einige Diagnosezauber über sie laufen und prüfte ihre Haut. „Körperlich sind Sie auf dem Weg der Besserung, allerdings kann ich nicht sagen, ob Sie je wieder ohne Zauber laufen können. Es braucht Zeit", stellte er an Hermine gerichtet fest, sobald er seinen Zauberstab wieder verstaut hatte. Diese nickte leicht.
„Danke. Miss Granger lernt schnell mit den Schwebezauber umzugehen."
„Welches Medium haben Sie gewählt?" Der ältere Mann sah ihn interessiert an.
„Ein altes Familienerbstück, hergestellt mit Magie und von vielen Generationen gespeist. Es hält ein Leben lang — wenn es notwendig ist."
„Das ist gut. Ich sehe, Sie sind in guten Händen, Miss Granger."

Die Männer verließen den Raum und der Heiler sah ihn nun ernst an. „Körperlich erholt sie sich, doch machen Sie keine allzu großen Freudensprünge. Sie hat einen Krieg zu verarbeiten und das kann sie wieder zurück werfen. Was sie braucht ist jemand, mit dem sie reden kann, der ihr beisteht."
„Sie hat mir das Leben gerettet. Es ist das Mindeste, dies auch für sie zu tun", erwiderte Severus ebenso ernst.
„Gut. Rufen Sie mich, wenn es ihr schlechter gehen sollte."
Severus verabschiedete den Mann und kehrte zu ihr zurück.
Hermine saß im Bett, die Decke unter die Arme geklemmt. Ihre Hände auf der Decke zitterten. Vorsichtig setzte er sich zu ihr auf die Bettkante und legte seine Hände auf ihre, sodass sie gänzlich verschwanden. ‚Sie haben das gut gemacht. Er ist fort', versuchte er sie zu beruhigen. Dabei sah er in ihre Augen, die den kleinen Funken darin wieder verloren zu haben schienen.
‚Miss Granger?' Er strich über ihre Hände, doch sie reagierte nicht.
„Hermine", sprach er sie mit tiefer Samtstimme an und endlich sah sie nicht mehr durch ihn hindurch. „Es ist vorbei."
Tränen sammelten sich in ihren Augen und liefen dann über, ihre Wangen hinab und tropften auf ihr Nachthemd und die Bettdecke.
Er zögerte einen Moment. ‚Darf ich?'
Sie nickte kaum merklich, zitterte unter dem Ansturm der Tränen und dem leisen Schluchzen, das ihre Kehle verließ.
Er setzte sich neben sie ans Kopfende und zog sie in seine Arme, sie legte den Kopf auf seine Brust, lauschte seinem ruhigen Herzschlag, während sie sich langsam beruhigte. Seine Finger strichen träge durch ihre Locken, seine andere Hand hielt sie nahe bei sich, mit beiden Händen fest umklammert, als hätte sie Angst, er würde gleich aufspringen und für immer gehen.
‚Ich habe Angst, Mylord', wisperte sie schließlich.
„Wovor?", brummte er und gab ihr damit etwas, woran sie sich festhalten konnte.
‚Wieder so machtlos und allem ausgeliefert zu sein. Dieser Heiler hat mich daran erinnert.' Sie schluchzte leise.
‚Es tut mir leid, doch das war notwendig.'
‚Das ist in Ordnung. Sie sind bei mir geblieben.'
Sie saßen dort auf dem Bett, Hermine das Gesicht an seiner Brust und Severus die Nase in ihren Locken vergraben. ‚Sie werden nie wieder so etwas allein durchstehen müssen, Miss Granger. Sie haben nun die Macht, mich jederzeit zu rufen und ich muss diesem Ruf folgen', verriet er ihr, um ihr die Sicherheit zu geben, die sie im Moment benötigte.
‚Was sind das für Amulette?', fragte sie und er spürte, wie sie nach seinem tastete, das unter dem Hemd auf seiner Haut lag. Die Neugierde kehrte langsam zurück, das war gut.
‚Es ermöglicht mir die leichtere Verbindung zum Haus und zu meinen Ahnen. Der Lord und die Lady von Prince Manor erhalten diese Stücke. Da ich jedoch keine Absichten habe, mir eine Lady zu suchen, habe ich es Ihnen überlassen. Es ist mächtig genug, um den Zauber langfristig zu halten und es schützt Sie gleichzeitig', erklärte er ihr.
‚Aber wie können Sie mir das einfach geben? So mächtiger Schmuck hat doch sicherlich Schutzzauber gegen Unbefugte, oder?' Sie wischte sich die letzten Tränen fort, doch schien zu erschöpft, um ihre Haltung zu ändern.
Diese schlaue Hexe...
Severus überlegte. Sollte er es ihr sagen? Es stand ihr zu, das zu erfahren und im Moment war es wichtig, das sie es wusste, denn es gehörte zu ihrer weiteren Heilung dazu. Er seufzte leise und drehte eine ihrer Locken um seinen Finger.
‚Sie erinnern sich an Ihr viertes Jahr, ihre schwere Erkältung?'
Sie hob den Kopf ein wenig, sah ihn fragend an. ‚Größtenteils, ja?'
‚Damals ist genau das gleiche passiert. Sie haben allergisch auf den Trank reagiert. Madam Pomfrey hat mich dazu geholt und ich konnte Sie retten. Allerdings musste ich Ihnen etwas von meiner Magie einpflanzen, um bleibende Schäden zu verhindern.' Er verstummte, wartete auf eine Reaktion von ihr. Konnte sie erahnen, was er ihr damit angetan hatte?
‚Habe ich mich deshalb danach so seltsam gefühlt?'
‚Ja. Normalerweise absorbiert der Körper die fremde Magie, macht sie sich zu eigen und irgendwann verschwindet sie einfach. Meine Magie hingegen — ich kann es mir nicht erklären — ist noch da. Ihr Körper hat sie absorbiert, Sie sind sogar mächtiger geworden, doch sie ist nie ganz verschwunden. Sie ist ein Teil von Ihnen geworden und gleichzeitig noch immer ein Teil von mir.' Er konzentrierte sich auf seine Magie, brachte sie zum Klingen und spürte sofort die Resonanz in ihr. ‚Spüren Sie das? Das ist meine Magie in Ihnen.'
‚Ja. Es fühlt sich seltsam an. Wie der einzige klare Ton in einem verstimmten Klavier.' Sie vergrub das Gesicht wieder an seiner Brust.
Er verstand, was sie meinte. Ihr einst so leuchtendes Gebilde aus zartrosa Flechten sah aus wie ein Scherbenhaufen, gehalten von den violett verfärbten Bindungen, die er damals repariert hatte. Nur dank seiner Magie und der Runen auf ihrem Körper lebte sie überhaupt noch, denn diese hatten eine weitere Zerstörung verhindert, als sie im St. Mungos behandelt wurde.
‚Wenn Sie erlauben, werde ich versuchen, es erneut wiederherzustellen, jedoch braucht es Zeit. Sie müssen dafür gesünder werden.'
‚Was bringt mir Magie, wenn ich nicht ...' Ihre Worte verloren sich und er verstand.
‚Nonverbale, stablose Magie, Miss Granger. Wenn Sie soweit sind, teile ich mein neuestes Hobby sehr gern mit Ihnen.' Er schmunzelte in ihr Haar. ‚Die Bibliothek sollte dazu auch einige Antworten bereit halten.'
Damit hatte er sie und als sie den Kopf hob, war der Funke wieder da. ‚Mylord?'
‚Ja, Miss Granger?' Er schmunzelte noch immer.
‚Zeigen Sie mir Ihre Bibliothek?'
‚Nachdem Sie Mittag gegessen und sich ausgeruht haben, gern.'
‚Bleiben Sie hier? Ich ... möchte nicht allein sein.'
‚Natürlich.' Severus machte keine Anstalten, sich zu bewegen und Hermine ebenso wenig. Bis zum Mittag war noch etwas Zeit.
‚Wir sind vom Thema abgekommen', stellte sie nach einigen Momenten der Stille fest und legte den Kopf wieder auf seiner Brust ab. ‚Das Amulett. Ihre Magie in mir.'
‚Die Magie, meine Magie in Ihnen hat die Schutzzauber nicht ausgelöst.' Er schwieg kurz, überlegte. ‚Wissen Sie, was bei einer magischen Ehe passiert?'
‚Die Magie der Partner mischt sich teilweise, habe ich gelesen.'
‚Exakt. Das Amulett wie auch das Haus haben Sie als Lady von Prince Manor anerkannt, sobald sie im übertragendem Sinne einen Fuß in dieses Haus gesetzt haben.' Es fiel ihm schwer, die Worte auszusprechen, denn sie wurden ihm erst in diesem Moment wirklich bewusst. Die Magie der Ahnen hatte für ihn gewählt. Er hatte nun eine Lady, wenn auch auf dem vollkommen falschen Weg.
‚Ich muss etwas prüfen, Miss Granger. Ich bin gleich zurück.' Damit entzog er sich ihr vorsichtig, verließ ihre Räume und stürmte nach unten in die Schatzkammer.

Lady of Prince Manor [Eine Sevmione Fanfiction]Where stories live. Discover now