Fünf - Wie fliegen

308 17 0
                                    

In den nächsten Tagen war er mit den Räumen sowie dem Anrühren der Cremes und Tinkturen beschäftigt, deren Zutaten nach und nach eintrafen, ebenso die Briefe, die die nötigen Hinweise gaben.

Er war zwar ein begnadeter Tränkemeister, doch bei kosmetischer Anwendung fehlte ihm die Erfahrung und bisher auch das nötige Interesse. Den heilenden Aspekt hatte er bereits berücksichtigt, doch es war ihm ein Bedürfnis, dass sich Miss Granger in ihrem Körper wieder wohl fühlte — egal, wie eingeschränkt sie momentan in ihrer Bewegung war.

Der wichtigste Brief kam zuletzt, geschrieben mit altersschwacher, zitternder Hand, doch leserlich. Als er die wenigen Absätze las, schlich sich ein Lächeln auf seine sonst so ernsten Züge und er machte sich mit großen Schritten auf den Weg hinab in die Schatzkammer von Prince Manor.

Nach genau einer Woche betrat Severus wie jeden Morgen ihr Zimmer und setzte sich zu ihr ans Bett, gab ihr den Trank und unterhielt sich mit ihr. Sie lag noch immer, doch die Hauselfen hatten ihr einige Kissen in den Rücken und unter den Kopf gelegt, sodass sie etwas erhöhter liegen konnte.

‚Wie fühlen Sie sich heute?'

‚Besser. Die Schmerzen sind fast weg. Ich beginne, wieder klarer zu denken.' Ihre Augen lagen wie immer auf ihm und er glaubte, etwas mehr darin erkennen zu können. Noch lange nicht das alte Funkeln, aber mehr als noch vor einer Woche. Sie hatte einen Großteil der letzten Tage verschlafen, da ihr Körper ohne die dauerhaften Schmerzen endlich zur Ruhe kam.

‚Ich bin nun fertig.' Er lächelte sie an, ließ zu, dass sie seine Gefühle sehen konnte.

‚Womit?' Ihre Stirn legte sich leicht in Falten. Bereits seit zwei Tagen begann sie, bei ihren nonverbalen Gesprächen ihre Mimik einzusetzen, wenn auch nur minimal. Doch er war ein Meister darin, die kleinsten Regungen zu erkennen und zu deuten.

Severus nahm die samtene schwarze Schatulle vom Nachttisch, die er vorhin dort hingestellt hatte, und öffnete sie. Darin lag ein silbernes Amulett an einer feinen Kette. Es war leicht oval und ein tränenförmiger Smaragd war in der Mitte eingefasst, umrahmt von Blättern und Rosen. Es war kaum handtellergroß und er nahm es vorsichtig heraus.

‚Das ist ein altes Erbstück der Familie Prince und es besitzt viel Magie. Ich werde es wohl nicht mehr brauchen, daher habe ich es für Sie mit einem Zauber belegt', erklärte er und beugte sich vor, um es ihr umzulegen. Dabei schob er die Decke etwas hinunter, ebenso ihr Nachthemd, sodass es auf ihrer nackten Haut lag.

Er sah ihr noch einmal in die Augen, dann legte er seine Hand auf das Amulett, das knapp über ihrem Brustansatz lag, und murmelte einige Worte. Seine warmen Finger lagen auf ihrer Haut, die inzwischen nicht mehr so kalt war. Seine Magie in ihr reagierte auf ihn und das Schmuckstück, sodass es genau so geschah, wie er es sich erhofft hatte. Das Erbstück nahm sie als Besitzerin an, obwohl sie offiziell nicht die Lady Prince war, und seine Magie darin verband sich mit der in ihrem Körper und schuf damit die Verbindung zwischen ihrem Körper und dem Schmuck. Das Haus reagierte ebenfalls auf die Veränderung und ein leichtes Beben ging durch den Boden.

‚Jetzt sind Sie vollkommen in die Schutzzauber des Hauses eingebunden. Außerdem können Sie mich damit rufen, wo immer Sie auch sind.' Er holte sein Amulett unter dem Hemd hervor, das er trug, seit er Lord geworden war, und zeigte es ihr. Sie waren bis auf die Größe nahezu identisch. Es ermöglichte ihm die Verbindung zum Haus und die Macht seiner Ahnen besser zu kanalisieren.

‚Nun zum eigentlichen Zauber.' Er erhob sich vom Bett, das Amulett lag noch auf seinem Hemd und funkelte im Licht des frühen Tages. Dann streckte er ihr die Hand entgegen. ‚Reichen Sie mir Ihre Hand, Miss Granger.'

‚Aber ... wie?' Sie sah ihn ungläubig an und er konnte nicht anders, als schon wieder zu lächeln.

‚Denken Sie daran, wie Sie es tun und es wird geschehen. Ziel, Wille und Bedacht, Miss Granger.'

Lady of Prince Manor [Eine Sevmione Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt