Kapitel 24 - Ängste

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Dexter mochte das hier so gar nicht. Es stresste ihn extrem, dass Adam weg war, er niemanden hier kannte, die Umgebung ihm fremd war und einfach alles komisch roch. Zunächst blieb Mr Hurt bei ihm und beobachtete ihn sehr interessiert. Als sei er ein spannendes kleines Insekt unterm Reagenzglas.
Dexter selbst versuchte sich selbst davon abzuhalten zu jaulen. Als Fiepen konnte man die Geräusche, die er von sich gab, Weißgott nicht bezeichnen.
Aber es klappte nicht. Immer wieder schlang er seine Arme um sich, griff sich selbst zur Beruhigung in den Nacken, wie Adam das gemacht hatte und wie es immer sofort geholfen hatte, was, wenn er das selbst machen aber leider rein gar nichts brachte. Es waren gerade zwei Sachen absolut unerträglich für ihn. Adam war weg war Nummer eins. Und Nummer zwei war diese fürchterliche Schutzlosigkeit. Damals, allein nach dem Krankenhaus, hatte er nicht gewusst, wie sich Gesellschaft für ihn von nun anfühlen würde. Er hatte es da noch nicht vermissen können. Der erste Kontakt zu anderen wie ihm, war mehr oder minder in der Vollmondnacht passiert und da hatte das Wesen in ihm so sehr Nähe gewollt, dass... Er Wahrscheinlichkeit immernoch einen flatternden Enddarm hätte, wenn diese Metalltür nicht gewesen wäre.
Nun war vorher mit Adam immer zusammen gewesen und jetzt? Er wollte nicht allein sein. Er brauchte das Gefühl von anderen. Und auch wenn er sich das nicht eingestehen wollte, sollten die ihn bitte beschützen können. Er wollte das so wie mit Adam. Es war vollkommen okay, wenn sie ihn Nervensägen nannten und anknurrten, wenn er was machte, von dem er nicht wusste, dass er es nicht sollte. Nur bitte bitte sollten sie einfach da sein.

"Mr. Hurt... Ich kann das nicht... Bitte... Ich...", wimmerte Dexter noch drei Stunden später. Allein die Vorstellung allein hier schlafen zu sollen... Gerade wäre ihm wirklich jeder Werwolf lieber als das. Egal, was der mit ihm tun würde.

"Okay. Ich lasse dir Medikamente bringen. Die können die Trennungsauswirkungen ein bisschen mildern.", entschied Mr Hurt.
"Es geht nicht um.... Adam... Ich... Ich... Kann nicht allein sein.", antwortete Dexter hicksend und fiepend.
"So extrem hatten wir das bisher nicht. Bitte beschreibe, was dir durch den Kopf geht.", bat Mr Hurt enthusiastisch.
"Was?! Ähm... Ich habe Angst... Doll Angst... Und ich... Bitte bitte... Allein sein ist... Es ist schlimmer als alles andere. Gibts hier nicht irgendeinen, wo ich hin kann? Mir ist ganz egal wer. Nur bitte bitte nicht allein.", weinte Dexter.
"Hm... Aber du bist nicht allein. Ich bin hier. Und es werden immer Mitschüler um dich herum sein."
"Das ist nicht das Gleiche. Ich brauche... Wen wie mich...."
"Wofür?"
Dexter wollte das nicht sagen. Es war ihm peinlich. Das ganze Gespräch, sein ewiges Weinen. Alles war ihm peinlich und unangenehm.

"Wofür, Dexter?"
"Ich kann mich nicht selbst beschützen! Ich brauche jemanden, an den ich mich halten kann!", schrie er einfach. Er wollte dieses Gespräch nicht und er wollte den Mann nicht in seiner Nähe.

"Äußerst interessant... Du würdest also jeden akzeptieren?"
"Ja."
"Auch einen gesuchten Sexualstraftäter?"
"Ja.", wimmerte Dexter. Er wollte das doch nicht. Sein Hirn schrie nein. Aber dieses Sehnen der anderen Seite war übermächtig. Diese Seite könnte ihn zu allem zwingen.

"Das ist wirklich äußerst interessant... Also zum Rudel kannst du aus den bekannten Gründen nicht und andere Lykanthrophen gibts hier zur Zeit nicht. Selsbtst wenn: du würdest dann wieder nach denen riechen und diese, dir nicht willkommene Übergangszeit, würde sich nur verlängern. Ich kann dir Tabletten geben. Du hast dich völlig verausgabt. Vermutlich schläfst du bis morgen früh durch, wenn du erst einmal zur Ruhe gekommen bist.", überlegte Mr Hurt und bald darauf brachte eine Frau Tabletten.

"Ich lasse dir dann mal deine Ruhe. Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus. Nimm die Tabletten, leg dich hin. Ja?", fragte Mr Hurt, nachdem Dexter dreimal gesagt hatte, dass er absolut keinen Appetit hatte.

"Ja.", nickte Dexter nur knapp und schmiss die Tabletten aus dem Fenster, sobald der Schulleiter gegangen war.
Hatte der denn gar nichts verstanden? Dexter hatte Angst! Große Angst! Er fühlte sich absolut schutzlos. Da knallte er sich doch nicht irgendwelche Tabletten rein, die seine Sinne auch noch betäuben würden!

Auf dem Schreibtisch lagen die Regeln. Ab 10pm hatte sich jeder in seinem Zimmer aufzuhalten. Gut...

-

"Nun, wie wir wissen wurden die Tabletten abgelehnt. Es ist deutlich zu sehen, dass das Vertrauen eher in jeden Lykanthrophen gesetzt wird, als in meine Wenigkeit. Der Drang zu einem Rudel ist uns bisher in der Intensität nicht untergekommen. Ich habe eben mit der Schule der weiblichen Lykanthrophen telefoniert. Auch ihnen ist sowas noch nicht untergenommen.", erklärte Mir Hurt drei Lehrern. Einer von ihnen hatte erzählt, dass der Neue Tabletten aus dem Fenster geschmissen hatte, ohne sich auch nur einmal umzusehen.

"Was machen wir mit ihm? Die Qualen, die er aussteht sind nicht hinnehmbar. Wir müssen ihm helfen.", erklärte Mr Wood.
"Nun, das haben wir versucht. Und er hat diese Hilfe abgelehnt. Das sollten wir akzeptieren. Ich bin gespannt, wie er sich in der Nacht machen wird..."

-

Dexter hatte geplant, abzuhauen. Zu versuchen, zu Adam zurück zu kommen oder sich notfalls dem erstbesten Wolf anzuschließen, der ihn haben wollte. Das waren keine sehr rosigen Aussichten. Wie alt würde er mit den Maximen im Leben wohl werden?

Es war 10:30pm als er aus dem Zimmer lief.  Er hatte sich vorher unter dem Bett verkrochen und hielt sich schon die ganze Zeit den Mund zu, weil immer noch Fieplaute hinaus kamen. Wo war er hergekommen? Er wusste es nicht mehr. Inzwischen waren auch zu viele Leute mit ihren Gerüchen vorbei gekommen. Er konnte seinen eigenen Geruch nicht mehr heraus filtern.

Also lief er einfach los. Irgendwann würde er schon raus kommen. Dachte er.
Aber dann stand er plötzlich vor einer Tür. Instinktiv war er hier her gelaufen.
Erst jetzt nahm er den Geruch bewusst war. Werwölfe. Er war direkt zum Rudel gelaufen. Er war auf ihrem Gebiet. Wenn andere kämen... Dann würde das Rudel sein Gebiet beschützen, oder? Wenn er sich hier verstecken könnte... Vielleicht roch er einfach schon neutral? Vielleicht fanden sie Eau de Adam auch ganz nett?
Dexter wusste es nicht. Aber mit einem Mal überkam ihn eine unglaubliche Müdigkeit. Er bekam es gar nicht so richtig mit, wie er sich auf der Fußmatte zusammen rollte und innerhalb von Sekunden mit verweintem Gesicht fröstelnd einschlief.

Werwolf wider Willen - wird fortgeführt auf StorybanWhere stories live. Discover now