Kapitel 3 - Hortons

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Die schillernden Straßen der Stadt hatte Dexter Recht schnell hinter sich gelassen. Die ausgewiesenen Lokale befanden sich alle in Randbezirken. Er näherte sich einer schmutzigen Straße. Ganz vorn ein verweister Boxclub, daneben ein Geschäft, dessen Schaufenster zugenagelt waren. Ein Internetcafé und dann tatsächlich ein Lokal, an welchem "Hortons" stand. Man konnte nicht hinein sehen. Wie bei Casinos oder ähnlichem war von außen gesehen alles blickdicht. Hoffentlich war es dort drin nicht dunkel.

Langsam ging Dexter auf die Tür zu. Es roch nicht sehr gut. Um nicht zu sagen: es stank. Alles in Dexter wollte dort lieber nicht hinein. Er wollte lieber weggehen. Aber er brauchte einen Platz, wo er die Nacht verbringen konnte und Vielleicht mal ein paar hilfreiche Informationen. Und am ehesten würde man ihm wohl hier helfen können.

Also atmete er nochmal tief durch, öffnete die Tür und trat ein. Diverse Gerüche schlugen ihm entgegen, sodass Dexter unwillkürlich dem Drang wiederstehen musste, zurück zu weichen. Er hatte schon vor der Tür Angst gehabt, aber jetzt hier drin war es kaum noch auszuhalten.

Er versuchte sich irgendwie zu orientieren. Während alles in ihm ihn anschrie, dass er ja nicht hoch gucken sollte. Er konnte sich das selbst nicht erklären. Es war, als würde sein Körper einfach handeln. Ohne sein Zutun. Dabei hatte er doch das gleiche Recht hier zu sein, wie jeder andere auch. Er musste sich doch nicht klein machen! Er hatte doch nichts falsch gemacht.

Er versuchte den Blick zu heben, um sich zurecht zu finden und um zur Theke oder was auch immer zu kommen. Immerhin stand er noch immer in der Tür herum.
Er brauchte lange, um sich aus seiner Starre zu lösen und zwang sich zu der Theke zu gehen, die ganz rechts, also nah bei der Tür angeordnet war. Das war gut. So musste er nicht weiter in diesen Raum hinein gehen.

Also lief er die wenigen Schritte zur Theke und wollte sich auf einen Hocker hiefen, als er laut angeknurrt wurde: "Da ist besetzt!"

Dexter stolperte sofort Rückwärts.

"Mach hier nicht so einen Aufriss, Adam! Im Zweifelsfall schmeiß ich eher dich raus.", sprach eine resolute weibliche Stimme.

Dexter hob den Blick. Hinter der Theke stand eine ältere Frau und sah ihn freundlich an.

"Nimms ihm nicht übel. Nicht bei jedem sind kleine Welpen willkommen. Setz dich am Besten hier her.", bot sie an und zeigte auf einen Platz in der Ecke. Sofort huschte Dexter dort hin und setzte sich vorsichtig.

"Wer bist du denn? Ich hab dich hier noch nie gesehen.", sprach die Frau, während Dexter noch versuchte, seine Sinne zu ordnen.

"Ich...", stammelte er.
"Lass dir Zeit. Ist alles okay. Ich mache dir was zu Essen.", sprach die Frau und entfernte sich etwas.

Für einen Moment schloss Dexter die Augen. Zu viel prasselte auf ihn ein. Er war völlig überfordert. Bisher hatte er nur verarbeiten müssen, was er sah und was er hörte. Und nun? Zahllose Gerüche strömten auf ihn ein. Und die veränderten sich auch noch. Noch dazu ging von dem Mann eben eine Schwingung, Aura oder wie immer man das auch nennen sollte aus, die auf Dexter absolut bedrohlich gewirkt hatte.

"Hier. Trink erstmal einen Schluck. Du bist ja weiß wie ein Gespenst.", lächelte die Frau und stellte ihm ein Glas vor die Nase.

Zittrig griff Dexter danach und trank hektisch zwei Schlucke, nachdem er sich haspelnd bedankt hatte.

"Armes Würmchen.", murmelte die Frau und stellte ihmeinen Teller hin.
"Oh äh...."
"Keine Sorge. Geht aufs Haus. Ich lade dich ein.", lächelte die Frau.
"Oh Dankeschön.", murmelte Dexter unbeholfen. Das war nicht üblich oder?

"Ich bin Horton. Also eigentlich bin ich Sarah. Aber mir gehört das Hortons. Ich bin immer hier. Die meisten nennen mich Horton.", lachte die Frau.
"Oh... Äh... Ich bin Dexter."
"Hallo Dexter. Erzähl. Von wo kommst du?", fragte Horton herzlich.
"Von hier... Ich komme von hier. Aber... Ich... Bin noch frisch. Also..."
"Oh, echt? Wie lange hast du es schon?"
"Seit... 10 Tagen oder so..."
"Oh, das ist ja wirklich noch ganz frisch.", sprach Horton und legte noch ein kleines Weingummipäckchen neben Dexters Teller.

"Ich will dir nichts tun...", stammelte Dexter.
Und Horton lachte. Nicht gehässig oder auf eine demütigende Weise. Sondern wirklich fröhlich.

"Keine Sorge, kleiner Dexter. Um mich fertig zu machen, bräuchte es schon mehr als einen kleinen Welpen. Ich bin hier Chef. Ich weise selbst die großen Alphas zurecht."
"Die was?"
"Oh... Dich hat man aber völlig ohne Ahnung auf die Menschheit losgelassen, was? Unverantwortlich sowas.", schnaubte Horton und schüttelte den Kopf, dass ihre langen Ohrringe hörbar gegen ihr Kinn schlugen.

"Die wissen genau, dass so ein Grünschnabel nichts macht.", brummte der Mann vom Anfang und Dexter zuckte zusammen. Senkte den Blick wieder, von dem er gar nicht so richtig bemerkt hatte, dass er ihn gehoben hatte.

"Na, dafür weiß sein Körper aber ganz gut, was er machen muss. Bist du registriert?", fragte Horton.
"Nein... Ich... Ich komme direkt aus dem Krankenhaus und weiß nicht... Weiß nicht wohin.."
"Armes Würmchen. Na, immerhin bist du nicht registriert. Eine ganz miese Masche. Sie spritzen dir da einen Sender. Damit sie nachvollziehen können, wo du bist. Aber der kann nur gegen dich genutzt werden."
"Wie?", fragte Dexter schockiert.
"Bist du in der Nähe von einer Straftat, verbringste nen halben Tag bei der Polizei. Selbst, wenn die wissen, dass du es nicht warst. Warst du aber weit weg von einer Straftat und wirst beschuldigt, dann biste auch einen halben Tag auf der Wache. Wenigstens. Weil der Sender zur Entlastung nicht genutzt wird.", brummte der Mann, den Horton als Adam bezeichnet hatte.
"Offiziell ist der Sender für wissenschaftliche Zwecke. Aber es ist... Sagen wir.. auffällig, dass sie gezielt Werwölfe, nach dem Kontakt mit anderen aufsuchen und befragen. Verstehst du?", fragte Horton.
"Das ist doch unfair."
Adam lachte gehässig.

"Sie können einen nicht zwingen, sich zu registrieren. Du musst sogar unterschreiben, dass du mit der Auswertung der Daten einverstanden bist. Keiner, der Ahnung hat, lässt sich registrieren.", erklärte Horton.
"Oh... Okay.. dann mache ich das auch nicht..."
"Dabei haste gar keine Ahnung.", lachte Adam.

Werwolf wider Willen - wird fortgeführt auf StorybanDove le storie prendono vita. Scoprilo ora