zickzack - spree

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ich hab selber keine ahnung was ich hier tue

Das Geräusch der Regentropfen weckte Veni aus seinem Schlaf. Er streckte sich, und bemerkte, er war allein im Bett. Die Seite neben ihm war leer, die Bettdecke unordentlich. Die Matratze sank ein, als er sich aufrichtete. Ein ungutes Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit, denn er hörte nichts. Er hörte keine Bewegung in der Wohnung, keinen Basti. Nur die starken Regentropfen an der Scheibe. Und sofort verfing er sich im Stress, denn er wusste, wo sein Freund war. Ganz genau wusste er es sogar. Basti war in der Stadt, um sich mit Drogen vollzustopfen. Mittlerweile befand er sich mitten in der Sucht, er war mehr als abhängig. Und Veni wusste nicht, wie er ihm da helfen sollte.

Zur gleichen Zeit spazierte Basti am Ufer der Spree entlang durch den eiskalten Regen. Seine Klamotten waren kalt, eng, und eklig. Aber ihn kümmerte es keineswegs, denn ihn kümmerte gar nichts mehr. Er war bereits tief im Rausch. Nahm seine Umgebung kaum wahr, lief einfach irgendwohin. Doch er lief langsam, zu langsam. Aus dem Nichts schlangen sich zwei Arme von hinten um seine Taille und umarmten ihn. Ein übergriffiger, starker Mann zog ihn zur Seite. Und Basti wollte nicht. Er wollte das nicht. Aber er konnte sich nicht wehren. Zu benebelt war er, zu sehr im Rausch. Die Müdigkeit nahm immer mehr zu, und er wollte weg.

Mit seiner letzten Kraft versuchte er jegliche Geräusche zu unterdrücken, während der Mann ihn anfasste. Und wie er sich nur abmühte. Als seine Lippen für einen kurzen Moment von denen des Mannes befreit waren, murmelte er einen undeutlichen Buchstabensalat, der ursprünglich „Bastard" bedeuten sollte, aber kaum noch zu verstehen war. Trotzdem verstand der Fremde es, klatschte ihm seine Hand ins Gesicht und schubste ihn auf den kalten, nassen Boden.

Nun lag der hoffnungslose Fall in der Nässe des Morgens. Niemand kam ihm zu Hilfe, denn es gab niemanden. Bastis Kreislauf brach durch den Sturz vollkommen zusammen. Die Wirkung des Rauschgifts nahm zu, Bastis Verstand hingegen ab. Er dachte nicht. Aber genau das war ja sein Ziel. Er dachte nicht. Und er wollte auch nicht denken. Langsam stand er wieder auf, hielt sich an einem Baum fest und übergab sich in den nächst gelegenen Mülleimer. Er konnte nur schwer atmen und zitterte. Und dann wollte er nach Veni schreien, aber es kam nichts. Kein Buchstabe verließ seinen Mund, und das war auf eine Weise auch gut so. Er wollte sich ihm nicht so präsentieren, Veni sollte ihn nicht so sehen. Dabei verspürte Basti doch gerade solche Angst, brauchte einfach zwei Arme, die ihn stützen und eine Stimme, die ihm sagt „alles wird gut" . Niemand war da.

Was Basti nicht wusste war, dass Veni tatsächlich nach ihm sucht. Synchron begegneten sich ihre Blicke. Sie waren noch weit voneinander entfernt, zu weit. Veni sprintete den Weg entlang, Basti lächelte. Er wollte seinen Freund in den Arm nehmen, fing ebenfalls das Rennen an. Doch Bastis Welt drehte sich. Alles verschwamm, und drehte sich immer mehr und mehr. Ein paar Meter war Veni noch entfernt, da verlor Basti sein Gleichgewicht und kippte nach links. Links floss die Spree. An einen herausschauenden Stein stieß er mit dem Kopf, bevor dann sein ganzer Körper in das braune Wasser fiel und sich nicht mehr regte. Nur noch einzelne Blutspuren am grauen Felsen blieben zurück.

Dann hallte es durch die Straßen, als wäre ein Tier erschossen, ein herzzerreißender Schrei. Nun verschwamm auch Venis Sicht, wegen der Tränen, wegen des Schmerzes. Er versuchte den dahin treibenden Körper irgendwie ans Ufer zu holen, versuchte seine Hoffnung nicht aufzugeben, doch die Strömung war zu stark. Durch den tagelangen Regen hatte sich der Fluss in einen Schnellstrom verwandelt. Also stand er da, am Ufer, und beobachtete, wie sein Freund, sein ein und alles, der wichtigste Mensch seines Lebens, leblos von ihm wegtrieb.

wunsch von emmi_the_turtle (also ihre schuld, nicht meine)
wörter:
übergriffig
rausch
bastard
fluss
herzzerreißender schrei
abängigkeit
stress
bett
umarmung
regen
eiskalt
müdigkeit
schwer atmend
unterdrücken
schmerzen
synchron
mülleimer
matratze
boden
braun
baum

naja anyways schönen abend euch noch peepohappy

oneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt