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Tatenlos muss ich zusehen, wie diese Leute Riley in einen der Vernehmungsräume schieben. Sie lässt es mit gesenktem Kopf zu und dreht sich nicht einmal zu mir herum. Es ist wie ein Stich ins Herz, sehen zu müssen, wie leicht sie nachgibt. Wo ist diese starke Riley hin, vor der ich mich in Madripoor beinahe noch gefürchtet habe?
Deprimiert lasse ich mich in den Raum daneben bringen. Ich werde angewiesen mich auf den Holzstuhl zu setzen und ich gehorche. Gerade macht es für mich keinen Sinn, zu kämpfen.
Die Personen fesseln mich an den Tisch, verlassen den Raum wider und ich bleibe allein zurück. Neugierig sehe ich mich um und erkenne, das Spiegelglasfenster mir gegenüber. Dahinter kann ich Riley sehen, welche regungslos auf dem Stuhl sitzt. Sie hat den Kopf gesenkt und ihre Augen abwesend auf die Tischplatte vor sich gerichtet.
Mich fragend, was hier los ist, sehe ich mich genauer um. In der Ecke über der Tür kann ich eine Überwachungskamera sehe. Und über dem Fenster sind zwei Lautsprecher aufgehängt. Soll ich etwa alles mitbekommen, was bei Riley passiert? Was versprechen sie sich davon?
Bei Riley im Raum öffnet sich die Tür und Olive, sowie ein anderer Agent treten ein. Olive hat einen deutlich überheblichen Blick aufgesetzt und sieht spottend auf Riley herunter. Mein Blick verfinstert sich, als ich dieses abscheuliche Verhalten beobachte. Niemand darf sich über Rileys Hilflosigkeit lustig machen!
Mit einem lauten Knarzen schiebt Olive den Stuhl zurück und lässt sich lässig darauf fallen. Die Stiefel knallt sie lauthals auf den Tisch, direkt vor Rileys Sicht.
Meine Verehrte zuckt zusammen und richtet sich ein wenig auf. Sie ist nun sichtbar angespannt und eingeschüchtert. Verwirrt versuche ich herauszufinden, was sie veranlasst ihre Angst so sichtbar zu zeigen. Bis jetzt hat sie es ganz gut verborgen und ich habe ihre Gefühle nur erkannt, weil ich durch mich selbst wusste, wonach ich suchen müsste.
Der Mann bei Olive setzt sich schweigend auf den zweiten Stuhl neben Olive und mustert Riley eindringlich. Irgendetwas an ihm kommt mir so vor, als hätte ich ihn schon einmal gesehen. Ich kann aber nicht sagen wo. Im Privaten vermute ich, dass er bei dem Anschlag dabei war, bei dem Lester Miron starb und Alec entkommen ist.

„Sieh mal einer an, wer von den Toten auferstanden ist", lächelt Olive finster.
Riley regt keinen Muskel und hört schweigend zu. Olive neigt den Kopf etwas zur Seite und mustert sie genauer.
Ich sehe ebenfalls so genau hin, wie ich durch das abgedunkelte Glas kann. Es macht mir ehrlich Angst, dass Riley sich so sehr fürchtet, ohne dass ich weiß, was sie so sehr stört.
„Beantwortest du unsere Fragen freiwillig, oder wird es dieselbe Tour, die auch dein Bruder genommen hat?", hakt Olive nach.
Meine linke Hand ballt sich zur Faust, als sie es tatsächlich wagt, Riley Gewalt anzudrohen. Riley hatte in ihrem Leben mehr als genug Gewalt, sogar noch mehr als die Jungen. Das kann nicht schon wieder von vorne beginnen!
„Ich bin bereit zu gehorchen", flüstert Riley und bleibt ansonsten noch immer regungslos.
Das lässt mich schlagartig erwachen. Sie weiß, dass jemand zuhört, der zu Hydra gehört hatte. Deswegen ihr verkrampftes Verhalten.
„Nein", flüstere ich verängstigt und reiße die Augen auf.
Die Luft wird dünn und ich verfalle in eine Schnappatmung. Hydra ist hier, sie haben sie gefunden. Sie werden sie mitnehmen und wieder zur Waffe machen. Sie werden Riley noch schlimmer behandeln als der Staat es tun würde!
Mit aller Kraft, die ich habe, versuche ich mich von den Fesseln zu befreien. Ich muss ihr helfen und sie vor Hydra beschützen. Alec ist nicht hier um das zu tun, also muss ich es.
Doch die Fesseln scheinen auf mich angepasst worden zu sein. Denn sie bewegen sich keinen Millimeter und ich bekomme sie nicht los. Hilflos sehe ich zu, wie Riley weiter mit gesenktem Kopf auf den Tisch sieht und sich nicht bewegt.
Mein Herz pocht wild und ich sehe mich verzweifelt um. Ich muss ihr irgendwie helfen! Ich muss!

Die Tür geht auf und erschrocken sehe ich zu dieser. Sam steht vor mir und mustert mich besorgt. Doch ich habe keine Zeit, die ich verschwenden kann. Riley muss gerettet werden.
„Hydra! Sie sind hier! Sie haben es auf sie abgesehen!", flüstere ich ihm panisch entgegen.
Nun reißt auch Sam die Augen auf und sein Kopf schnellt zu dem Fenster herum. Er erkennt merklich, wie angespannt Riley ist und dass auch sie kurz vor einer Panikattacke steht.
„Hol sie da raus! So schnell du kannst, bitte!", flehe ich ihn an.
Sam verschwindet wieder aus der Tür. Nur wenige Sekunden später wird Olive – welche irgend etwas redet, was ich nicht einmal Aufmerksamkeit geschenkt habe – von einem Klopfen unterbrochen.
Verdattert sieht sie zur Tür und Sam tritt ein. Selbstbewusst stellt er sich hinter Riley und verdeutlicht damit, dass sie unter seinem Schutz steht.
„Miss Potts hat einen Anwalt für sie geschickt. Bis dahin ist die Befragung nicht weiter genehmigt", offenbart er streng.
Olive und der andere Agent tauschen ihre Blicke aus. Ich kann Olives Blick nicht sehen, weil sie sich von mir weggedreht hat. Der Mann erscheint aber definitiv nicht glücklich über den Unterbruch zu sein.
Schließlich wirft Olive die Hände in die Luft und sieht sauer zu Sam auf.
„Okay. Wir sprechen kein Wort mehr mit ihr, bis ihr Anwalt eingetroffen ist. Zufrieden?", zickt sie ihn sauer an.
„Darf ich einen Moment mit ihr alleine sein?", bittet Sam, ohne auf ihre Provokation einzugehen.
„Warum?", hakt der Mann nach.
„Ich habe sie vor acht Jahren unter anderem Betreut. Ich möchte ihr auch hier beistehen", erklärt Sam gelassen.
„Und warum dürfen wir nicht mehr im selben Raum sein?", stellt Olive ihre Frage.
„Weil Riley unter Stress steht, seit sie hier her gebracht wurde. Ich denke, sie benötigt auch einmal eine Pause."
Olive zischt und verdreht die Augen. Jedoch stehen beide Agenten auf und stolzieren aus dem Raum. Sam bleibt tatsächlich alleine mit Riley zurück.
Behutsam setzt er sich ihr gegenüber und greift nach ihren Händen, die sie auf den Tisch gelegt hat. Riley zuckt scharf zusammen, beruhigt sich aber schnell wieder.
„Wer ist es? Wer ist der Agent von Hydra?", befragt Sam sie eindringlich, aber so leise, dass der Lautsprecher es kaum übermitteln kann.
Riley hebt überrascht den Blick und sieht stockend zu Sam auf. Ihre Augen sind trotz der Trübheit mit Angst überflutet. Sam sieht sie beruhigend an, was sie nur leider nicht mit verfolgen kann.
„Der Mann neben Janners. Er war damals auch bei dem Angriff auf die Avengers dabei. Er gab mir die Instruktionen, als wir in dem MacDonalds waren", wispert sie leise.
Daher kenne ich den Mann also. Er war mir damals aufgefallen, weil ich seine Blicke bemerkt habe, die er auf sie gerichtet hatte. Warum ist mir das nicht früher in den Sinn gekommen? 

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