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Mit unglaublich leckeren Pommes in der Hand sitze ich neben Riley auf einem Steg, der ins Meer hinaus führt. Glücklich genieße ich die Aussicht und folge einem Schwarm Möwen am Himmel mit den Augen.
Riley lässt neben mir die Füße baumeln und nimmt sich hin und wieder eine Pommes aus der Schachtel. Ein oder zwei darf auch ihr Hund probieren. Medusa, heißt die Hündin.
„Was machst du den ganzen Tag über so?", frage ich sie interessiert.
Riley lächelt und lässt sich die Finger sauber lecken. Zum Glück können Super Soldaten keine Infektionen bekommen, wenn sie Hundebakterien essen.
„Meistens irgendwelche Geschäfte abwickeln oder Verhandlungen führen. Manchmal aber auch solche verfolgen, die innerhalb in diesem Land zu weit gegangen sind. Wir haben keine Gesetze, aber moralische Grenzen. Und wenn jemand diese überschreitet, dann gibt's Ärger", berichtet sie mir.
„Und dann gibt es noch die, die zu Hydra gehört haben. Was mit denen passiert, hat sich bis in die Staaten herumgesprochen", ergänze ich.
Riley verkrampft sich neben mir ein wenig und sieht in die Ferne.
„Das wart auch ihr, oder?", vermute ich.
Riley schluckt und beginnt mit einer Hand den Nacken von Medusa zu kraulen. Ihre Hand andere beginnt über ihren Unterbauch zu streichen. Ein deutlich erkennbares Stresssymptom.
„Als wir uns hier niederließen bekamen das natürlich auch einige mit. Immerhin wurden wir durch die Aktionen, die die Vereinigten Staaten durchgeführt haben, weltbekannt. Viele von ihnen haben versucht uns in die Hände zu bekommen. Besonders mich, weil ich ein leichtes Ziel war und bei ganz Hydra bekannt war, dass Alec alles tun würde, wenn ich in Gefahr wäre. Er hat auch alles getan, als ich beinahe entführt wurde. Nur nicht das, was sie wollten. Eher im gegenteilt", berichtet sie mir.
Was sie mit dem Gegenteil meint, kann ich mir sehr gut denken. Immerhin hat Zemo gut geschildert, in was für einem Zustand Hydra-Mitglieder aufgefunden wurden. Schluckend verstehe ich es.
„Sie alle wollten dich entführen und Alec damit unter ihre Kontrolle bringen?"
Riley nickt und wendet sich ebenfalls dem Meer zu.
„Die meisten, ja. Die anderen waren einfach da und haben uns früher gequält. Bei ihnen war es dann eine Art Rache", beichtet sie mir.
Verstehend nicke ich und versuche nicht zu sehr darüber nachzudenken. Sie haben Riley und die Jungen gequält. Also haben die vier es nur zurückgegeben, oder nicht?
Doch noch ein anderer Gedanke beschäftigt mich. Eine Frage die Sam schon einmal ausgesprochen hat.
„Wer war die Leiche, die wir an deiner Stelle bestattet haben?"
Rileys Blick schweift in die Ferne und ihre Hand in dem Fell der Hündin verlangsamt sich mit dem Kraulen.
„Sie gehörte auch zu Hydra. Sie war von einer anderen Einheit und hat mit Rollins und Korol versucht mich anzugreifen. Zum Glück war Liam da und hat die beiden Männer ausgeschaltet. Ich habe sie solange von mir fern gehalten, bis er sich auch um sie kümmern konnte", berichtet sie mir.
„Also war die Geschichte von Alec, abgesehen davon, dass du nicht gestorben bist, falsch", bemerke ich.
Darauf hätte ich auch schon viel früher kommen können.
Riley nickt und flüstert: „Ja, Liam blieb bei mir als sie den Stützpunkt in der Bronx angriffen. Sie kamen auch zu zweit gut zurecht und Alec war zu paranoid, um mich allein zu lassen."
Verstehend blinzle ich und sehe zurück ins Meer.
„Er klang so glaubwürdig, als er mir von deinem ‚Tod' erzählt hat", bemerke ich leise.
„Es war bei Hydra überlebenswichtig, dass wir gut lügen konnten", beurteilt Riley ebenso ruhig.
„Bucky? Es tut mir leid... dass du so sehr wegen mir leiden musstest. Ich weiß, es gibt keine Entschuldigung dafür, aber bitte nimm zur Kenntnis, dass ich es bereue", fährt sie fort.
Schluckend sehe ich zu Riley zurück, welche starr auf das Meer hinaus sieht. Traurig lächle ich in ihre Richtung.
„Ich habe dir in dem Moment verziehen, als ich heute Morgen neben dir aufwachen durfte."
Meine Worte schenken ihr immerhin ein Lächeln und sie wirkt erleichtert. Es liegt noch immer viel Schmerz, den ich bis jetzt kaum wahrgenommen habe, in ihrem Ausdruck. Doch sie wirkt dennoch entspannter.

Schritte hinter uns unterbrechen die Stille und ich drehe mich um. Jean steht unsicher vor uns und sieht schluckend zu ihrer Mutter.
Hat Riley sie inzwischen überhaupt als Tochter anerkannt? Oder ist dieses Band für immer kaputt?
Nun dreht sich auch Riley zu ihr um. Fragend sehe ich zu der jungen Frau auf, welche ihre Augen jedoch nur auf Riley gerichtet hat.
„Die Staaten haben neue Forderungen. Das solltest du dir anhören", informiert sie sie angespannt.
Riley nickt und steht auf. Sofort ist der Hund wieder an ihrer Seite und sie fasst ihn an dem Geschirr.
„So viel zu einem Tag Auszeit", murmelt Riley deprimiert und folgt ihrer Tochter zu einem schwarzen Wagen, der vor dem Strand steht.
Mich lässt sie einfach stehen, als hätte sie mich vergessen. Somit bleibt mir nichts anderes, als ihr verletzt hinterher zu blicken und die Pommes in meiner Hand vor verdrängter Trauer zu zerquetschen.
Riley fährt in dem Wagen davon, während Jean bei mir bleibt. Seufzend dreht sie sich zu mir um und mustert mich bedrückt.
„Solltest du nicht in den Staaten sein?", fällt mir nüchtern auf.
Jean schüttelt den Kopf während sie abwehrend blinzelt verschränkt die Arme. Besorgt mustere ich sie.
„Ich bin hier praktisch aufgewachsen, nachdem ich Rollins weggenommen wurde. Woanders fühle ich mich nicht mehr wohl", erklärt sie mir.
Nickend fällt mir ein bestimmtes Wort auf. ‚Rollins'. Nicht ‚Dad' oder ‚Mein Vater'. Rollins. Als hätte sie ihn als Vater aberkannt.
Jean scheint meine Gedanken verstanden zu haben: „Seit Ivanic gedroht hat mich zu vergewaltigen... weiß ich, wie sie sich gefühlt haben muss. Diese endlos lähmende Panik, die dich gefügig macht, weil du es nicht wagst etwas dagegen zu tun. Der blanke Horror, der durch deinen Körper peitscht. Jemanden, der das einer Frau antut, will ich nicht als Vater."
Nickend zeige ich ihr, dass ich es verstanden habe. Sie solidarisiert mit Riley. Sie erkennt sie noch nicht als Mutter an. Und Riley sie vermutlich auch nicht als Tochter. Aber sie arbeiten miteinander. Sie kommen sich näher. Das ist sehr viel, wenn man ihre Geschichte bedenkt.
„Ist es eine kluge Idee zum Tower zurückzukehren?", versuche ich einen Themenwechsel.
Jean scheint dankbar dafür zu sein und nickt. Seufzend stehe ich nun ebenfalls auf und gehe auf sie zu. Sie ist sichtlich beeindruckt von meinem Körper, scheint aber keine Angst zu haben.
Mit ein wenig Reue werfe ich die Pommes in einen Mülleimer und folge Jean zurück in die Stadt. Traurig lächelnd sehe ich mir nochmals die Geschäfte an und denke an meinen Spaziergang mit Riley durch diese Straßen hindurch.
Dieser kurze Augenblick war perfekt. Riley und ich, während wir ein annährend normales Leben ‚geführt' haben und durch die Straßen bummelten. Es war wunderschön. 

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Es tut mir wirklich leid, dass ich kaum update! Aber ich habe im Moment so gut wie keine Zeit um zu schreiben, weshalb sich alles sehr verzögert!

Ich hoffe, ihr könnt mir verzeihen! :(

Alpha - New MissionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt