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Noch bevor ich realisieren kann, was das bedeutet, schaltet die Musik des Radios ab.
Dafür meldet eine Stimme: „Eilmeldung. Wie wir soeben erfahren haben, wurde vor nicht einmal fünf Minuten eines der letzten Opfer von Hydra und der berüchtigte Scharfschütze, Alec Miller, aus der Untersuchungshaft befreit.
Augenzeugen berichten von einer Bombe die in der Zentrale der CIA – in welcher er untergebracht war – ein Loch in die Wand sprengte. Mehrere duzend Agenten wurden verletzt. Von dem Flüchtigen fehlt bis jetzt jede Spur."
Fassungslos sehen wir zu dritt zu Liam. Das Grinsen auf seinen Lippen wurde nur noch breiter und er sieht den Sirenen entgegen, welche aus der Ferne auf uns zu kommen.

Steve steht wieder auf und geht auf das Fenster zu.
„Müssen wir uns deswegen Sorgen machen?", wendet er sich an Liam.
„Nein, weil ich nie hier war, außer ich werde geschnappt", erwidert dieser.
„Warum willst du so unbedingt dieses Alibi? Ich meine, Alec ist dein bester Freund. Warum bist du hier und hilfst nicht bei seiner Befreiung?", kritisiert Sam.
Liams Blick trifft meinen und ich kann irgend etwas darin erkennen. Ich weiß aber nicht was.
„Weil sie wissen will, ob es dir gut geht", meint er zu mir.
Bei seinen Worten wird mir abwechselnd warm und kalt. Sie weiß, dass ich noch lebe. Natürlich weiß sie es. Und sie schickt ihn, um nach mir zu sehen.
„Warum kommt sie nicht selbst?", möchte ich trotzdem wissen.
„Was genau redet ihr zwei? Hier können nicht alle Russisch!", ruft Sam dazwischen.
„Weil sie es nicht kann. Macht der Gewohnheit, wir sprechen kaum noch Englisch. Nur mit Kunden, die kein Russisch können", erklärt Liam.

Ich bemerke, wie er langsam den Rückzug antritt. Am liebsten würde ich nach Liam rufen, ihn beten mich zu ihr zu bringen.
Aber ich kann nicht. Ich werde wahrscheinlich bald hier gebraucht und noch mehr Probleme mit der Regierung benötige ich gerade echt nicht. 
Somit sehe ich stumm zu, wie Liam sich die Maske und Kapuze wieder überstreift und sich unkenntlich macht. 
Er wirft mir einen letzten Blick zu. Seine eisigen Augen bohren sich beinahe bis in meine Seele.
Dann dreht er sich um und verlässt das Haus. Ich sehe ihn nicht einmal durch den Vorgarten verschwinden.
Es ist, als hätte er sich in Luft aufgelöst und wäre nun verschwunden. Nur die Flasche auf dem Tresen erlaubt es mir wirklich zu glauben, dass er hier war.

Draußen heulen noch immer die Sirenen und rasen mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die Gegend. Doch ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass es beiden gelingt unterzutauchen.
Mehrfach durfte ich schon beobachten, wie sie einfach in der Menge verschwanden oder so unauffällig blieben, dass niemand einen Grund hatte Verdacht zu schöpfen.

„Also, was hat er gesagt?", meint Sam direkt wieder.
„Riley hat ihn geschickt, um zu überprüfen, ob ich wohl auf bin."
Ohne Umschweife, sofort mit der Wahrheit. Kurz und Schmerzlos, wie ein Pflaster.
„Und wie geht es dir damit?", forscht Sam weiter nach.
Ich zucke die Schultern und sehe noch immer zur Fronttür. Es ist so leicht sich vorzustellen, wie Liam wieder eintritt. Aber ich kann mir nicht ausmalen, wie Riley nach all den Jahren aussehen würde.
Hat sie noch immer die Narben? Oder sind diese inzwischen verheilt und sie ist nur noch Blind? Wäre es aber auch möglich, dass sie einen Teil ihrer Sehkraft zurückerlangt hat? Bei Steve hat es ja auch geholfen.

„Okay, was wollen wir jetzt-"
Steve wird von seinem Handy unterbrochen, das klingelt. Wenig überrascht erkenne ich, dass Olive ihn anruft.
Mit einem Nicken informieren wir beide ihn, dass er abnehmen soll. Steve tut es und schaltet direkt auf Lautsprecher.
„Ja?", meldet er sich.
„Hast du es schon gehört?", schnauft Olive am anderen Ende.
„Das mit der Explosion? Ja habe ich. Bist du verletzt?"
„Nein...nein mir geht es gut... Aber Lester... Er-Er ist unter einem Berg vergraben, ich glaube nicht, dass er...", Olive bricht in einem Schluchzen ab.
Über die Augenränder sehe ich zu Steve hoch. Sein Blick sagt mir dasselbe, wie ich denke. Emotional für uns kein wirklich großer Verlust.
„Soll ich vorbeikommen?", schafft er es trotzdem mitfühlend zu klingen.
„Ja...ja, das wäre gut...", stammelt Olive.
„Ich nehme Sam und Bucky auch noch mit. Wir sind unterwegs", informiert Steve sie.
Ohne einen Abschied hängt er auf und sieht seufzend zu uns.
„Der wird uns vermutlich keine Aufträge mehr um den Hals hängen", bemerkt Sam trocken.
„Aber der Power Broker hat jetzt wohl einige Agenten auf dem Gewissen. Ich bezweifle, dass die Regierung das einfach hinnehmen wird", bemerke ich.
Steve nickt zustimmend und Sam seufzt: „Dann packt schon mal eure Sachen. Ich denke, ich kenne unser nächstes Ziel."
Mit einem Summen stimme ich ihm zu, während sich die Autoschlüssel schnappt.
„Schaffst du das, Buck?", will er auf dem Weg zum Wagen wissen.
„Ich weiß, dass sie lebt und wo sie ist. Ich denke, ich bekomme es hin", erwidere ich knapp.
Steve setzt sich direkt ans Steuer, ich neben ihn und Sam hinter mich.
Gerade als Steve das Auto startet meckert Sam: „Kannst du nicht ein wenig nach vorne Rücken?"
„Nein."

Nicht lange danach treffen wir bei der Zentrale ein. Überall stehen Polizisten, Feuerwehrleute, Rettungssanitäter, Notärzte und unverletzte Agenten.
Olive entdecken wir bei einer Gruppe Diplomaten. Sie hält sich einen Kühlbeutel an eine Platzwunde am Kopf. Ansonsten scheint sie unversehrt zu sein.
Kaum hat sie uns gesehen, verabschiedet sie sich von den Leuten und kommt auf uns zu. Ein tapferes Lächeln liegt auf ihren Lippen.
„Oh Gott, danke dass ihr hier seid!", ruft sie uns erleichtert entgegen.
Ohne Vorwarnung wirft sie sich mir in die Arme. Perplex halte ich sie kurz fest. Mein Blick trifft währenddessen etwas hilflos auf Steve, welcher nur grinst.
Nach kurzer Zeit schiebe ich sie wieder von mir und mustere sie ernst. Aber es scheint so, als wäre es wirklich nur die Platzwunde.
„Was ist mit Lester?", frage ich vorsichtig nach.
Olives Lächeln verstirbt und ich kann die Trauer in ihren Augen sehen. Mit ersten Tränen, die sich ihren Weg über ihre Wangen bahnen schüttelt sie den Kopf.
Verstehend nicke ich und lasse es zu, dass sie mich noch einmal umarmt. Steve und Sam bekunden ihr Mitleid ebenfalls noch einmal.
„Weiß man schon etwas, wer das getan hat?", erkundigt Steve sich bei ihr.
„Man weiß nichts genaues, nur ein paar Vermutungen. Die Naheliegendste ist, dass der Power Broker Alec Miller zurück haben wollte. Jemand anderes wurde auch nicht befreit", erklärt sie uns,
„Wie viele Gefangene gab es noch in dem Trakt?", wundere ich mich.
„Zwei. Samantha Pierce, sie sollte bei der Befragung von Alec Miller helfen, und Georg Batroc. Aber sie beide sind noch hier, weil die Explosion nur die Zelle von Alec Miller getroffen hat", offenbart Olive.
„Warte. Samantha Pierce? Ist sie die Tochter von Alexander Pierce?", erkenne ich erschrocken.
„Ja, Samantha Pierce. Aber nach dessen Tod hat sie sich an die Kinder-Soldaten gehängt."
Mein Blick trifft auf den von Steve. Ich denke, wir haben denselben Gedanken.
„Wie nahe war die Bombe an Samanthas Zelle?", hakt Steve nach.
„Sie wurde wirklich nur um Zentimeter verfehlt."

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Und hier wieder einmal ein neues Kapitel :D

Wie immer hoffe ich, dass es euch gefällt und bis bald!

Alpha - New MissionDove le storie prendono vita. Scoprilo ora