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Unsicher, was ich nun tun soll, bleibe ich ruhig stehen und starre ihn an. Selbst wenn er und Riley keine eineiigen Zwillinge sind, sehen sie sich so unglaublich ähnlich.
Besonders ihre Augen könnten inzwischen ein und dieselben sein. Die traurigste Parallele ist, dass ich mich immer nach Rileys wunderschönen Augen gesehnt habe. Egal in welchem Zustand, sie waren immer wunderschön.
Alec starrt einen Moment zurück, bis er sich abwendet und hinter einer anderen Tür verschwindet. Unsicher, was ich tun soll, sehe ich zu Liam. Er nickt in Richtung Tür und ich gehorche.
Vorsichtig trete ich hinter Alec in den Raum ein. In diesem befinden sich einige Designerstühle und Couches.
Alec sitzt in einem Drehstuhl, direkt neben dem Fenster und sieht mir kühl entgegen. Schluckend setze ich mich auf den, der ihm am nächsten ist. Der Hund tapst mir hinterher und setzt sich an die rechte Seite von Alec.
Alec mustert mich, während sein Kiefer zuckt. Nicht wissend, was ich tun soll, lasse ich meinen Blick zu der Glaswand hinter ihm gleiten.
Ich sehe Low-Town wieder im Glanz der Nacht. Lichtsäulen erdolchen das Schwarz der Nacht und zaubern beinahe etwas Magisches in die Luft.

„Ich habe nicht erwartet, dich hier anzutreffen."
Ich drehe meinen Kopf zu Alec, halte meinen Blick aber auf den Boden gesenkt. Sein Anblick fühlt sich so an, als würde eine Hand, aus Schatten bestehend, sich in meine Brust bohren und das Loch darin noch weiter aufreißen. Er sieht ihr einfach zu ähnlich.
„Was tust du hier?", versucht es Alec weiter.
Schluckend sehe ich zu dem Hund, welcher mich ebenfalls genau mustert. Vermutlich sucht er nach Anzeichen, dass ich Alec angreifen würde.
„Ich habe hier einen Auftrag."
„Liam hat mich darüber informiert. Aber wie sieht dieser Auftrag genau aus?"
Mir auf den Kiefer beißend und verschränke die Hände auf meinem Schoss.
„Ein Agent wird vermisst und es gab Hinweise, dass er sich hier aufhalten soll. Die Regierung dachte, dass ich hier nicht auffallen würde."
Liam seufzt und er dreht sich mit dem Sessel um neunzig Grad dem Fenster zu. Ich wage es aufzublicken und ihn anzusehen. Seine Haare sind noch immer auf kinnlänge, beinahe Schulterlänge, doch er hat sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
„Sie diskriminieren dich also, aufgrund deiner Vergangenheit. Ich hätte nichts anderes erwarten sollen."
Alec lacht trocken auf und dreht sich zu mir zurück. Ich sehe jedoch sofort wieder weg.

Inzwischen sind mir Tränen in die Augen gestiegen. Es fühlt sich an, als würde ich erneut vor demselben Abgrund stehen wie vor acht Jahren. Und ich muss mich wieder zwingen, nicht zu springen und mich in der Trauer um Riley zu verlieren.
Verletzt beiße ich mir auf die Innenseiten meiner Wangen und versuche mich durch den Schmerz zu konzentrieren. Versuche normal weiter zu atmen und mir nichts anmerken zu lassen.
„Du vermisst sie", stellt Alec unnötig fest.
Ich nicke knapp, während ich immer verzweifelter gegen die Tränen ankämpfe. Ein unterdrücktes Schluchzen zerreißt meine Brust und erschwert es mir noch viel mehr, keinen Laut von mir zu geben.
Meine Schläfen schmerzen vor Anspannung und Verkrampfung, um die Tränen zurückzuhalten.
„River, trösten", murmelt Alec.
Gleich darauf tapst der Dobermann auf mich zu und legt den Kopf auf meinen Schoss ab. Kurz vor meinen Händen, welche sich aneinanderklammern.
Verwirrt sehe ich doch zu Alec. Seine – oder Rileys – Augen sind mit Mitleid gefüllt.
„Einer der Gründe, warum wir die Hunde haben. Sie helfen uns mit allem klarzukommen", erklärt er trocken.
Doch ich bemerke, dass auch er Tränen in den Augen hat. Zudem unterdrückt seine Stimme jede Emotion, welche vermutlich gerade Trauer und Schmerz sind.
Ich nicke verstehend und strecke meine rechte Hand nach dem Hund aus. Er reagiert nicht und lässt sich anstandslos streicheln. Und ich muss sagen, es hat wirklich etwas Beruhigendes an sich.

Tief durchatmend schaffe ich es mich zu beruhigen. Ich bekomme es hin, das Loch in meiner Brust zu betäuben. Meine Herzfrequenz senkt sich wieder und ich atme erleichtert aus.
Der Hund hebt seinen Kopf und blickt mich treuherzig an. Aber ich weiß, dass er mich töten würde, wenn Alec es ihm befiehlt.
„Danke", murmle ich leise.
Alec brummt verstehend und ich wage es, zu ihm zu sehen. Er sitzt leicht zusammengesunken in dem Stuhl und sieht zu dem Dobermann.
„Woher habt ihr sie? Immerhin sind das doch alles Rassehunde, aber ein Züchter hätte euch doch bestimmt angezeigt", frage ich nach.
Alec hebt die Augenbrauen und seufzt. Mit einem weichen Blick sieht er zu dem Hund, während er ihn zu sich ruft. Dieser gehorcht sofort und setzt sich wieder neben den jungen Mann.
Wobei, so jung ist er gar nicht mehr. Er und Riley wurden 1991 geboren und jetzt haben wir 2024. Heißt er ist jetzt Dreiunddreißig. Und Riley wäre es auch. Wenn sie nicht mit Fünfundzwanzig gestorben wäre.
„Aus Tierheimen und Tötungsstationen. Die meisten von ihnen waren Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenke. Spätestens vor den Ferien wurden sie dann aber abgegeben, wenn nicht schon früher", erklärt er mir.
Ich nicke verstehend. Es ist weit bekannt, dass auf diesem Weg unglaublich viele Tiere im Heim oder auf der Straße landen. Selbst solch teure Rassenhunde, wie diese.
„Ihr habt ihnen gutes getan und ihre Leben gerettet", bemerke ich flüsternd.
Alec nickt und streichelt dem Hund über den Kopf.
„Machst du dir Vorwürfe? Über ihren Tod?", wage ich es nachzuhaken.
Alec knirscht mit dem Kiefer und sieht zur Seite. Ein eindeutiges Zeichen.
„Wie ist es passiert? Wie konnte Rollins sie in die Finger kriegen?", möchte ich wissen.
In meinem Kopf bin ich jedes Szenario durchgegangen. Ich habe immer wieder versucht zu verstehen, wie er Riley angreifen konnte. Immerhin wussten sie, dass sie blind und schutzlos ist. Haben sie sie nicht überwacht?
„Wir wurden in eine Falle gelockt. Wir dachten, sie wäre in Sicherheit, weil wir alle Soldaten bei uns glaubten. Es war aber nur ein Trick, um uns von ihr weg zu locken. Vermutlich wollten sie sie entführen, um uns mit ihr erpressen zu können. Aber Riley...wollte das nicht zulassen. Und hat sich gewehrt. Erfolgreich, wenn man es so nennen kann."
Ich nicke und versuche mir alles zusammenzureimen. Aber ich komme nicht sehr weit.
„Erklär es mir bitte genauer. Ich möchte es verstehen", bete ich ihn.
Alec seufzt, nickt aber. 

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Ich habe es doch noch geschafft, ein Kapitel zu schreiben :D

Somit kommt dieses hier auch noch, während ich in den Ferien bin ^^

Aus den Ferien kehre ich voraussichtlich übrigens am Donnerstag zurück, heisst ab Freitag werden die Updates wieder regelmäßiger ;)

LG Jas_Barnes <3

Alpha - New MissionWhere stories live. Discover now