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Leise schleiche ich den Flur entlang. Medusa folgt mir daneben und hechelt dabei zufrieden. Von Riley fehlt jedoch jede Spur.
Aber plötzlich bellt der Schäferhund neben mir auf und ich zucke zusammen. Liam kommt mit schnellen Schritten auf uns zu. Mit einer Handgeste ruft er den Hund neben sich. Sein dunkler Blick kündigt Unheil an.
Wachsam richte ich mich ein wenig auf und sehe ihm entgegen. Nur einen knappen Meter vor mir bleibt er stehen.
„Was ist los?", frage ich ihn mit einem mulmigen Gefühl im Bauch.
„Riley will verhandeln. Sie ergibt sich und der Rest von Madripoor bleibt verschont. Alec versucht es ihr auszureden, doch sie ist wie festgefahren. Hast du etwas damit zu tun?", fährt er mich an.
Schaudernd und nun wirklich unwohl schnappe ich nach Luft. Nein bitte. Das darf nicht ihr Ernst sein!
„Nein! Nein, ich schwöre, ich wusste nichts davon! S-Sie hat sich einfach aus dem Staub gemacht und mich das Kind beaufsichtigen lassen!", rufe ich aus.
Liams dunkler Blick durchbohrt mich geradezu. Ich schaudere, versuche meine Aussage mit einem Nicken aber zu bestätigen.
Liams Blick wechselt von eiskalt zu betrübt und sorgenvoll. Seufzend senke ich meinen Blick und versuche klarer zu denken. Riley will sich tatsächlich ergeben? Woher kommt dieser Sinneswandel plötzlich? Was hat sie dazu gebracht, ihre Meinung so plötzlich zu ändern?
„Ich muss zu ihr", erkenne ich schwerer atmend und hebe meinen Blick wieder.
Liams Augen sind berechnend und gefährlich ruhig. Sein Kiefer ist angespannt und plötzlich weicht er meinen Augen aus.
„Ich muss zu ihr und das klären. Ich schwöre, ich habe nichts zu ihr gesagt, dass sie in diese Richtung treiben könnte! Aber wenn es doch etwas mit mir zu tun hat, dann muss ich das klären!", verdeutliche ich meinen Standpunkt.
Liam seufzt und lässt den Kopf hängen. Bittend sehe ich zu ihm und halte den Atem an. Ich muss Riley davon abhalten diesen Fehler zu machen und sich den Staaten zu übergeben. Es ist für mich unmöglich auch nur daran zu denken, wie der Staat sie zu seiner eigenen Waffe macht. Nach allem, was sie bis jetzt durchmachen musste.
„Liam, bitte."
Der Junge vor mir hebt den Kopf. Die Kälte in seinen Augen jagt mir einen Schauer über den Rücken. Das sind die Augen des Winter Soldiers, wie ich sie in Erinnerung habe. Gott, ich denke ich weiß jetzt, wie sich meine Opfer fühlten, wenn ich sie so angesehen habe.
„Okay."
Mit diesem Wort dreht er sich um. Der Hund folgt ihm genauso brav, wie ich es tue. Er führt mich durch das Stockwerk, durch die Halle in der ich zusammenbrach, nachdem ich Riley gesehen habe. Liam führt mich durch die Tür, durch welche Riley Olive gelotst hatte und bleibt vor einer schweren, hölzernen Tür stehen.
Zaghaft klopft er an und macht wieder einen Schritt zurück. Die Tür wird beinahe aufgerissen und ein wirklich schlecht gelaunter Alec steht vor uns. Ich bemerke, wie sich Liam angespannt hat und seinem besten Freund entgegenblickt.
„Was macht er hier?", will Alec kühl wissen.
Auch seine Haltung erinnert mich gerade stark an die des Winter Soldiers. Wie viel von Hydra steckt wirklich noch in ihnen? Und hat auch Riley noch solch eine Seite? Es scheint mir nicht möglich sein, diese Frage zweifelsfrei zu beantworten.
Einerseits ist es sehr gut möglich, immerhin habe selbst ich noch einen Teil des Winter Soldiers in mir. Andererseits ist es ihnen vielleicht besser gelungen, sich von Hydra endlich loszulösen. Und sie zeigen nur noch das Verhalten und haben nicht mehr diese Gedanken. Es ist beides möglich.
„Er schwört, dass er nichts mit Rileys Entscheidung zu tun hat. Und er will zu ihr", klärt Liam auf.
Alec sieht grimmig zu mir und ich verspanne mich genauso, wie es Liam getan hat. Ich muss zugeben, Alec kann wirklich einschüchternd werden, wenn er mich so ansieht.
„Na gut, vielleicht hast du mehr Glück, als ich", gibt er dann leiser nach.
Mit gesenktem Kopf tritt er zur Seite und lässt mich eintreten.

Der Raum entpuppt sich als Büro. Ein schwerer, eleganter Eichentisch steht vor der Glasfront, welche einen Low Town bestaunen lässt. Hinter dem Tisch steht auch noch ein großer Bürostuhl.
In diesem sitzt Riley und sieht nachdenklich auf die Papiere vor sich. Ich weiß nicht genau, was sie mit diesen Papieren will, immerhin kann sie sie nicht lesen. Aber vielleicht hat sie etwas niedergeschrieben?
Vorsichtig nähere ich mich ihr. Ich weiß, dass sie meine Schritte hören kann und somit vorgewarnt ist. Dennoch versuche ich sie nicht zu erschrecken.
„Was willst du?", fragt Riley trocken, während sie nicht einmal aufblickt.
Ihr Kiefer ist angespannt und sie ist starr. Hat sie Angst? Oder etwas anderes? Und warum ist sie so abweisend? Wir haben uns gerade erst die Gefühle gestanden. Sie müsste doch glücklich sein, wenn sie wirklich etwas für mich empfindet. Denn ich bin glücklich darüber, dass meine Liebe erwidert wird.
„Du darfst dich nicht ergeben, Riley. Du würdest wieder als Waffe missbraucht werden. Hier bist du in Sicherheit, gib das bitte nicht auf", versuche ich es leise.
Endlich hebt Riley den Blick und sieht mich an. Ihre Augen sind matt und ich muss schlucken.
„Du hast für all das hier gekämpft Riley. Gib das nicht einfach so weg", fahre ich fort.
„Du verstehst es nicht", flüstert sie mir zurück.
Ihre Hand zittert und sie senkt den Blick wieder, als würde es ihr weh tun, ihre Augen mir zugewandt zu haben. Genau das schmerzt mich.
„Dann erklär es mir bitte", bete ich sie leise.
Riley stockt sichtbar. Abrupt dreht sie sich von mir weg, steht auf und lehnt sich mit den Händen an dem Fenster ab. Schwerer atmend sieht sie hinaus in die Welt. Oder nur weg von mir.
„Riley, was ich dir damals als Baby angetan habe ist unverzeihlich. Was Hydra all dein Leben lang mit dir getan hat, dass ist einfach nur furchtbar. Aber du musst das nicht wiederholen. Du musst dich nicht den Staaten übergeben und erneut zur Waffe werden. Du kannst hierbleiben. Wir werden eine Lösung finden!", versuche ich sie zu überreden.
Doch Riley schüttelt den Kopf und sieht zu mir zurück. Ihre Augen sind matt und ihre Lippen unglücklich verzogen. So als würde sie gleich weinen.
„Wir finden eine Lösung, Riley. Die Geschichte wird sich nicht wiederholen", bestätige ich.
Doch Riley lächelt gequält und meint: „Mein Schicksal war klar, als ich in deinen Armen lag. Daraus gibt es kein Entkommen." 

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Ich habe mir über das Wochenende noch einmal Zeit genommen und habe es doch tatsächlich geschafft die Geschichte fertig zu schreiben. 
Daher wird wieder täglich ein Kapitel hochgeladen, bis wir fertig sind. ;)

Bis morgen also!

Alpha - New MissionWhere stories live. Discover now