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Wie bereits versprochen tauche ich am nächsten Tag am Nachmittag in der CIA-Zentrale auf. Olive wartet bereits auf mich. Lächelnd empfängt sie mich und führt mich zu ‚Lester' in einen Befragungsraum.
Angespannt schüttle ich seine Hand und suche nach möglichen Überwachungsmitteln. In der einen Ecke finde ich eine Kamera und hinter einer Pflanze eine Wärmebildkamera. Ansonsten scheint der Raum sauber zu sein. Hören sie hier nicht ab? Und warum?

„Also, bringen wir es hinter uns", mache ich ‚Lester' auf meinen Grund hier zu sein aufmerksam.
Dieser nickt sofort und deutet zu der Tür. Diese öffnet sich auch sogleich und Alec tritt – schwer gesichert natürlich – in Begleitung einiger Wachen ein.
Sein Blick ist finster und verdunkelt sich auch sogleich noch einmal, als er mich sieht. Unsicher richte ich mich noch einmal etwas auf, während ich seinem Blick standhalte.
Als ich ihn mustere, bemerke ich, dass er wirklich kaum älter geworden ist. Vielleicht drei Jahre? Wurde er auch geblippt?
Zudem weist er aber auch einige Schrammen und Dellen auf. Und diese sind nicht von Ivanic.
Wurde er hier etwa auch geschlagen? Um Druck auszuüben? Sollten die Mikrophone das nicht aufnehmen? Die Gewalt, die sie bei Befragungen anwenden? Filmmaterial lässt sich einfach Schneiden. Tonlinien nicht so.

„Setzen Sie sich, Mister Miller", bietet ‚Lester' ihm an.
Schweigend und mit weiterhin grimmigem Blick gehorcht Alec. Er setzt sich dem Spiegelglas gegenüber hin und sieht wartend zu mir. Ihm ist bereits klar, dass ich ihn vernehmen würde.
„Wir schaffen das hier alleine. Danke", schicke ich auch sogleich die anderen heraus.
‚Lester' nickt einmal und verschwindet dann. Olive schenkt mir immerhin noch ein aufmunterndes Lächeln.

Als Alec und ich allein sind setze ich mich mit dem Rücken zu dem Glas.
„Ich weiß wie du trainiert wurdest. Ich weiß, was du weist. Aber damit dir geholfen werden kann, musst du das durchbrechen. Gib ihnen die Informationen, die sie wollen und wir können etwas für dich heraushandeln. Du bist noch immer ein Opfer, Alec", beginne ich.
Alec sieht mir schweigend zu und verkrampft den Kiefer.
„Wie kann es sein, dass du als Held anerkannt wirst? Du hast dasselbe getan wie ich. Warum bist du nicht im Gefängnis, aber ich werde wie ein Schwerverbrecher gesucht?", gibt er zurück.
Schluckend sehe ich ihn an und versuche seine Worte zu verstehen. Und eine Antwort zu finden.
„Ich bin kein Held. Der einzige Grund, warum ich nicht im Gefängnis bin, ist weil ich eingewilligt habe für sie zu arbeiten", offenbare ich ihm.
„Du hältst also weiterhin als Waffe her, um ein Leben in einer so genannten Freiheit zu verbringen? Eine Freiheit, die niemals eine sein wird, weil dir immer noch alles vorgeschrieben wird? Weil man dir noch immer sagt, wen du töten sollst?", deckt Alec auf.
Ich nicke schwach und senke den Blick. Er bringt es so ziemlich auf den Punkt.
„Deswegen bin ich geflohen. Deswegen verschwand ich nach Madripoor. Um nicht mehr die Waffe von irgendjemandem zu sein. Was für Absichten auch immer es sind, es ist mir egal. Ich bin keine Waffe mehr!"
„Und der Power Broker? Du hast für ihn gearbeitet. Warst du dann nicht auch seine Waffe?", erwidere ich.
Ruckartig richtet Alec sich auf. Für die Leute hinter dem Spiegel sieht es vielleicht so aus, als hätte ich ihm einen Widerspruch in seiner Ansicht geliefert.
Aber Alec weiß worauf ich wirklich anspiele. Wenn der Power Broker wirklich Riley ist, wie er es gesagt hatte, dann war er nicht die Waffe des Power Brokers sondern der beschützende Bruder. Und darin besteht ein Unterschied.
Weil eine Waffe gegen einen selbst gerichtet werden kann. Aber nicht ein liebender Bruder, der für seine Schwester eher sterben würde, als sie zu verletzen.

Er weiß, würde er mir jetzt widersprechen, würde er zugeben, dass Riley noch lebt. Weil es keine andere Möglichkeit gäbe.
Aber irgendetwas in mir möchte, dass er mir zustimmt. Um den Kampf nicht noch einmal erleben zu müssen. Um weiterhin damit Leben zu können, dass Riley tot ist und ich damit abgeschlossen habe.
Und zeitgleich möchte ich, dass er mir widerspricht. Ich will, dass sie noch lebt. Ich will, dass Riley zu mir zurückkommt. Dass ich sie wieder in meine Arme schließen und den Frieden, den sie ausstrahlt, spüren kann.
In Alecs Augen kann ich den Zwiespalt sehen. Für mich bereits ein Beweis, dass sie noch lebt. Denn ansonsten würde er nicht so mit sich kämpfen, es auszusprechen.
Doch ich muss es hören. Ich brauche seine verbale Bestätigung, dass sie noch lebt. Ansonsten würde ich mir einreden, dass ich etwas fehlinterpretiert habe.
Das würde ich nicht mehr ertragen.

„So war es nicht", durchringt Alec sich schließlich.
Seine Stimme ist brüchig und seine Augen verraten, was ich denke.
Riley lebt noch.
„Wie dann?", frage ich dennoch.
Wir müssen den Leuten hinter der Wand eine Show liefern. Oder sie würden merken, dass etwas nicht stimmt.
Um das zu verstecken muss ich mich auch zwingen dieselbe Körperhaltung beizubehalten. Nicht in Tränen auszubrechen, darüber, dass Riley, welche ich acht Jahre für tot geglaubt hatte, noch lebt.
„Ich wurde nicht gezwungen. Es war meine freie Entscheidung."
Nickend gebe ich ihm ein Zeichen, dass ich es verstanden habe. Seine Augen verraten mir, dass er auch weiß, dass wir aus dem Schneider sind.
Ich habe die Antwort, die ich wollte. Die Agenten haben eine Aussage von ihm. Und Alec hat wieder seine Ruhe.

Wortlos stehe ich auf und gehe zur Tür. Hinter dieser stehen ‚Lester', Olive und die beiden Agenten, welche Alec herbrachten.
„Er hatte genug Gewalt in seinem Leben. Verschonen Sie ihn", weise ich sie trocken an, ehe ich auch diesen Raum verlasse.
Olive ruft noch nach mir, aber ich ignoriere sie. In meinem Kopf habe ich nur noch Platz für einen Gedanken.
Riley ist wirklich der Power Broker. Sie lebt.

Vor der Zentrale warten Steve und Sam an mich. Sie beide lehnen schweigend gegen Steves Auto und warten auf mich. Ihr Blick immer auf die Tür gerichtet.
Ohne etwas zu sagen steige ich hinten ein und warte, bis sie mir ins Auto folgen. Sam öffnet die Fahrertür und Steve quetscht sich neben mich.

Erst als die letzte Tür zuschlägt breche ich in Tränen aus.
Mein bitteres Weinen erfüllt den Wagen und ich habe das Gefühl zusammenzubrechen. Ich nehme meinen metallenen Arm vor das Gesicht und vergrabe es in der Hand.
Steves Hand schiebt sich um meine Schultern und zieht mich an ihn heran. Sofort nimmt er mich in eine Umarmung, welche mich als einziges stützt.
Nur knapp höre ich, wie Steve Sam anweist loszufahren.
Schluchzend versuche ich mich an Steve festzukrallen und die Erkenntnis schnellstmöglich zu überwinden. Riley lebt. Sie lebt.
Und ich habe nie nach ihr gesucht. 

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Auch wenn etwas spät am Abend, hier wieder ein neues Kapitel ^^

Und damit ist Riley offiziell wieder am Leben!

Ich hoffe, euch hat der Teil gefallen und ihr konntet ihn geniessen ;)

LG

Alpha - New MissionWhere stories live. Discover now