𝐓𝐨𝐩 𝐨𝐟 𝐭𝐡𝐞 𝐋𝐞𝐚𝐠𝐮𝐞

❆ 41 ❆

„Oh mein Gott, es schneit! Wieso habt ihr nicht bescheid gesagt?"
Hektisch schreckte ich hoch. Jerrel kam gerade krakeelend in das Wohnzimmer gelaufen und weckte somit Jamal und mich. Irgendwie hatten wir es geschafft, auf dem Sofa einzuschlafen.
„Wow, der Schnee ist ja richtig hoch", stellte ich verwundert fest. Bestimmt 30 Zentimeter lagen mittlerweile.
„Shit, dann muss ich den Schnee shoveln", grummelte Jamal und stand auf.
„Hailey, gehst du mit mir raus bitte? Wir können einen Schneemann bauen", bettelte Jerrel.
„Können wir machen, aber zieh dich erstmal vernünftig an. So kommst du mir nicht raus", ich deutete auf sein Outfit, bestehend aus einer Jogginghose und einem dünneren Pulli.

Während Jamal vor der Tür den Schnee schippte, half ich Jerrel, in seinen Schneeanzug zu kommen und zog mich danach selbst so dick wie möglich an.
„Komm schnell!", drängelte Jerrel und sprintete zur Hintertür. Schmunzelnd sah ich ihm hinterher. So, wie es gerade schneite, hätten wir noch alle Zeit der Welt, bevor auch nur irgendetwas anfangen konnte, zu schmelzen. Als ich dann auch im Garten angekommen war, machte Jerrel bereits zufrieden einen Schneeengel.
„Kannst du mir bitte hoch helfen?", fragte der Siebenjährige, nachdem er fertig mit seinem Werk war. Ich zog ihn hoch und hob ihn anschließend so vom Schneeengel weg, dass er nicht durch Fußspuren zerstört wurde.
„Jetzt machen wir einen Schneemann?"
„Was auch immer du willst", beantwortet ich dem Kleinen seine Frage.
Es war einfach nur goldig, wie glücklich er in diesem Moment war. Ich half ihm, den Anfang des Schneeballs zu machen, dann rollte er die immer größer werdende Kugel durch den Garten. Ich fing auch an, eine kleinere Kugel zu kreieren. Nachdem alle drei Kugeln die perfekte Größe hatten, stieß Jamal zu uns, der uns half, die Kugeln aufeinander zu bekommen. Noch bevor der Schneemann stand, eilte Jerrel ins Haus, um eine Karotte und einen großen Topf aus der Küche zu besorgen. Steine und zwei Äste hatte er bereits neben den Schneemann gelegt, weshalb wir direkt anfangen konnten, dem Schneemann sein Gesicht zu geben. Jamal hob seinen kleinen Bruder hoch, damit Jerrel noch den Topf als Hut auf den Kopf des Schneemanns packen konnte. Zufrieden mit seinem Werk, stemmte Jerrel seine beiden Hände in die Hüfte und bewunderte den Schneemann.
„Der ist fast größer, als du", flüsterte mir Jamal lachend zu.
„Ach komm, übertreib mal nicht!"
„Doch, wirklich. Stell dich mal daneben"
Kopfschüttelnd stellte ich mich neben den Schneemann.
„Jerrel, Hailey ist doch so groß wie der Snowman", richtete sich Jamal an seinen Bruder.
„Ja, warum?"
„Ach, nur so. Hailey wollte mir nicht glauben"
„Das war nicht so schlau von Hailey", bemerkte Jerrel weise.
„Bitte?", perplex sah ich ihn an.
„Das war nicht so schlau von dir, Dwarf", wiederholte Jamal die Worte seines Bruder.
Kurzerhand nahm ich mir zwei Hände voll mit Schnee und warf die beiden damit ab. Natürlich brauchte es keine Sekunde, bevor Schnee in meine Richtung zurück geflogen kam, aber man durfte nicht vergessen, dass ich mit einem nervigen Bruder und einem noch nervigerem Cousin aufgewachsen war. Dementsprechend sah ich meine Chancen, die Schneeballschlacht zu gewinnen, als gar nicht mal so gering an und zunächst sah auch alles so aus, als würde der Kampf fair mit einem Sieg für mich enden. Leider hatte ich diese Rechnung ohne Jamal gemacht, der zu meinem Bedauern Leistungssportler war. Gerade, als ich mir sicher war, dass die zwei gleich aufgeben würden, kam Jamal auf mich zugelaufen und beförderte uns beide in den Schnee. Jerrel, der anscheinend diese Taktik schon kannte, kam schnell zu uns gelaufen und klatschte mir Unmengen an Schnee direkt in mein Gesicht, sodass meine warme Kleidung mich gar nicht mehr so warm hielt.
„Okay okay, das reicht!", beendete ich schließlich unseren kleinen Kampf. Jamal sah mich nur grinsend von oben an und drückte mir nochmal einen Kuss auf die Lippen, bevor er von mir ging.
„Bäh, ihr sollt das nicht machen. Das ist disgusting!", angeekelt verzog Jerrel sein Gesicht.