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„So schlimm war es gar nicht", stellte Jamal schließlich fest, als wir wieder in seinem Auto saßen.
„Sag ich doch", zufrieden lächelnd lehnte ich mich zurück. Wie prophezeit, hatte Jamal nach ein paar weiteren Minuten den Dreh beim Schlittschuhlaufen dann auch noch rausbekommen. Er strahlte zwar nicht vor Begeisterung, aber sein Körper hatte mit der Zeit deutlich an Anspannung verloren.

„Ehm, Jamal? Wohin fahren wir? Das ist doch gar nicht die Richtung, in die wir müssen", verdattert sah ich meinen Freund an, der schnurstracks auf die entgegengesetzte Fahrbahn fuhr.
„Surprise!", mit einem breiten Lächeln sah mich Jamal für einen Augenblick an.
„Was hast du vor?"
„Lass dich einfach überraschen, dir wird es gefallen! Und Lat wird mich zu Hause umbringen, wenn wir ihr das erzähle"
„Sollte das jetzt ein Tipp für mich sein?", komplett verwirrt, sah ich ihn an. Doch Jamal zuckte nur schmunzelnd mit den Schultern. Dieser Kerl.

Ich war immer noch verwirrt, als wir in einer fremden Gegend zum Stehen kamen.
„Wie gefällt es dir hier?", fragte mich Jamal neugierig.
„Es ist schön, aber was genau machen wir denn jetzt hier?", drängelte ich langsam.
Was zum Teufel hatte mein Freund vor? Ich war mir ziemlich sicher, dass keiner seiner Kollegen hier wohnte.
„Komm mit!", zielstrebig steuerte er auf einen der modernen Wohnblöcke zu.
„Hab ich eine andere Wahl?"
„Du könntest draußen stehen bleiben und warten, dass ich wiederkomme", grinste mich Jamal an und hielt mir die Eingangstür auf. Verwirrt, mittlerweile aber auch sehr neugierig, taperte ich meinem Freund nach.

In der dritten Etage blieb Jamal stehen und klingelte an der linken Tür. Es lag keine Fußmatte vor dieser, die mir einen Hinweis auf die Bewohner liefern konnte.
Ein mittelalter, mir völlig fremder Mann öffnete uns die Tür: „Ah, Herr Musiala. Schön, dass Sie es zwischen den Feiertagen geschafft haben!"
Zu meinem Erstaunen war die Wohnung riesig. Und nicht nur das, sie war auch komplett leer. Langsam dämmerte es mir. Ich drehte meinen Kopf zu Jamal, der mich nur abwartend angrinste.
„Ist das hier-"
„Eine Wohnungsbesichtigung. Richtig geraten", vollendete Jamal meinen Satz.

❆❆❆

„Wow", das war das einzige, was ich nach Enden der Besichtigung rausbrachte. Wir standen gerade in dem Wohnbereich, welcher einen offenen Übergang von Küche und Wohnzimmer hatte. Die einzige wirkliche Raumtrennung war eine schwarze Kücheninsel und der Wechsel von Holz- zu Fliesenboden.
„Wie gefällt Ihnen die Wohnung?", fragte uns der Herr.
„Wie gefällt sie dir?", wendete sich Jamal an mich.
„Sie ist wunderschön"
„Das finde ich auch", stimmte Jamal mir zu.
„Und Sie müssen auch nichts weiter renovieren. In jedem Raum sind Feuermelder angebracht, die Heizungen, sowie Steckdosen und Lichtschalter hat der Vormieter erst vor wenigen Monaten ausgetauscht. Sie müssten sich nur um die Einrichtung kümmern. Beim Bad kann ich gerne mit Ihnen verhandeln, ob sie ein neues möchten, oder ob wir das alter drin lassen. Wie Sie wollen", redete der Vermieter auf uns ein.
Fragend sah mich Jamal an.
„Das ist deine Entscheidung Jamal. Du musst hier wohnen, nicht ich", verdeutlichte ich ihm.
„Ich würde mir das ganz gerne nochmal in Ruhe überlegen, wenn das okay ist? Spätestens morgen würde ich mich dann bei Ihnen melden"
„Natürlich. Lassen Sie sich Zeit. Meine Kontaktdaten haben Sie ja bereits. Und falls es Ihnen Entscheidung leichter fällen lässt, ein späterer Zusammenzug mit Ihrer Freundin ist auch kein Problem. Sie können sich jeder Zeit melden und wir ändern die Verträge passend um", versicherte ihm der Vermieter.
„Okay, dann machen wir das so", glücklich gaben sich Jamal und der Vermieter die Hände. Zum Abschied bekamen wir einen provisorischen Mietvertrag mit, den wir uns zu Hause in Ruhe mit Carolin durchlesen wollten. Ich konnte es immer noch nicht fassen. Hatten Jamal und ich gerade seine zukünftige Wohnung zusammen besichtigt?

𝐓𝐨𝐩 𝐨𝐟 𝐭𝐡𝐞 𝐋𝐞𝐚𝐠𝐮𝐞Where stories live. Discover now