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Ob ich es mittlerweile mal geschafft hatte, meine Gedanken zu ordnen?
Natürlich nicht.
An sich wäre das ja auch kein Problem gewesen, aber der Fakt, dass ich bereits in fünf Tagen nach München fahren würde, machte die ganze Situation ein wenig unangenehm. Da ich bis zum 28ten offiziell Ferien hätte, würde ich bereits am 24ten nach München fahren, um etwas mehr Zeit zu haben. Wobei das ziemlich stressig werden würde, da der Fc Bayern München mehrere Spiele hatte, bei welchen eins sogar in Barcelona war. Außerdem hatte mir Jamal immer wieder Audios und Videos seines Bruders geschickt, in denen er meinte, dass er mich vermissen würde. Um ehrlich zu sein, vermisste ich Jerrel auch sehr. Aber nicht nur ihn. Auch der Rest der Familie fehlte mir erstaunlich doll. Ich hatte sogar schon geplant, einen Abend mit Latisha und Carolin ins Kino zu gehen. Jamal und Jerrel würden derweil zu Hause bleiben, aber ein Jungsabend war bestimmt auch nicht so schlecht.
Generell konnte man also schon sagen, dass ich mich auf meinen Besuch freuen würde. Einzig mein Gedankenchaos ließ mich langsam ein wenig verrückt werden.
Meine Freunde gaben zwar ihr bestes, mich zu beruhigen, aber klappen tat dies eher weniger.

„Ich verspreche dir, es wird alles ganz toll werden", versicherte mir Leana, die sich am meisten Zeit für mich bei der Sache nahm. Einfach, weil sie es am besten verstehen konnte.
Tara war nie wirklich für solche tiefgründige Gespräche zu haben und Amelie war zu sehr mit Jaron beschäftigt.
Ja, aus dem ‚Es ist nicht wirklich was passiert' war mittlerweile ein ‚Wir sind quasi zusammen, aber offiziell nicht' geworden. Und da wir leider alle ziemlich eng miteinander befreundet waren, hieß das auch, eine meiner besten Freundinnen und meinen Bruder alle fünf Minuten am Rummachen zu entdecken.

„Aber was ist, wenn ich mich nicht mehr normal vor ihm verhalten kann? Nicht, dass das voll weird wird", zweifelnd lehnte ich mich zurück.
Wir waren gerade bei Leana zu Hause. Mit ‚wir' waren heute mal ausschließlich die Mädchen unserer Freundesgruppe gemeint. Die Jungs waren auf dem Sportplatz mit ein paar anderen Leuten aus unserem Jahrgang.
„An deinem Geburtstag warst du doch auch schon verliebt. Gut, du wusstest es nicht, aber die Gefühle waren ja die selben"
„Ich find eh, dass du ein zu großes Drama draus machst. Ihr werdet safe während du da bist zusammenkommen, dann muss es dich doch auch nicht mehr jucken", warf Tara ein.
„Wow, danke für deinen hilfreichen Beitrag", schnaubend verdrehte Leana die Augen.
„Was? Ihr wisst alle, dass ich Recht habe. Außerdem war das doch nichts schlimmes, was ich gesagt hab. Solange es nicht so ein inoffizielles Ding wie bei Amelie und Jaron wird, ist doch alles fein"
Für die Aussage bekam sie von Amelie einen genervten Blick.

Ja, das Ding zwischen Amelie und meinem Bruder war schon ein wenig nervig, aber irgendwie war Tara momentan auch wieder sehr auf Krawall aus. Sobald man sie aber nach dem Grund dafür fragte, machte sie komplett dicht. Wahrscheinlich war wieder irgendwas in ihrer Familie los, aber das war nur eine Vermutung. Tara würde wahrscheinlich sogar bei mir schlafen, während ich in München war. Sie war seit den Herbstferien wieder jeden Tag bei uns, weshalb sie höchstwahrscheinlich auch nicht wieder zu sich ziehen würde, nur weil ich weg war. Dass ich nichts an ihrer Situation ändern konnte, störte mich immens. Aber man konnte sie ja auch nicht zwingen, irgendwas zu erzählen, obwohl sie es nicht wollte. Also konnten wir alle nur dabei zusehen.

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Tara blieb wirklich bei uns zu Hause, solange ich wegfuhr. Sie fuhr auch gleich mit zum Bahnhof, um sich von mir zu verabschieden. Und natürlich musste sie auch unbedingt mitentscheiden, was ich alles in meinen Koffer packte. Wirklich zufrieden war ich mit der Auswahl nicht, da mir viele der Sachen eigentlich zu freizügig waren. Aber dadurch dass Tara momentan bei uns wohnte, konnte ich die Sachen auch nicht unentdeckt wieder auspacken.
Vielleicht hatte ich ja Glück und ich brauchte die vielen Klamotten gar nicht.

„Bitte pass auf dich auf, Schätzchen", gab mir meine Mutter noch mit auf den Weg, bevor ich in den Zug stieg.
„Ja Mama, mach ich. Und Jamal wird ja auch die meiste Zeit dabei sein"
„Wo übernachtest du denn eigentlich, wenn ihr in Spanien seid?", das hatte ich ihr zwar auch schon drei Mal gesagt, aber irgendwie war sie so aufgeregt, dass sie es immer wieder vergaß.
„Ich bin mit den Spielerfrauen im selben Hotel, wie die Spieler. Wahrscheinlich werde ich mir auch mit einer das Zimmer teilen. Mama, es ist alles geregelt. Du kannst dich wirklich entspannen, Jamal macht das nicht zum ersten Mal"
„Aber du. Und ich lass das erste Mal eines meiner Kinder einfach so ziehen", aufgelöst nahm mich meine Mutter in den Arm.

𝐓𝐨𝐩 𝐨𝐟 𝐭𝐡𝐞 𝐋𝐞𝐚𝐠𝐮𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt