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Im noch anhaltenden geräderten Zustand packte ich meine Tasche in den Kofferraum.
Wie ich es geschafft hatte, meine Eltern von dem Besuch in Müchen zu überzeugen, war mir immer noch ein Rätsel.
Vor ziemlich genau drei Wochen hatte ich meinen Eltern von Jamal und seinem Angebot, ihn zu besuchen, erzählt.
Nachdem beide zuerst weniger begeistert waren (ich konnte ihnen das gar nicht übel nehmen), konnten mein Bruder, ich und zwei Telefonate mit Jamal meine Eltern schlussendlich doch noch überzeugen.
Zwar unter den Bedingungen, Jamal und auch Serge, in dessen Wohnung wir bleiben würden, erstmal persönlich kennenzulernen, ihnen meinen Live-Standort zu schicken und dass das alles nur geschehen würde, wenn meine Eltern ein Hotel in der Nähe finden würden, in dem sie über's Wochenende verweilen würden, aber hey, letztendlich hatte ich gerade meine gepackte Tasche in unseren Kofferraum verfrachtet.
Und nachdem meine Collage für den Sportkurs auch noch mit 14 Punkten bewertet wurde, stand mir quasi nichts mehr im Weg.

„Viel Spaß, Schwesterchen!", mit einer übertriebenen Euphorie umarmte mich Jaron zum Abschied.
„Danke, dir auch. Bist du so überschwänglich, weil du das Wochenende alleine hier bleibst, oder weil du dich tatsächlich für mich freust?", mit prüfenden Blick sah ich ihm in die Augen.
„Beides schätze ich. Schick mir bitte ganz viele Fotos, ja? Ich will nichts verpassen"
„Was solltest du verpassen? Ich bin Sonntag doch schon wieder zurück"
„In den Tagen kann mehr passieren, als du dir vorstellen kannst meine Liebe", Jaron tätschelte meinen Kopf, als würde er gerade sein eigenes Kind in die große weite Welt schicken.
„Du übertreibst. Mit Tara hab ich auch schon mehrere Tage am Stück verbracht", versuchte ich ihm weis zu machen.
„Das hier ist nochmal was ganz anderes"
„Ist es nicht. Tschüss, mach's gut", lachend stieg ich ins Auto ein, in dem meine Eltern bereits auf mich warteten.
„Kann es los gehen?"
„Ja!"

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In München angekommen, dauerte es noch eine ganze Weile, ehe wir an der richtigen Wohnung anhielten.
Aufgeregt sah ich das große Gebäude auf der anderen Straßenseite an.
„Ich hätte gedacht, die Parkplatzsuche würde länger dauern", überrascht schnallte meine Mutter sich ab, um aussteigen zu können.
„Wir sind hier in einem der reichsten Viertel. Hier hat wahrscheinlich jedes Haus seine eigene Tiefgarage, damit kein Auto abhanden kommt", erklärte mein Vater, wobei seine Empfängerin schon gar nicht mehr hinhörte.

Vor der Wohnungstür angekommen, atmete ich noch einmal tief ein. Ich war viel nervöser, als ich gedacht hätte.
Ein grinsender Serge Gnabry machte uns die Tür auf und bat uns herein.
„Habt ihr gut hergefunden?"
„Ja, alles bestens. Wir sind am Anfang zwar in den Feierabenverkehr gekommen, aber danach ging es dann wieder fließender weiter"
Mein Vater und Serge unterhielten sich noch ein bisschen über die Fahrt, bevor wieder mit mir gesprochen wurde.
„Jamal kommt gleich, der musste eben noch zu einem Gespräch. Soll ich dir schonmal alles zeigen?"
Fragend sah ich zu meinen Eltern rüber, die mich auffordernd ansahen.
„Klar, warum nicht?"
Also bekamen meine Eltern und ich eine private Führung durch das Apartment.
Als wir wieder im Essbereich ankamen und uns gerade hinsetzen wollten, klingelte es.
„Ah perfekt, das müsste jetzt Bambi sein. Ich mach ihm schnell auf!", damit joggte Serge zu seiner Wohnungstür.

„Scheint doch ein netter Kerl zu sein. Wenn dein Freund genau so ist, dann brauchen wir uns ja keine Sorgen zu machen", meinte meine Mutter, woraufhin sie ein zustimmendes Brummen von meiner Vater als Antwort bekam.
„Da sind wir wieder", unter dem Arm hatte Serge jetzt Jamal, der freundlich meinen Eltern zulächelte.
„Freut mich, Sie auch mal persönlich kennenzulernen"
„Können wir nur zurück geben. Und bitte, duz uns doch. Ich bin Olivia und das ist Markus", stellte meine Mutter sich und meinen Vater vor.
„Genau. Wir wollen auch gar nicht mehr so lange bleiben, schließlich müssen wir ja auch noch zu unserem Hotel kommen", erklärte mein Vater und zeigte dabei bedeutsam auf seine Uhr.

𝐓𝐨𝐩 𝐨𝐟 𝐭𝐡𝐞 𝐋𝐞𝐚𝐠𝐮𝐞Where stories live. Discover now