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Während Carolin sich in ihrem Büro den Mietvertrag genau durchlas, taten Jamal und ich das einzig richtige in der Situation: Plätzchen backen.

„Glaubst du, der Mann ist jetzt mad, weil ich gestern ihm nicht mehr geschrieben habe?", fragte mich Jamal, der gerade alle Zutaten für den Teig raussuchte.
„Quatsch. Er meinte doch, dass du dir so viel Zeit lassen kannst, wie du benötigst", beruhigte ich ihn.
„Aber imagine, wir haben heute unser eigenen Wohnung  und so"
Es war noch relativ früh, Jamal war noch relativ verschlafen. Ich fand es ein wenig lustig, wie dies sein Deutsch beeinflusste. Sobald er müde, aufgeregt oder generell emotionsgeladen war, gab dies einen erstaunlichen Input auf seinen Sprachgebrauch.
„Deine eigene Wohnung, Jamal. Du ziehst dort ein, nicht wir", erinnerte ich ihn.
„Come on, du weißt, du ziehst da so mäßig mit ein und du hast mir versprochen, du hilfst mit bei Interior Design. Es ist quasi unsere Wohnung"
„Trotzdem bleibe ich offiziell bei meinen Eltern wohnen, bis ich mit der Schule fertig bin", ich unterstrich meine Aussage damit, dass ich Jamal einen schönen weißen Strich mit Mehl auf seine Nase machte.
„Oh, you little...", blitzschnell packte mich Jamal um die Hüfte und drehte sich mit mir im Kreis. Das machte die Lage allerdings nicht wirklich besser, da ich immer noch die Mehlpackung in der Hand hielt und die Küche jetzt vollständig damit bedeckt war.
„Das machst du sauber!", machte ich Jamal klar, bevor ich mich wieder dem Teig zuwendete.

Ohne weitere Zwischenfälle, landeten die Plätzchen in dem Backofen. Zufrieden klatschten Jamal und ich uns ab.
„Weiß steht dir übrigens", stellte Jamal schmunzelnd fest. Ich sah an mir herunter. Nicht nur die Küche war in weiß gehüllt, wir waren es auch.
„Und in was schlafe ich jetzt?", fragte ich, da wir beide noch unsere Schlafanzüge anhatten. Und einen zweiten hatte ich definitiv nicht eingepackt.
„Du kriegst was von mir", versprach Jamal und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
„Hoffentlich. Nackt möchte ich nämlich äußerst ungerne schlafen"
„I wouldn't mind", bemerkte Jamal, der sich gerade vor den Backofen gehockt hatte und den Plätzchen beim braun werden zusah.
Empört schnappte ich mir ein wenig Mehl und schmiss ihn damit ab. Ob eine Hand mehr dazu kam, oder nicht, machte jetzt auch keinen Unterschied mehr.
„Was? Das war ja wohl die perfekte Steilvorlage", entschuldigte er seine Aussage.
Immer noch fassungslos schubste ich ihn mit meinem Fuß um, sodass Jamal jetzt auf dem Boden lag und mich breit angrinste.

„Oh Gott!"
Unsere Blicke schossen zur Tür. Carolin sah zuerst die Küche, dann uns an. Ihr Sohn immer noch auf dem Boden liegend.
„Und, ist der Vertrag gut?", fragte Jamal und richtete sich wieder auf.
„Wenn ich das hier sehe, weiß ich nicht, ob ich dich schon ausziehen lassen will. Was habt ihr hier bitteschön angerichtet?"
„Hailey hat angefangen!"
„Entschuldigung?!", ungläubig sah ich Jamal an.
„Ja, natürlich. Ich fahr jetzt los, Latisha abholen. Wenn ich wiederkomme, sieht die Küche wieder normal aus, ist das klar? Ansonsten bleibst du noch ein Jahr länger bei uns!"
„Mom, ich bin kein Minor mehr"
„Oh, glaub mir, das ist mir sowas von egal", eindringlich sah Carolin ihren Sohn an, bevor sie sich umdrehte und uns alleine ließ
„Na dann mal los!", wenig motiviert klatschte ich in die Hände, was eine kleine weiße Wolke entstehen ließ.

𝐓𝐨𝐩 𝐨𝐟 𝐭𝐡𝐞 𝐋𝐞𝐚𝐠𝐮𝐞Where stories live. Discover now