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„Ihr seid alle so braun geworden und ich bin immer noch weiß wie 'ne Wand", neidisch sah Amelie uns an.
„Naja, Jaron ist eher rot als braun", stellte Connor fest und musste sich wirklich zusammenreißen, nicht loszulachen.
Jaron und ich waren seit ein paar Tagen wieder zu Hause und auch Tara war wieder im Lande, weshalb wir uns dazu entschlossen hatten, mal wieder als Freundesgruppe zu übernachten. Also hatten Jaron und ich kurzerhand alle zu uns eingeladen, bevor Hannes und Leana in ihren Urlaub fuhren.
„Okay, was habt ihr alles mitgebracht?", neugierig lugte Jaron in die Tüten unserer Freunden rein.
Wir hatten abgemacht, dass jeder ein bisschen was zu essen mitbrachte, damit nicht einer alles besorgen musste.

Der Plan für die Nacht war simpel: sehr viel essen und dabei Wii spielen.
Tara war gerade dabei, Connor und Timo bei Mario Kart abzuziehen, was bei den Jungs zu ziemlich starken Wutanfällen führte. Nicht nur bei denen, die wirklich spielten. Auch Jaron und Hannes standen empört hinter der Couch und schrieen ihre Freunde an, schneller zu fahren.
Amelie, Leana und ich mussten über die Situation nur lachen, feuerten Tara aber trotzdem genau so laut an.
Wären unsere Eltern da gewesen, hätten sie wahrscheinlich spätestes jetzt das Haus verlassen. Aber da sie eh bei einer Freundin unserer Mutter eingeladen waren, hatten wir bis morgen Abend sturmfrei.
„Lass dich doch nicht von einem scheiß Mädchen abziehen!"
„Das Mädchen hat mehr Rechte in diesem Haus, als du jemals haben wirst", konterte Tara den Spruch, den mein wundervoller Bruder gerade gebracht hatte.
„Überschätz dich nicht-"
„Junge da ist ein Brunnen!", aufgeregt rüttelte Hannes an Connors Schultern.
„Wenn du mich nicht loslässt, bin ich gleich auf dem letzten Platz!"
Leana signalisierte uns, dass es ihr zu laut sei und verließ erstmal den Raum. Amelie trottete ihr hinterher, weshalb ich jetzt das Anfeuern für Tara allein übernehmen musste.

„Ich hab keinen Bock mehr", missmutig schmiss Timo den Controller auf den Couchtisch.
Tara hatte wirklich beide Jungs überholt. Am Ende war sie auf dem ersten Platz, Timo auf dem dritten und Connor dümpelte weiter hinten irgendwo rum.
„Bald gewinnen nur noch wir!", sicher streckte Jaron seine Brust hervor.
„Und warum bist du dir da so sicher?"
„Weil wir bald in der Überzahl sind"
„Hä?", komplett verwirrt sah ich meinen Bruder an.
Was laberte der da bitte?
„Naja, wenn Jamal dann bald dabei ist-"
„Ach, seid ihr jetzt zusammen?", unterbrach Timo seinen Freund, bevor dieser seinen Gedankengang überhaupt zu Ende aussprechen konnte.
„Ihr seid zusammen? Oh mein Gott, wie toll! Warum wusste ich davon nichts?", freudig umarmte mich Leana, die mit Amelie gerade wieder ins Zimmer gekommen war.
„Weil wir es nicht sind. Man kann tatsächlich auch nur mit jemandem befreundet sein"
„Bespiel Jaron und ich", demonstrativ hob Tara ihre Hand.
„Ich würd dich jetzt aber auch nicht als Freundin bezeichnen, sondern eher als ungewollte zweite
Schwester", meinte Jaron trocken.
„Dann halt Amelie und Hannes oder so"
„Aber du erzählst uns dann, wenn ihr zusammen seid, ja?", stellte Leana klar, woraufhin ich nur meine Augen verdrehte.
Ich war mir ziemlich sicher, dass noch nie so oft das Thema ‚Zusammenkommen' angesprochen wurde, wie jetzt mit Jamal. Dabei war ich auch schon davor mit Hannes oder Timo befreundet gewesen. Gut, Hannes war jetzt seit knapp drei Jahren mit Leana zusammen, aber trotzdem hatte mich nie jemand so oft danach gefragt, ob nicht doch mehr laufen könnte.
Aber klar. Jetzt, wo es irgendein berühmter Fußballer war, war das alles ja nochmal was ganz anderes.

„Wie geht es ihm eigentlich?"
„Wem jetzt?", fragte ich nach, da ich das aus Connors Frage nicht ganz deuten konnte.
„Na Musiala. Der hat ja jetzt wieder ganz schön viele Spiele"
„Ihm geht's hervorragend und ja, morgen hat er auch wieder ein Spiel. Können wir das Thema dann für heute beenden?"
„Wieso? Habt ihr euch gestritten?", besorgt sah mich Amelie an. So lieb es eigentlich war, dass sie sich sorgte, gerade war das für meine Gefühlslage einfach kontraproduktiv.
„Nein, haben wir nicht. Aber tatsächlich besteht mein Leben auch noch aus anderen Sachen als ‚Jamal Musiala'. Wäre er nicht so bekannt, würde es euch doch auch weniger interessieren"
Erstmal sagte keiner was. Dann entschuldigte sich Jaron und die anderen murmelten auch sowas wie ‚Sorry' oder ähnliches vor sich hin.
„Können wir dann jetzt Pizza bestellen? Ich hab echt hunger", probierte Tara die Stimmung wieder zu lockern.
Mit Erfolg. 75 Minuten später (keine Ahnung, warum wir so lange warten mussten) saßen wir alle mit vier Familienpizzen an unserem Esstisch.

Danach spielten wir jede einzelne Kategorie von ‚Wii Party' und die Hälfte aller Sportarten bei ‚Wii Sports', bevor wir erstmal genug hatten.
Die Jungs gingen mach draußen und spielten Basketball, während wir Mädchen daneben im Gras saßen.
„Sorry nochmal, wegen vorhin", fing Amelie leise an zu reden. „Und ich weiß, du willst auch nicht, dass wir da weiter drüber reden. Aber dass wir so oft nachfragen, hat nichts damit zu tun, dass Jamal- Darf ich ihn eigentlich beim Vornamen nennen?"
Ich nickte mit dem Kopf.
„Okay, gut. Also es hat halt nichts damit zu tun, dass er berühmt ist. Du wirkst nur irgendwie anders, seitdem du mit ihm befreundet bist. Also gut anders. Und du hattest ungelogen nicht ein mal auch nur ansatzweise was mit jemandem am Laufen. Wahrscheinlich ist es deswegen einfach auch noch mal krasser für uns"
Dankbar lächelte ich sie an. Leana bestätigte die kleine Rede von Amelie, hakte danach aber sofort wieder nach, ob ich denn heute schon mit Jamal geschrieben hätte.
Lachend bejahte ich ihre Frage. Vermutlich musste ich mich einfach damit abfinden, dass ich von nun an jeden Tag unsere Freundschaft als bloße Freundschaft verteidigen müsste. Aber das sollte okay für mich sein. Meine Freunde freuten sich schließlich nur für mich. Und ich glaube, sie würden sich auch richtig gut mit Jamal verstehen, sollten sie ihn mal kennenlernen.

𝐓𝐨𝐩 𝐨𝐟 𝐭𝐡𝐞 𝐋𝐞𝐚𝐠𝐮𝐞Where stories live. Discover now