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„Du bist echt hohl!", ungläubig sah mich Tara an.
Ich hatte sie direkt nach dem Telefonat zu mir rüberbestellt, um ihr alles zu erzählen, weshalb wir jetzt zusammen auf meinem Bett saßen.
Irgendwie artete das alles aber ein wenig aus, weshalb ich ihr kurzerhand mein gesamtes Gefühlchaos beschrieben hatte, welches sich seit kurzem in mir abspielte.
„Aua?"
„Nein, wirklich. Das ist auch gar nicht böse gemeint"
„Achso, du nennst mich also hohl, weil...was ist bitte ein positiver Grund?"
„Okay, tut mir leid. Aber wenn ich das jetzt nochmal zusammenfasse: du gehst bei ihm sofort an dein Handy, obwohl du eigentlich beschäftigt bist; willst unbedingt dafür sorgen, dass es ihm gut geht; dass er dich einlädt, macht dich so happy, dass du immer noch eklig breit grinst und, wenn ich das so einfügen darf, nichtmal Leana guckt so glücklich auf ihr Handy, wenn Hannes ihr schreibt"
Verständnislos sah ich Tara an.
Diese stöhnte daraufhin genervt auf, nahm dann aber meine Hände in ihre und sah mich eindringen an: „Meine liebe, unschuldige Hailey. Das mag jetzt ganz verrückt klingen, ABER DU BIST VERDAMMT NOCHMAL TOTAL VERLIEBT IN DIESEN TYPEN!!"
„Echt?"
„Oh mein Gott, ja! Dass du sowas nicht checkst", verzweifelt ließ sich Tara nach hinten fallen.

Ich hielt kurz inne, um das zu verarbeiten, was Tara mir gerade liebevoll ins Gesicht geschrieen hatte.
Hatte sie wirklich Recht? Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie ich mich das letzte Mal in seiner Gegenwart gefühlt hatte. Es war nicht so, dass ich sofort wie ein Wasserfall anfing zu schwitzen, sobald er neben mir stand. Ich musste auch nicht stottern, oder konnte nicht mehr normal denken. Ich fühlte mich einfach rundum zufrieden und geborgen. Vor allem, als wir an Jarons und meinem Geburtstag schlafen gegangen sind. Obwohl es an sich echt ungemütlich gewesen sein müsste, einen Arm in seine Rippen gepresst zu bekommen, hatte ich mich einfach nur wohl gefühlt. Es war irgendwie so angenehm warm und vertraut.
Je länger ich drüber nachdachte, desto dümmer kam ich mir vor.
Tara hatte Recht. Naja, vermutlich jedenfalls.
Sie hatte auf jeden Fall damit recht, dass Jamal für
mich anders war, als meine anderen männlichen Freunde. Mit ihnen war es nie so...perfekt. Klar, wir hatten immer viel Spaß und verstanden uns sehr gut, aber ich spürte nie diese Wärme.
War ich wirklich so dumm gewesen und hatte nicht bemerkt, wie ich mich in Jamal verliebt hatte?

„Ja, warst du"
Erschrocken sah ich Tara an.
„Man konnte an deinem Gesichtsausdruck ganz gut erraten, was du gerade gedacht hast", erklärte sie lachend.
„Och man, das ist doch bescheuert!", verzweifelt ließ ich mich in ihren Arm fallen.
„Warum? Ist doch toll", versuchte sie mich aufzumuntern.
„Ich wüsste nicht, wieso das toll sein sollte. Jamal und ich sind Freunde, nichts weiter. Wie soll denn unser nächstes Treffen werden?", jammerte ich weiter.
„Ganz offensichtlich ist er auch in dich verliebt? Wer lädt bitte eine normal Freundin mit zu einer Party ein? Und es ist ja auch nicht so, als würdest du nur mal eben kurz um die Ecke wohnen. Er weiß ja, wie weit du fahren musst. Dann würde er dich nicht einladen, wenn es ihm nur um irgendeine Begleitung ginge. Und Freunde hat er ja in seiner Mannschaft auch genug", fing Tara an zu erzählen.
„Tara, das ist total lieb gemeint, aber bitte hör auf! Wenn es so sein sollte, wie du sagst, dann soll es so sein. Aber ich möchte mir nicht irgendwas einreden, um am Ende enttäuscht zu werden", bat ich sie.
Zu meinem Glück verstand sie es und wir wechselten das Thema.

❀ ❀ ❀

Bis Jaron wieder zu Hause war, hatte Tara sich bereits verabschiedet und war nach Hause gegangen.
Also konnte ich sofort zu ihm rennen, als er in sein Zimmer ging.
„Uuund?", lässig lehnte ich mich gegen seinen Türrahmen.
„War ganz cool", antwortete Jaron ruhig.
„Och komm, erzähl doch mal ein bisschen"
„Haben viel geredet, über dich gelästert und wollen uns bald wieder treffen. Also zu zweit"
„Also als du noch mit Silas zusammen warst, hast du mir mehr erzählt", meckerte ich ein wenig rum, weil ich einfach gerne mehr über das Date erfahren würde.
Gut, seinen Ex mit reinzuziehen war vielleicht nicht ganz fair, aber er müsste mittlerweile eigentlich mit ihm abgeschlossen haben.
„Das bei Silas war auch was anderes. Du wirst schon bescheid bekommen, sollte irgendwas krasses passieren. Aber heute war alles ganz entspannt. Kein Händchen halten, kein Kuss, nichts", versicherte mir Jaron, womit ich mich wohl erstmal zufrieden stellen musst.
Dann würde ich ihm jetzt halt von meinem Tag erzählen: „Naja, okay. Ich bin übrigens über Halloween in München. Oh, und Tara hat mir erklärt, dass ich in Jamal verliebt bin"
„Wow, bist du jetzt auch endlich mal drauf gekommen? Wir waren schon kurz davor Wetten abzuschließen. Das mit München ist ja aber mal übelst cool. Macht irgendwer 'ne Party?"
„Joa, also halt der Verein und nicht irgendeine Person privat", erklärte ich ihm.
„Und als was geht ihr? Ihr habt doch ein Partnerkostüm, oder?"
Ich zeigte Jaron die Fotos, die mir Jamal bis jetzt geschickt hatte.
„Ich würde an eurer Stelle ‚Joker' und ‚Harley Quinn' nehmen. Die hat sogar fast deinen Namen"
„Aber ich kenn die gar nicht", überlegte ich laut. Ich kannte aber generell wenige Charaktere, die sich Jamal als Kostüm ausgesucht hatte.
„Ist doch egal. Und wehe du schickst mir kein Foto von euch!"

Das war ihm wohl das Wichtigste an der ganzen Sache.
Ich blieb noch eine Weile in seinem Zimmer, bevor ich wieder zu mir rüberging. Genau wie bei Tara vorhin, wollte Jaron unbedingt noch jedes Detail darüber erfahren, wie ich momentan über die ganze Sache mit Jamal dachte. Dabei war ich mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt selbst die Antwort darauf wusste. Mir war bis vor wenigen Stunden ja nicht mal bewusst gewesen, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Wobei es mir gerade selbst ein Rätsel war, wie es mir so gar nicht auffallen konnte. Aber die wirkliche Antwort auf die Frage konnte ich vermutlich erst nach meinem nächsten Treffen mit Jamal geben. Und bis dieses stattfand, musste ich unbedingt meine Gedanken sortieren.

𝐓𝐨𝐩 𝐨𝐟 𝐭𝐡𝐞 𝐋𝐞𝐚𝐠𝐮𝐞Where stories live. Discover now