11 - Verwirrte Gefühle

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Mika Pov:

Mika sah traurig zu dem wunderschönen Mädchen, welches vor ihm stand. Sie hatte ihn scheinbar noch nicht bemerkt, also trat er einige Schritte auf sie zu. Seine Schritte schien Shinoa gehört zu haben, denn sie öffnete die Augen und drehte sich zu dem blonden Vampir um. „Oh, Mika! Wieso bist du noch wach?" Mika zuckte mit den Schultern. Die letzte Person, mit der er über seine Gefühle reden wollte, war Shinoa. Doch sie schien zu merken, dass er nicht die Wahrheit sagte. Wieso war er nur so ein schlechter Lügner? Eine unangenehme Stille legte sich über das Dach. Und zu allem Überfluss schob sich eine Wolke vor den Mond, so dass es nun stockdunkel war.

Jedenfalls für Shinoa. Um zu verhindern, dass sie das Dach hinab stürzte, packte Mika sie am Handgelenk und zog sie vom Rand des Daches weg. Nach einer Weile sprach Shinoa: „Mika, darf ich dich etwas fragen?" „Was denn?" „Du magst mich nicht sonderlich, oder?"

Damit erwischte sie Mika eiskalt.

Er überlegte, was er antworten sollte. Schließlich sagte er, wobei er jedes Wort präzise wählte: „So ist das nicht Shinoa. Ich mag dich schon, allerdings... wie soll ich das erklären... Ich merke halt, dass du Yuu sehr nahe stehst und das ist ungewohnt für mich. Ich weiß, wir leben jetzt seit einem halben Jahr zusammen, aber trotzdem ist es... komisch."

Verständnisvoll nickte Shinoa. Dann schwiegen beide wieder. „Ich geh langsam wieder rein." sagte der Vampir nach einer Weile und drehte sich zum Gehen, doch die Lilahaarige packte ihn am Unterarm und murmelte: „Dürfte ich dir vorher noch eine letzte Frage stellen?" Mika nickte, eigentlich wollte er nicht mehr Zeit als nötig mit Shinoa verbringen, doch sie war nun mal die Teamführerin.

Ihre Finger spielten mit einer ihrer Haarsträhnen herum, als sie murmelte: „Es ist mir etwas unangenehm, dich das zu fragen. Immerhin bist du Yuus bester Freund. Aber du bist nun einmal Yuus bester Freund und du kannst das vermutlich am besten beantworten." „Wie ist denn jetzt die Frage?" fragte er ungeduldig.

Shinoa sah ihn aus großen, traurigen Augen an und fragte schließlich: „Glaubst du, dass Yuu etwas für mich empfindet?"

Mika spürte einen heftigen Schmerz in der Brust, als Shinoa ihn das fragte. Und wieder stieg dieses Gefühl in ihm auf, was er wenige Stunden vorher schon gespürt hatte, als Shinoa Yuu so nahe gekommen war. Doch jetzt war Mika klar, was das für ein Gefühl war. Es handelte sich um Eifersucht. Er sah Shinoa intensiv an. Was sollte er antworten? Er wollte nicht, dass die beiden zusammenkamen, allerdings wollte er auch, dass Yuu glücklich war. Und wenn er nun einmal Shinoa liebte, und nicht ihn, dann war es so.

Das Mädchen vor ihm legte den Kopf schief und sah ihn fragend an. Resigniert seufzte er einmal, drehte den Kopf weg und sagte dann: „Tut mir leid Shinoa, ich weiß es nicht. Er hat nie so etwas in der Art angedeutet." Traurig sah Shinoa wieder hinauf zum Mond, der inzwischen nicht mehr von einer Wolke verdeckt wurde, dann ließ sie Mikas Handgelenk los.

„Ok, danke Mika. Gute Nacht." „Gute Nacht Shinoa..." murmelte Mika und ging zurück in sein Zimmer. Als er das Zimmer betrat, drehte er sich automatisch zu seinem Bett, doch in diesem lag ja Yuu. Wenn sich Mika jetzt hinlegen würde, würde er Yuu wahrscheinlich wecken. Sein Blick fiel auf Yuus Bett. Er legte sich hinein und sah noch einmal zu seinem Freund. Er schien friedlich zu schlafen, auch wenn sein Atem etwas beschleunigt war.

„Yuu... Ich glaube wirklich, ich habe mich in dich verliebt... Aber wen liebst du? Mich, Shinoa oder jemand anderen? Wer bin ich für dich? Ein Freund, dein Bruder oder mehr?" Yuu drehte sich mit dem Rücken zu Mika, den Arm unter dem Kopf. Tränen stiegen dem blonden Vampir in die Augen. Doch schlussendlich konnte er endlich einschlafen.

Yuu Pov:

Yūichirō erwachte am nächsten Morgen sehr früh. Er setzte sich auf und sah sich um. Er entdeckte Mika, welcher in seinem, in Yuus Bett lag und friedlich schlief. Allerdings konnte Yuu sehen, dass sein Freund leicht gerötete Augen hatte. Hatte er geweint? „Naja, ich kann ihn später fragen." murmelte Yuu in sich hinein. Energiegeladen schwang er sich aus dem Bett und zog sich rasch um. Dann trat er in den großen Raum, welcher die drei Zimmer, die die sechs Mitglieder der Einheit Shinoa bewohnten, miteinander verband. Als er den Schaden, welchen er in der Nacht angerichtet hatte, im Tageslicht sah, blieb ihm der Atem weg. Alles war voller Risse, die Tür und der Türrahmen waren komplett zersplittert. Er musste dringend versuchen, sich an seine neuen Kräfte zu gewöhnen, sonst würde er noch jemanden verletzen. In der Luft lag der Geruch seines Blutes, und er konnte etwas anderes riechen, was er nicht definieren konnte. Die anderen schienen alle noch zu schlafen. In Gedanken an den Vortag versunken machte sich Yuu auf den Weg zum Dach, um etwas frische Luft zu schnappen. Doch dort bemerkte er schnell die Gerüche von Mika und Shinoa. Sie waren frischer als die der anderen. Immer mehr Fragen bildeten sich im Kopf der Schwarzhaarigen.

Warum hatten sich Mika und Shinoa getroffen? Wieso hatte Mika geweint? Wieso war Mika mitten in der Nacht aus dem Zimmer gegangen? Was war hier los?

Seufzend legte Yuu den Kopf in den Nacken und seufzte gequält. Seine Gedanken wanderten zu den Geschehnissen des Vorabends, und er musste lächeln.

Es gab ein Heilmittel, und sie wussten wo sie die Magierin finden konnten! Es war zu schön, um wahr zu sein! Doch wieder überschatteten die Tausenden Fragen, die in seinem Kopf herumspukten, seine glücklichen Gedanken. Im Vordergrund lag die Frage: Was war gestern Abend mit Mika los gewesen? Er hatte sich so komisch verhalten, nachdem sie beide umgekippt waren. Anders als Mika geglaubt hatte, war Yuu hellwach gewesen. Und nachdem Mika wieder zurückgekommen war, hatte er noch irgendwas gemurmelt. Doch er hatte nur wenige Fetzen verstanden, da Yuu sehr müde gewesen war: „...verliebt... Shinoa... Freund... oder mehr?" Sollte das heißen, dass Mika in Shinoa verliebt war? Etwas in Yuus Inneren war zerbrochen, als er das gehört hatte. Er wusste nicht, wieso, aber der Gedanke das sich Mika in Shinoa verlieben könnte machte Yuu fertig. Wirklich fertig, der Gedanke schien ihn zu zerreißen.

Aber wieso?

Sein Blick wanderte zu der Stelle, an der Mikas Geruch am stärksten war. Vermutlich war er dort stehengeblieben, dicht neben dem Punkt, wo sich Shinoa's Geruch sammelte. Was hatten die beiden gestern Nacht hier oben gemacht? Er schlang sich die Arme um den Körper und seufzte einmal durch. Mika war ihm so unglaublich wichtig, er wollte nicht dass er Shinoa so nahe kam!

Entschlossen stand er auf und ging wieder zurück. Yuu steuerte direkt auf sein und Mikas Zimmer zu. Er schob die Tür auf... und erstarrte.

Vor ihm stand Mika, welcher gerade dabei war, sich umzuziehen.

Erschrocken sahen die beiden sich an.

Mika trug kein Oberteil...

Kurz starrten die beiden Vampire sich an.
Dann schlug Yuu die Tür so heftig vor sich zu, dass der Türrahmen erzitterte.

Frustriert raufte sich Yuu die Haare. Dabei ging ihm das Bild von Mika, wie er sich umzog nicht aus dem Kopf. Hitze stieg in ihm auf. Beschämt und wütend auf sich selbst lehnte er sich gegen die Wand und rutschte sie langsam herunter.

Mika Pov:

Mika starrte immer noch ungläubig auf die Tür, die sich Yuu gerade vor der Nase zugeschlagen hatte. War das wirklich gerade passiert? Hatte Yuu grade wirklich in exakt dem Moment die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet, als er gerade obenrum nichts an hatte?!

Die Röte stieg dem Vampir ins Gesicht. Schnell streifte er sich einen Pulli über und legte die Hand auf die Türklinke. Aber irgendwas hielt ihn zurück. Mika wollte zu Yuu, er wollte mit ihm darüber reden und zusammen mit ihm lachen. Doch hatte er überhaupt das Recht dazu?

Jetzt, wo er erkannt hatte, was er für den Schwarzhaarigen empfand, konnte er ihm das überhaupt noch in die Augen sehen? Sein Hand glitt von der Türklinke herunter und mit einem Schlag verließ den blonden Vampir all seine Kraft und Energie. Es fühlte sich an, als hätte er seit ewigen Zeiten kein Blut mehr getrunken, nur ohne den Schmerz. Er wusste nicht, was los war, doch er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten.

Benommen fiel Mika auf die Knie, Yuus erschrockenes Gesicht spuckte in seinem Kopf herum.

Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte, wieso fühlte er sich so zerstört? So verzweifelt... Eigentlich wusste er es... Er liebte Yuu, er liebte Yuu mehr als sein eigenes Leben... Doch er wusste, dass Yuu ihn nicht liebte. Er war sich nicht einmal sicher, ob Yuu ihn überhaupt als mehr als nur einen normalen Freund sah.

Yuu nannte Mika zwar seine Familie, allerdings nannte er die anderen ja ebenfalls seine Familie...

Am Boden zerstört, rollte Mika sich am Boden zusammen und schloss die Augen. Dabei ging ihm nur eine Frage durch den Kopf: Was war er für Yuu und wieso spielte Yuu so mit seinen Gefühlen? Immer, wenn sich Mika beruhigen konnte und angefangen hatte zu akzeptieren, dass er Yuu liebte, machte der Schwarzhaarige irgendetwas, was Mika wieder komplett durcheinander brachte. Was sollte bloß aus ihm werden?

Deader than Dead - And yet alive (MikaxYuu)Where stories live. Discover now