3 - Verwirrung

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Mika Pov:

Mika packte den Griff seines Schwertes. Er schnitt sich damit den Arm auf. Yuu blieben nur noch wenige Sekunden. Und wenn Yuu tot war, konnte ihn niemand mehr verwandeln. Und selbst wenn sein bester Freund ihn danach hassen sollte, Leben war besser als der Tod. Selbst wenn es sich um das Leben eines Vampirs handelte. Trotzdem zögerte Mika. „Verzeih mir... Yūichirō! Bitte, verzeih mir!" flehte Mika. Er nahm sein Blut mit dem Mund auf. Er spürte, wie sich die Essenz des Vampirs in seinem Blut auflöste und es verwandelte. Mika atmete ein letztes Mal tief durch, dann presste er seinen Mund auf Yuus und flößte ihm das Blut ein. Yuus Körper reagierte zwar mit einem heftigen Zucken auf die vampirische Substanz, doch sonst kam keine Reaktion. Mit angehaltenem Atem wartete Mika. War es doch zu spät gewesen? Hatte er einen Fehler begangen? War in dem Blut auch wirklich genug vampirische Essenz aufgelöst gewesen? Und... War es wirklich eine gute Idee gewesen? Sollte es wirklich funktionieren, würde Yuu ihn ganz sicher hassen. Und wie sollte Mika damit umgehen?

Mika wusste nicht, was er erwartet hatte, aber eine Verwandlung im eigentlichen Sinn, gab es nicht. Das einzige, was er nach fast zwei Minuten doch ein wenig erleichtert feststellen konnte, war, dass die Blutung stoppte und die tiefe Wunde in Yuus Bauch sich langsam schloss. Und er erkannte, wie sich in Yuus halb geöffnetem Mund langsam die Eckzähne anspitzen. Also hatte die Essenz schon einmal angeschlagen, doch wirkte es auch? Weitere Minuten verstrichen. Im Hintergrund hörte er das Rauschen des Flusses. Zitternd stand Mika auf und trat hinaus ins Sonnenlicht. Gegen die Tränen ankämpfend atmete er einmal tief durch. Es hatte nicht funktioniert... Yuu war tot...

„Oh Yuu... mein geliebter Yuu..." flüsterte Mika, den Kopf in den Nacken gelegt. „Wieso...? Wir haben uns doch gerade erst wiedergefunden... Wieso wurden wir schon wieder getrennt? Was hast du jemals jemandem getan, dass ausgerechnet DU von uns gehen musstest? Wieso wurde nicht MEIN Leben beendet? Wieso...?" Wieder verschleierten Tränen die Sicht des Vampirs.

Das Rauschen des Wassers war so laut in Mikas Ohren, dass er beinahe das leise Keuchen hinter sich überhört hätte.

Doch er hörte es. Erschrocken fuhr Mika herum. Yuu! Er hatte die Augen geöffnet! „Yuu!" rief Mika glücklich. Er lief zu ihm, ließ sich neben dem schwarzhaarigen auf den Boden sinken und umarmte seinen Freund, ohne nachzudenken. Yuu lebte! Mika spürte, wie Yūichirō seine Arme um Mikas Bauch schlang.

„Mi... ka?", kam es verwirrt von ihm. Mika löste die Umarmung und half seinem Freund hoch. Verwirrt lehnte Yuu sich gegen die Hauswand. Er tastete nach seiner Wunde, und die Verwirrung in seinen Augen und seinen Gesichtszügen wurde sichtlich größer, als er keine Wunde fand. Sie war weg. Er tastete sein Gesicht ab, seinen Körper. Mika beobachtete seinen „besten" Freund aus einigem Abstand. Ein leiser Seufzer entfuhr Yuus Lippen. „Ich... Ich dachte, ich würde sterben..." murmelte dieser leise und seine wunderschönen smaragdgrünen Augen sahen Mika fragend an. „Yuu... ich... es tut mir leid..." flüsterte Mika verzweifelt. Ja, Yuu lebte... Doch er war von nun an kein Mensch mehr.

„Mika???", Verunsicherung und Sorge schwang in den Worten des Schwarzhaarigen deutlich mit und machte es nur noch schwerer. Wie um alles in der Welt sollte er das jetzt aussprechen können??
Eine Hand legte sich an seine Wange und er zuckte heftig zusammen, sein Blick flatterte nach oben und senkte sich sofort wieder, als er direkt in seine Augen sah. Seine immer noch smaragdgrünen Augen.
Wie lange würde es noch dauern, bis er den Rest Menschlichkeit aufgeben musste? Wie lange würde es dauern, bis Yuu dem Blutdurst nachgeben musste und dieses Grün, dieses wunderschöne Grün seiner Augen sich rot färben würde, und so für immer verloren gehen würde? Er entzog sich Yuus besorgter Hand. Doch dass schien dem Schwarzhaarigen nur noch größere Sorge zu bereiten.

„Mika, du machst mir Angst", flüsterte Yuu leise, „Rede mit mir, was ist passiert?" So ruhig, so normal, so besorgt ... Mika fühlte sich, als hätte er sich selbst ein Messer ins Herz gestochen und Yuu drückte es gerade, ohne es zu wissen, immer tiefer in die Wunde hinein.

‚Sei nicht so besorgt um mich, ich habe dich verflucht!' Schrie er in Gedanken. Er spürte eine Träne, seine Wange hinunter lief. „Ich ... ich konnte nicht zusehen, wie du stiebst... Deswegen... Hab ich dich umgebracht..." „Aber... Mika? Ich lebe doch? Ich stehe hier vor dir! Meine Lungen atmen und mein Herz schlägt!" „Yuu... Du bist toter als tot, und doch bist du lebendig... und dass ist meine Schuld..." Er nahm Yuus Hand in seine und führte sie zu seinen Zähnen. Verwirrt tastete Yuu seine Eckzähne ab. Langsam aber sicher schien ihm zu dämmern, was Mika meinte.

Er tastete nach seinen Ohren. Wieder breitete sich Verwirrung auf seinem Gesicht aus, als er merkte, dass seine Ohren immer noch dieselbe Form hatten wie vorher. Doch dann fuhr er wieder mit der Zunge über seine Eckzähne. „Du..." murmelte Yūichiro. Sein Blick wanderte zu der Stelle, wo vor wenigen Minuten die Wunde war.

Ein ironisches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er seufzte tief und murmelte dann mehr zu sich selbst als zu Mika: „Das erklärt so einiges..." Mika stand einige Meter von Yuu entfernt und wartete darauf, dass dieser ihn anschreien würde. Dass er ihm sagen würde, er solle verschwinden. Dass er ihm sagen würde, wie sehr er Mika dafür hassen würde, dass er ihn in einen Vampir verwandelt hat. Doch nichts dergleichen geschah.

Eine unangenehme Stille entstand zwischen ihnen. Schließlich brach Mika die Stille. „Yuu... bitte, hass mich nicht...". Yuu blinzelte verwirrt und fragte: „Wieso sollte ich dich hassen?" Mika wimmerte leise, es war viel zu offensichtlich, musste er ihn auch noch zwingen, es zu sagen? „Ich ... habe dich zu einem Monster gemacht?" Er wurde immer leiser und leiser und wandte den Blick ab, nicht in der Lage, Yuu dabei in die Augen zu sehen. Er wollte die Antwort darauf gar nicht hören.

Sie blieb auch aus, dafür legten sich auf einmal Arme um seinen Hals. Mika brauchte tatsächlich viel zu lange, um zu verstehen, dass Yuu ihn in eine Umarmung gezogen hatte. Eine feste Umarmung. „Yuu, ich ..." setzte er zum Protest an, doch er kam nicht weit.
„Ich habe dich nie als Monster gesehen", murmelte Yuu leise in sein Ohr, „Du warst und bist immer noch du. Ich habe versprochen, dass ich einen Weg finde, dich wieder zu einem Menschen zu machen, daran ändert das nichts. Wenn ich einen Weg finde, DICH zu heilen, kann ich doch auch MICH heilen, oder?" Er drückte ihn etwas fester. Mika zitterte, Yuu hielt ihn fest. „Es ist seltsam und ich bin nicht sicher, was ich davon halten soll...", fuhr Yuu leise fort, „Aber ... ich bin froh, dass ich dich nicht wieder allein gelassen habe. Schon wieder." Und Mika weinte.

Er hob nun auch die Arme und legte sie um Yuu, krallte sich in seinen Rücken und erwiderte die Umarmung.

So! Hier haben wir Kapitel 3! Kapitel 4 folgt, bleibt gespannt! Und danke für die über 130 Aufrufe, ich freue mich sehr!

Eure Amanda 🩵💚

Deader than Dead - And yet alive (MikaxYuu)Where stories live. Discover now