14.2 Fotos

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Watty hat irgendwie diesen Teil des Kapitels verschluckt, also schreibe ich ihn hier noch einmal...


Innerhalb weniger Minuten fing dieses schüchterne, misstrauische Mädchen an, mir zu vertrauen.

Und ich wollte nicht anders, als sie zu beschützen.

Als die Tür ins Schloss fiel zuckten wir Beide zusammen. Und kicherten.

"Tony!", rief Livia aufgeregt und lief aus dem Zimmer. Ich hörte, wie sie sich leise mit ihrem Bruder unterhielt, und malte mir schon den wütenden Gesichtsausdruck des kleinen Sonnenscheins aus, wenn er mich hier sah.

"Tony, wir haben Besuch!", hörte ich die kleine Livia nun aufgeregt rufen.

"Und, wer ist es?", fragte Antonio, als seine Schwester ihn ins Zimmer zog. Schnell stand ich auf.

Als er mich sah, erstarb das breite Lächeln auf seinem Gesicht.

"Es ist Thalia!", rief Livia noch zu allem Überfluss.

"Ja, ich seh's."

Ich ignorierte den Unterton in seiner Stimme, mein Blick fiel auf seinen Oberkörper.

Ach du Scheiße.

Warum hatte er denn kein T-Shirt an? Ich versuchte, cool zu bleiben, doch meine Augen wanderten immer wieder zu seinen durchtrainierten Schultern und Bauchmuskeln. Er begegnete meinem Blick und grinste, meine Wangen färbten sich rot und ich schaute verlegen zur Seite.

"Schau mal, was sie mir geschenkt hat!" Jetzt zeigte sie ihm das Foto von seiner Mutter.

Sein Gesicht wurde kreidebleich.

Und dann dunkelrot vor Wut, als er wieder zu mir blickte.

"Olivia, geh rauf in dein Zimmer."

"Ich will aber nicht", protestierte sie.

"Sofort!" Sie zuckte unter der Schärfe seiner Stimme zusammen, und verzog sich grummelnd nach oben.

"Sag mal, ziehen sich Wölfe immer so freizügig an?", konnte ich mir nicht verkneifen, als wir alleine waren.

Er grinste wieder. "Nein, eigentlich nicht, aber ich war eben im Wald."

"Ah ja, das erklärt natürlich alles." Ich kicherte.

Mein Gott, was war nur mit mir los?

Immer noch grinsend zog er sich das graue Shirt über, das zuvor noch über dem Stuhl in der Küche hing.

"Also, warum bist du hier?", fragte er in neutralem Ton.

Ich reichte ihm wortlos die Fotos. Als er sie durchsah, spannten sich die Muskeln an seinem Kiefer an.

"Wo hast du die her?" Er knallte sie auf den Tisch und ich zuckte zusammen.

"Die sind von meiner Mum", erklärte ich geduldig. "Du kannst sie behalten."

Er rieb sich mit einer Hand über sein Gesicht. "Ich will sie nicht."

"Dann gib sie wenigstens Olivia!"

"Wann kapierst du es endlich?" Die plötzliche Hörte in seiner Stimme erschrak mich. "Lass uns einfach in Ruhe. Geh am besten dahin zurück, wo du hergekommen bist!"

"Hör zu, ich kann nichts dafür, dass ich diese beschissene Gabe besitze!", rief ich aufgebracht. "Am liebsten wäre ich gar nicht hier, aber anscheinend habe ich keine andere Wahl. Ich will das alles nicht!"

"Du kannst gar nicht verstehen, wovon ich spreche. Du hast je alles was du brauchst. Sogar eine zweite Chance, obwohl andere sie mehr verdient hätten als du!"

Es war wie ein Schlag in den Magen. Er hatte mir mitten ins Gesicht gesagt, dass er mich lieber tot haben wollte. "Weißt du was?", zischte ich, und versuchte, meine Stimme unter Kontrolle zu halten. "Du bist hier derjenige, der nichts versteht. Innerhalb weniger Tage habe ich mein altes Leben verloren. Meine halbe Familie ist tot, nur wegen dieser verdammten Wolfssache! Und ich war dabei, als meine Grandma starb, wie sie ermordet wurde. Ich war dabei, als ihr Herz aufhörte zu schlagen, und ich konnte nichts, nichts dagegen tun. Seitdem fühle ich mich wie ein Versager, und du machst das auch nicht gerade besser."

Meine Stimme brach, und ich drehte mich schluchzend weg, damit er meine Tränen nicht sehen konnte. "Glaubst du wirklich, das wäre so einfach für mich? Meinst, ich mache das alles freiwillig?"

"Oh Thalia, das wusste ich nicht...es tut mir leid!" Er trat hinter mich und legte mir eine Hand auf die Schulter, doch ich entwand mich seiner Berührung.

"Lass mich!", fauchte ich, als er wieder nach meinem Arm greifen wollte.

Er ließ mich los. Er ließ mich gehen, nachdem er mir ins Gesicht gesagt hatte, dass er mir den Tod wünschte.

Ich stolperte fast über meine eigenen Füße, als ich zurück zu Haus Nr. 7 rannte und die Tür hinter mir zuzog.

Im Schatten des Mondes (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt