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"Wo fährst du hin?"
Susanne ist überrascht, als Louis aus der Stadt und an Lübeck vorbei Richtung Ostsee fährt. "Spätes Mittagessen" - "An der Ostsee?" Schmunzelnd sieht er kurz zu ihr. "Japp. Und dann genießen wir den Rest vom Tag am Strand". Susanne ist sprachlos. Louis reißt sie von einer Überraschung in die nächste und Zeit oder Geld scheinen überhaupt keine Rolle zu spielen. Susanne überlegt, wie sie am besten ansprechen kann, wie unangenehm ihr das ist, als Louis sie aus ihren Gedanken reisst. "Was ist los, Susanne? Ich kann fast hören, wie die Räder in deinem Kopf sich drehen". Er greift nach ihrer Hand, sein Blick bleibt aufmerksam auf die Strasse gerichtet. "Ich weiß nicht Louis ... das ist alles sehr viel auf einmal" - "Was denn?" - "Naja ... alles. Du bist hier, du zahlst alles, du lässt mich nicht allein und verlangst nichts dafür ..." - "Und das ist schlecht?" - "Nein, nicht schlecht. Ungewohnt ...". Susanne seufzt und Louis drückt ihre Hand. "Schatz, ich habe über zwanzig Jahre auf dich gewartet. Ich möchte, dass es dir gut geht, dass du dir keine Sorgen machen musst. Geld spielt für mich tatsächlich keine Rolle, es ist da und wenn ich es nicht für die wundervollste Frau der Welt ausgebe, für wen denn dann? Zeit ist im Moment vorhanden, weil ich sie mir nehme - es kommen auch wieder Tage und Wochen, in denen ich dich kaum oder gar nicht sehen werde. Ich möchte nicht, dass du dich deswegen schlecht fühlst oder denkst, du musst mir das irgendwie zurückgeben. Ich bin unglaublich froh, dich gefunden zu haben und das einzige was zählt bist DU! Wenn du glücklich bist, bin ich es auch. Wenn deine Augen strahlen, gehts mir auch gut. Wenn dein Herz wegen mir kleine Hüpfer macht, möchte ich dich einfach nur festhalten und dafür sorgen, das es weiterhüpft. Es kommen bestimmt irgendwann Situationen, in denen ich dich brauchen werde und ich bin ganz sicher, dass ich dann auf dich zählen kann. Im Moment allerdings genieße ich es total, wenn du einfach in meiner Nähe bist und ich dich verwöhnen kann ... so wie ein Mann seiner Frau immer zeigen sollte, wieviel sie ihm bedeutet". Louis hebt Susannes Hand an seine Lippen und küsst sie sanft, bevor er auf den Parkplatz eines Restaurants abbiegt und dort stehenbleibt. "Bleib!", befiehlt er ihr als er aussteigt und Susanne, die immer noch geflashed ist von seiner Liebeserklärung, folgt ihm nachdenklich mit ihrem Blick, als er ums Auto läuft und ihr dann die Autotür öffnet. Sie nimmt seine angebotene Hand und steigt aus. "Pass bloß auf, dass ich mich daran nicht gewöhne", meint sie schmunzelnd und er zieht sie an sich und drückt ihr einen kurzen, liebevollen Kuss auf die Lippen. "Das darfst du gerne ... ich habe nicht vor, das zu ändern, Liebes".

Nach dem Essen, das sie auf der Terrasse genossen haben, gehen sie engumschlungen an den angrenzenden Strand. Susanne setzt sich in den warmen Sand und Louis nimmt hinter ihr Platz und schließt sie in seine Arme. "Darf ich dich was fragen?" - "Jederzeit, mein Schatz". Susanne überlegt kurz, dann platzt es aus ihr heraus. "Musst du dich nicht öfter verwandeln? Du bist seit gestern morgen hier und warst immer ... naja ... du halt". Grinsend gibt er ihr einen Kuss auf den Hinterkopf. "Ich halte das schon ein paar Tage aus. Je ausgeglichener ich bin, desto besser klappt es. Wenn ich wütend oder frustriert bin, brauche ich meine Wolfsform tatsächlich auch zum abreagieren. Ich muss halt auch immer aufpassen, wo ich bin und ob mich Menschen sehen könnten. Mein Wolf ist ja schon auffällig. Hätte ich normales Fell, könnte man mich aus der Ferne auch für einen Hund halten. Aber schwarz und groß ..." - "Darf ich dich nochmal sehen?" - "Natürlich, so oft du willst. Aber nicht hier". Susanne nickt, der Strand ist zwar nicht überlaufen, aber auch nicht menschenleer. Das Risiko entdeckt zu werden ist groß, das sieht sie ein. "Hast du das immer unter Kontrolle?" - "Das Verwandeln? Ja ... mittlerweile schon. Als Jungwolf gabs Situationen, auf die ich nicht stolz bin. Aber zum Glück immer nur unter Meinesgleichen. Aber wenn man seine Triebe nicht ausleben kann, die zweite Hälfte fehlt, noch dazu als Alpha, und dann ältere Wölfe einen blöd anmachen, manche sogar den Rang anzweifeln weil man seine Mate noch nicht an seiner Seite hat ... ich bin einige Male ausgetickt". Sanft streicht Susanne über seine Arme, die er unbemerkt angespannt hat. "Ist das schwer? All die Verantwortung für dein Rudel?" - "Ich war und bin ja nicht allein. Thorsten ist meine rechte Hand und wir führen das Rudel wie ein Familienunternehmen. Wir halten normalerweise gut zusammen" - "Und was ist, wenn jemand gehen will?" - "Was meinst du? Das Rudel verlassen?" - "Mhm" - "Auch das ist natürlich erlaubt. Wenn man seine oder seinen Mate in einem fremden Rudel findet, muss man sich entscheiden ... manche kommen zu uns und andere gehen. Das ist ganz normal und in unserem Rudel kein Problem" - "In anderen Rudeln schon?" - "Ja, manchmal".

Nachdenklich sehen beide aufs Meer hinaus. Während Susannes Gedanken in der Vergangenheit liegen, sieht Louis die Zukunft mit ihr klar vor Augen. Sein Herz schlägt für die Frau, die vor ihm in seinen Armen sitzt und ihm wird mit einem Schlag bewusst, dass nicht nur die Matebindung dafür sorgt, dass er mit ihr sein Leben verbringen will, sondern dass er sich auch als Mann in sie verliebt hat. Und seine Gedanken wandern noch weiter. Er hätte gern noch ein oder zwei Kinder, aber auch wenn ihre Familienplanung schon abgeschlossen sein sollte - wovon er ausgeht - wird er das akzeptieren, ohne zu drängen. "Lass uns zurück ins Hotel fahren", sagt er leise, als er merkt, dass Susanne Gänsehaut auf den Armen hat. Er zieht sie mit sich hoch und gibt ihr einen innigen Kuss, bevor sie Hand in Hand zum Auto schlendern.

Alpha LouisWhere stories live. Discover now