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Susanne setzt sich auf den Beifahrersitz ihres Wagens und überlässt Mike das Lenkrad. Im Moment ist sie ganz froh darüber, dass Louis das geregelt hat - auch wenn sie Bevormundung hasst, hatte sie gerade eher das Gefühl, dass Louis ihr wirklich geholfen hat.
Mike hält vor einem großen Haus außerhalb Hamburgs an. "So, schöne Frau, hier wohne ich mit meiner Frau". Er läuft zur Veranda, von der ihnen eine bildhübsche Rothaarige mit einem Babybauch neugierig entgegenschaut. Zögernd folgt ihm Susanne.
"Maddie, das ist Susanne - die 'Noch-nicht, aber Bald-Frau von Louis'". Ungläubig sieht Susanne ihn an, dann prustet sie gleichzeitig mit Maddie los und die beiden Frauen lachen herzlich über diese Vorstellung. "Ihr scheint euch da ja sehr sicher zu sein", japst sie nach kurzer Zeit. "Japp! Du kannst gar nicht anders, wirst schon noch sehen". Mike zwinkert ihr zu und geht dann ins Haus. Maddie winkt Susanne zu sich und klopft auf den Platz neben sich. "Setz dich, Susanne". Sie setzt sich neben Maddie, schliesst kurz die Augen und geniesst die Ruhe. Sie spürt, dass Maddie sie mustert und sieht sie an. "Bist du auch ... also ..." - "Ob ich auch ein Werwolf bin?" - "Du weißt Bescheid?" - "Ja, weiß ich und nein, ich bin kein Werwolf. Ich bin die Frau und Mate des hiesigen Alphas". Nachdenklich schaut Susanne sie an. "Darf ich dir Fragen stellen?" Ein Lächeln huscht über Maddies Gesicht, dass sie noch schöner macht. "Klar. Ich freu mich, wenn ich dir helfen kann. Aber erstmal solltest du deine Söhne anrufen. Die machen sich bestimmt schon Sorgen" - "Woher ...? Ach egal, du hast recht". Susanne holt ihr Handy raus und sieht, dass Steffen schon ein paar Mal versucht hat sie zu erreichen, also ruft sie ihn als Erstes an. "MAMA! Wo zum Teufel bist du? Hier im Haus ist die Hölle los!" Susanne hört im Hintergrund Thilo rumbrüllen und Sachen brechen. Sie schluckt. "Ist Manuel auch bei euch?" - "Ja, der ist oben" - "Okay. Packt ein paar Sachen und geht zu euren Freunden. Ich muss ein paar Sachen klären, bevor ich komme" - "Trennst du dich endlich?" - "Warum?" - "Weil das hier kein Leben ist, Mama. Der bescheißt dich von hinten bis vorne und behandelt dich wie den letzten Dreck! Du weißt, dass Manu und ich hinter DIR stehen, oder?" - "Ja, das weiß ich" - "Das wird hart, Mama, aber du packst das! Und Manu und ich helfen dir!" - "Danke, Steffen" - "Okay, ich hol Manu und dann sind wir hier weg. Aber wo bist du, Mama?" - "In Sicherheit. Ich muss jetzt erstmal nachdenken" - "Lass dich nicht wieder rumkriegen. Und geh ja nicht allein zu Papa!" - "Das werd ich nicht. Jetzt verschwindet von da, ich meld mich morgen bei euch!" - "Alles klar, Mama. Hab dich lieb!" - "Ich dich auch, Steffen".

Nachdenklich lässt Susanne ihr Handy sinken, ihr Blick wandert in den Garten. Maddie sitzt ruhig neben ihr. "Woher weiß man, dass der Mann der Richtige ist? Ich mein, als Mensch ... für einen Werwolf scheint das ja total klar zu sein. Ich dachte eigentlich immer, dass Thilo der Mann ist, mit dem ich alt werden will ... und jetzt schau mich an ... betrogen, geschlagen ..." - "Er hat dich geschlagen?" - "Ja ... nicht heute, früher. Und immer wieder hab ich ihm verziehen, der Buben wegen immer neue Erklärungen gesucht, warum es passiert ist. Aber das heute ... das war demütigend". Tränen laufen ihr übers Gesicht und Maddie nimmt sie in den Arm. "Er ist keine einzige Träne wert, Susanne! Nicht eine, hörst du!? Ich weiß zwar nicht, was heute war, aber vielleicht war das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Außerdem hast du deine Jungs hinter dir und Louis. Und mich und Mike und auch Thorsten, soviel ich mitbekommen habe. Und irgendwann auch euer ganzes Rudel" - "Du sagst das so einfach" - "Ja, weil es einfach und selbstverständlich ist! Ein Wolfsrudel hält zusammen, das ist eine tolle Sache. Natürlich halten auch Menschen zueinander, aber ein Rudel ist eine große Familie. Sobald man sich als Mensch darauf einlässt, gehört man dazu" - "Warst du bei Mike gleich sicher?" - "Oh, nein, er musste ziemlich um mich kämpfen. Ich bin ja wesentlich jünger als er, wollte mich gar nicht an einen Mann binden sondern meine Freiheit geniessen ... naja, jetzt schau mich an". Maddie streichelt ihren Babybauch und lächelt. "Wie lange hast du noch?" - "Vier Wochen" - "Und wie fühlt sich das an?" - "Ich hab keinen Vergleich, aber ich denke ganz normal. Die Babys sind ja die ersten Jahre nur menschlich, bevor ihre wölfische Seite rauskommt". Die beiden Frauen unterhalten sich noch ein Weilchen, bis Mike sie zum Essen holt. Sie verstehen sich sehr gut und Susanne hat das Gefühl, neue Freunde gewonnen zu haben. Fast ein bisschen neidisch sieht sie auf das Pärchen vor sich. Mike vergöttert seine Frau und lässt sie kaum aus den Augen. Sie kann sich nicht daran erinnern, jemals von einem Mann so angeschaut worden zu sein.
Nein, das stimmt nicht, gesteht sie sich ein. Louis sieht sie genau so an, als ob sie das Wichtigste in seinem Leben wäre, und auch seine Taten sprechen für sich. Zumindest die der letzten Tage. Grübelnd zieht sie sich in das Zimmer zurück, das ihr Mike gezeigt hatte. Es war alles etwas viel in den letzten Stunden und sie fällt schnell in einen erst sehr unruhigen Schlaf, in dem sie von Thilo, ihren Söhnen und Wölfen träumt, ein großer schwarzer Wolf nimmt einen Großteil davon ein. Seine blauen Augen, die die gleichen sind wie die von Louis, beruhigen sie und eingehüllt in ein warmes Gefühl gleitet sie irgendwann in einen erholsamen Schlaf.

Alpha LouisNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ