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"Bleib heute Nacht bei mir!"

Kurz überlegt Louis, ob das jetzt zu forsch war ... aber er will Susanne so lange wie möglich bei sich haben, also nimmt er ihre Hände und spricht weiter. "Sunny ... denk nicht soviel! Ich will dich nur bei mir haben, dich ..." - "Ich wollte gar nicht nein sagen", unterbricht sie ihn leise und er sieht sie ungläubig an. "Du bleibst hier, bei mir?" - "Ja ... Louis, ich weiß grade nicht, wo mir der Kopf steht, das ist alles soviel. Die Welt, die ich kenne, ist ganz anders als das, was ich fühle, wenn ich bei dir bin ... mal abgesehen davon, dass ich irgendwie in einer anderen Welt gelandet bin. Werwölfe ... wenn mir das vor ein paar Wochen jemand gesagt hätte, den hätte ich ausgelacht. Und dass ich jetzt mit dir hier sitze und mich besser fühle als je zuvor ... das ist ... surreal!" Louis lässt sich ihre Worte durch den Kopf gehen ... und ja, er versteht sie. Für ihn ist das alles normal, aber für einen Menschen, der das erste Mal mit Wölfen in Kontakt kommt, muss es schwierig sein. Er weiß auch, dass ein paar seiner Rudelmitglieder abgewiesen wurden, als ihre Mates von ihrer wahren Gestalt erfahren haben und lange gelitten haben. Damals konnte er sich nicht vorstellen, wie sich das anfühlt ... aber jetzt weiß er es und er wünscht sich nichts mehr als Susanne an seiner Seite.

"Louis?" - "Hm?" - "Du hast vorher von 'markieren' gesprochen" - "Ja" - "Warum macht ihr das?" - "Naja, das ist das Tier in uns. Werwölfe riechen und sehen dann, dass ihr Gegenüber vergeben ist und auch für Menschen ist das irgendwie eine Barriere. Und für uns ist das wie ein Eheversprechen - ein markiertes Matepaar bleibt zusammen bis ans Lebensende" - "Auch wenn es gar nicht mehr funktioniert zwischen den beiden?" Jetzt lacht Louis kurz auf. "Das passiert nicht, Sunny. Wie gesagt - zwei Körper, eine Seele. Natürlich streiten Mates auch, aber sie können nicht ohne den anderen" - "Und wie macht ihr das?" Louis schluckt. "Denkst du wirklich, dass du das schon wissen willst?" Susanne überlegt etwas, doch dann nickt sie. "Ja ... ich muss doch wissen, was auf mich zukommt, wenn ich mich darauf einlasse". Er schaut ihr lange in die Augen, dann senkt er seinen Blick auf seine Hand und lässt sie über ihren Arm nach oben wandern. Er streicht ihr sanft übers Schlüsselbein und lässt seine Finger an ihren Hals stoppen. Er registriert ihre Gänsehaut und ihren schnellen Herzschlag und muss seinen Wolf erst zügeln, bevor er weitermachen kann. Susanne sitzt angespannt vor ihm. Obwohl sie am liebsten ihre Augen schließen und seine Berührungen genießen würde, beobachtet sie ihn genau. Seine Augen haben sich verdunkelt und seine Stimme ist rauer, als er weiterspricht. "Der männliche Wolf beisst seine Gefährtin, wobei der Geruch des jeweils anderen übertragen wird. Dabei entsteht ein hübsches Mal auf der Haut, was für Menschen wie eine Tätowierung wirkt. In der Regel passiert das, während die beiden Sex haben. Manchmal, besonders wenn einer der Partner noch sehr jung oder ein Mensch ist, kann es auch sein, dass der Biss lange vor dem Sex passiert, einfach um zu zeigen, dass man zusammengehört" - "Schlaft ihr nur mit eurem Gefährten?" - "Nein ... zumindest, solange man nicht weiß, wer es ist. Sobald man seine Mate gefunden hat, will man keine andere mehr" - "Will man die denn nicht beißen? Also ... ich mein ..." Louis grinst, als sie beginnt zu stottern. Er fährt ihre Lippen mit seinem Zeigefinger nach. "Nein ... nicht so. Beißen im Eifer des Gefechts - klar. Aber das ist anders. Der Markierungsbiss geht tiefer und das Gefühl dabei ist intensiver. Für beide!" Louis räuspert sich und rutscht ein wenig von Susanne weg. Als er ihren verletzten Blick auffängt, nimmt er schnell ihre Hände. "Sorry ... aber sonst fall ich auf der Stelle über dich her" - "Oh ..." Er schmunzelt, als sie wieder rot wird.
"Hattest du schon viele Frauen?" - "Ich hab keine Strichliste geführt ... keine Ahnung. Aber meistens nur kurze Affairen, nix Großes". Er zuckt mit den Schultern und bemerkt dabei nicht, wie Susanne auf Abstand geht.
"Bringst du mir bitte eine Decke?" Verdutzt sieht er sie an. "Ist dir immer noch kalt?" - "Nein, ich will schlafen" - "Hier?" - "Wo denn sonst?" - "Ich dachte eigentlich ... egal. Ich hab oben zwei Gästezimmer, ein Bett ist bequemer als die Couch" - "Okay". Susanne steht auf und schaut ihn abwartend an. Irgendwas hat sich verändert in den letzten Minuten, aber Louis kann nicht einschätzen, was und warum. Er hatte gehofft, sie heute Nacht neben sich zu haben, aber er akzeptiert ihre Entscheidung, also zeigt er ihr ein Gäszezimmer. "Die Tür links führt ins Bad, mein Zimmer ist direkt gegenüber ... wenn du was brauchst gib einfach Bescheid". Susanne nickt und dreht sich zur Badezimmertür. "Gute Nacht, Louis" - "Gute Nacht, Susanne". Zögernd wendet er sich von ihr ab ... es gefällt ihm nicht, wie sie ihn jetzt abgefertigt hat. Er schließt leise die Zimmertür und geht hinüber in sein Schlafzimmer, wo er die Balkontür öffnet und sich nach draußen setzt. Seine Gedanken kreisen nur um die Frau im Nebenzimmer und es dauert lange, bis er wenigstens ein kleines bisschen zur Ruhe kommt.
Auch Susanne ist noch lange wach. Was ist, wenn Louis nur mit ihr spielt? Sie eine weitere kurze Affaire ist? Sie müsste soviel aufgeben ... ihr Zuhause in Hamburg, ihre Arbeit beim Arzt, das Ehrenamt als Sanitäter. An ihren Mann denkt sie in diesem Moment nicht, aber an ihre Söhne.  Würden diese sie verstehen, vielleicht sogar mitkommen? Soll sie wirklich alles aufgeben für einen Mann, der ihr zwar schöne Worte zuflüstert, ihr mit jeder Geste zeigt, dass sie wertvoll ist, zu dem sie sich irgendwie hingezogen fühlt ... aber was ist, wenn das alles nur eine Masche ist? Seine Taktik, um Frauen ins Bett zu bekommen? Irgendwann fällt Susanne in einen unruhigen Schlaf und als sie am nächsten Morgen sehr früh wach wird, steht ihr Entschluss fest.

Alpha LouisTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang