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Ungläubig sieht Susanne ihn an, während in Louis Blick nur unendliche Zuneigung liegt. "Wie meinst du das?", fragt sie leise. "So, wie ich es gesagt habe", antwortet er, "solange du mir nicht ins Gesicht sagst, dass du deinen Mann liebst, mit ihm glücklich bist und ihn nicht verlassen wirst, werde ich um dich kämpfen, mein Engel".
Lange schaut sie ihn an, doch irgendwann senkt sie ihren Blick. "Louis ... ich weiß nicht ..." - "Sunny?" - "Hm?" - "Wie fühlst du dich in meiner Gegenwart?" - "Was? Warum?" Verwirrt sieht sie ihm in die Augen. "Es interessiert mich". Grübelnd fokussiert sie die Bäume hinter seiner Schulter und er lässt ihr Zeit. Schliesslich atmet sie tief ein. "Gut. Es geht mir gut bei dir. Ich fühle mich sicher, geborgen, beschützt, warm ... es fühlt sich an, als wäre ich in eine Decke aus ... Liebe gehüllt? Aber wie kann man sowas fühlen?" - "Man kann, wenn es da ist, Susanne. Dieses Band, dass uns verbindet, macht Liebe noch viel stärker als sie sowieso ist. Und auch du spürst dieses Band zwischen uns" - "Ich bin ein Mensch" - "Ja, und trotzdem fühlst du es. Vielleicht kannst du dir jetzt vorstellen, wie sehr zwei Wölfe diese Anziehung spüren ... das geht soweit, dass einer ohne den anderen nicht mehr leben will, sobald sie sich markiert haben" - "Kann das auch Hass hervorrufen?" - "Wie meinst du das?" - "Du warst nicht gerade nett zu mir ..." - "Ich denke ... ich war noch nicht alt genug. Ein Wolf kann seine Mate erst ab seinem 18. Geburtstag finden. Und da warst du schon weg. Vielleicht hat es aber mein Wolf tatsächlich schon gespürt und wollte mit dir spielen" - "Spielen? Louis, du hast mich verletzt, körperlich und seelisch" - "Ich weiß, mein Engel. Aber mein Wolf ist immer noch ein wildes Tier ... heute kann ich ihn kontrollieren, damals leider nicht".

Susanne geht ein paar Schritte von ihm weg. Sie muss das erst mal verarbeiten. Louis spürt ihre Zerrissenheit und am liebsten würde er sie an sich reissen und nie wieder los lassen ... aber er ahnt, dass sie diese Zeit braucht. Sie muss von selber zu ihm kommen, sonst endet das nicht im Guten. Sein Wolf tobt in ihm, aber er drängt ihn zurück.

"Louis?" - "Ja?" - "Können wir woanders weiterreden? Mir ist kalt". Er sieht sich um und bemerkt, dass es bereits anfängt dunkel zu werden. Er war so versunken in ihren Anblick, dass die Zeit an ihm vorbeigerast ist. "Natürlich, Sunny. Komm!" Er streckt ihr eine Hand entgegen und sein Herz setzt kurz aus, als sie danach greift. Ihre Hand ist eiskalt. "Mist ... warum hast du nicht eher was gesagt? Du bist ja ein Eiszapfen!" Schnell schlüpft er aus seinem Pullover und ohne auf ihren Protest zu achten zieht er ihn über Susannes Kopf. "Du kannst doch nicht ... ist dir nicht kalt?", stottert sie und mustert seinen nackten Oberkörper. "Na, bei den Blicken wird mir gerade sehr heiß", schäkert er und findet es unglaublich süss, dass sie errötet.
"Nein, keine Sorge, Wölfe frieren auch in Menschengestalt nicht so schnell. Und jetzt komm, du musst ins Warme". Er nimmt wieder ihre Hand und sie laufen zum Auto. Dort streift er sich ein T-Shirt über und setzt sich grinsend hinters Steuer. Susanne hatte ihre Nase in seinem Pullover vergraben und sie schnell herausgezogen, aber er hatte es trotzdem gesehen. Er startet den Motor und dreht die Heizung volle Pulle auf, gleichzeitig drückt er den Knopf für ihre Sitzheizung. Schnell wird es wärmer im Auto und Susanne hört auf zu zittern. "Wo fährst du hin?" - "In mein Haus. In der Pension gibt es zuviele Ohren, die nicht alles hören sollen" - "Okay ...". Neugierig betrachtet Susanne die Gegend, durch die sie fahren. Viel sieht sie nicht mehr, es ist schon zu dunkel, aber sie kann sich noch erinnern, dass ihre Eltern sie immer vor diesem Viertel gewarnt hatten. "Kann es sein, dass meine Eltern Bescheid wussten?" Louis wirft ihr einen kurzen Blick zu. "Warum?" - "Mir wurde immer gesagt, dass es hier gefährlich ist" - "Ich glaube nicht, dass es irgendjemand weiß oder wusste, der nicht zu uns gehört. Aber die älteren, also meine Vorfahren, haben dafür gesorgt, dass sich viele Geschichten um dieses Viertel ranken. Überfälle, Schlägereien, Verfolgungsjagden ... aber es wurde nie jemand ernsthaft verletzt oder es waren auch Wölfe, die eingeweiht waren".
Louis biegt ab und fährt eine Einfahrt entlang, bis er vor einem Haus hält. Zeitgleich mit Susanne steigt er aus. "DAS ... ist DEIN Haus?", fragt sie beunruhigt. "Ja ... was ist los?" - "Das sieht man vom Badesee aus, oder?" - "Früher ja. Jetzt ist der Wald zu dicht ... Susanne?" Er spürt ihre Besorgnis, weiß allerdings nicht wie er darauf reagieren soll. "Ich glaube, ich habe euch schon früher als Wölfe gesehen". Jetzt schaut er sie verdutzt an. "Ich war als Mädchen oft beim baden, allerdings nie mit den anderen sondern allein am Westufer, dort wo das ganze Schilf ist". Louis weiß, welche Stelle sie meint ... das ist Wolfsgebiet, das an sein Haus angrenzt, normalerweise traut sich dort niemand hin. "Eines Tages hörte ich hinter mir ein leises Knurren und als ich mich umgedreht habe, standen da drei Wölfe ... riesige Wölfe, die mich nur angeknurrt haben, aber sonst nichts gemacht haben. Aber das hat auch gereicht ... ich hab mich nie wieder hingetraut und erzählt hab ichs auch niemandem. Hätte mir ja sowieso keiner geglaubt". Kopfschüttelnd sieht sie aufs Haus. "Und jetzt steh ich hier und soll da reingehen?" - "Ich bin bei dir, Sunshine. Außerdem wohne ich allein hier, meine Eltern sind schon lange weg. Wie sahen die Wölfe denn aus?" - "Einer war ganz dunkelgrau, fast schon schwarz, einer hellbraun und etwas kleiner und der dritte war grau mit weiß. Ich hab das Bild nie vergessen ... aber obwohl sie so groß und furchterregend waren, hatte ich nicht das Gefühl, dass sie mir wehtun würden" - "Das klingt nach meinen Eltern und ihrem Beta". Louis greift nach Susannes Hand. "Bereit?" - "Nein ... nicht wirklich". Er zieht sie leicht zu sich und gibt ihr einen leichten Kuss auf die Schläfe. "Ich bin bei dir, mein Engel. Wir sind alleine da drin. Und ich denke du weißt, dass ich dir nichts tun werde". Susanne nickt und holt tief Luft. "Okay ..."

Alpha LouisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt