68: Fallen

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Tw: dieses Kapitel ist sehr traurig geworden und eventuell verstärktet es depressive Stimmung.
Für besseres Verständnis gerne noch einmal Kapitel 19 (und 55) lesen oder kurz anschauen.

~C L A R A R A Y A R O D R Í G U E Z~

Wo ich war? Keine Ahnung.
Wie es mir ging? Keine Ahnung.
Aber das schlimmste;
Wo mein Sohn war? Ich wusste es nicht.

Ein dunkler Raum, indem es kein Licht gab. Dementsprechend konnte ich nichts sehen und mir war eiskalt. Irgendwie fühlte ich mich so erschöpft als wäre ich eine Woche lang einen Marathon gelaufen. Gleichzeitig fühle ich mich einfach leer. Am meisten wenn ich meine Hand zu meinem Bauch gleiten lasse und daran denke, dass mein Sohn nicht dort ist, sondern irgendwo wo ich ihn gerade nicht beschützen kann. Aber vielleicht Ale, vielleicht hat er ihn längst gerettet und es geht allen gut und sie müssen mich nur noch finden. Oder er wird mich dieses mal nicht retten.

Natürlich könnte man denken,dass ich nach all den malen wo er mich gerettet hat auch dieses mal davon ausgehen könnte er würde mich bald hier rausholen doch gerade ist es eher das Gegenteil.
Schließlich hatte er mich so oft gerettet und vor dem schlimmsten bewahrt also wieso sollte es dieses Mal wieder gut ausgehen? Warum sollte es das Schicksal noch einmal gut mit mir meinen?
Wieso sollte es mich aus den schlimmen Situationen holen um mich glücklich zu machen und mich wieder in die nächste schicken? Verdammt was soll das werden?
Soll ich merken wie es meiner Mutter damals ging? Hätte es mein Vater genug Warnung sein sollen?
Wie er mit meiner Mutter um ging und wie schrecklich er zu seinen Kindern war. Sollte mich das vor der Mafia Welt abschrecken?

Schon immer habe ich mich nutzlos gefühlt in dieser Welt. Alle tuen ihre Aufgaben und haben einen Job. Sie alle wissen wie es in dieser Welt ist. Außer mir, denn egal wie viel ich lerne und wie viele Erfahrungen sich bei mir einprägen, immer und immer wieder passieren mir die selben Fehler und ich spüre die Erschöpfung meines Körpers.
Die Stärke meiner Mutter, ich soll sie besitzen,die Stärke meiner Mutter. Nein, definitiv nicht.
Wegen meiner Naivität sorge ich immer und immer wieder dafür das mir etwas passiert.
Immer und immer wieder.
Und dann? Meiner Mutter sind auch schlimme Sachen geschehen aber sie kam dort wieder raus und stand dies durch. Aber ich? Ich sitze hier und zweifle sofort an allem.
Jedesmal. Spürt man solche Schmerzen wenn man doch so stark ist?
Jammern, das tue ich, und warten, dass mich jemand rettet.
Etwas anderes kann ich nicht. Fallen und warten , dass mich entweder jemand auffängt oder wieder hochzieht. Bei dem ersten oder zweiten Mal war es vielleicht noch normal und nur ein wenig ungeschickt zu fallen ,aber mittlerweile? Mittlerweile falle ich bei jeder Gelegenheit.
Über Steine, Äste, selbst über meine eignen Füße. Alles über das man fallen kann.

Und wann konnte ich mich jemals alleine hochziehen? Habe ich dies jemals getan? Mich jemals alleine hochgezogen? Nein.
Angefangen als ich ein kleines Kind war und Eric so schrecklich vermisst habe.
Wenn meine Mutter nicht da war, war Leon da uns musste alles stehen und liegen lassen. Nie kannte ich damals meinen Bruder doch trotzdem weinte ich oft.

Wenn es meiner Mutter schlecht ging, ich musste beruhigt werden vor meinem bitterlichen heulen und nicht sie. Jemand anderes fällt und schafft es sich halbwegs fest zu halten während ich hinter her springe und mich nicht alleine halten kann. Alleine halten möchte vielleicht?

Meine Kindheit war dementsprechend nicht selten geprägt von Alpträumen und ständigen Aufgang Aktionen. Nie habe ich gemerkt wie sehr mein Bruder dabei war mich festzuhalten,nie.
Als ich ein Teenager war und die ersten Erfahrungen mit Liebe machte, dachte ich, ich wäre so erwachsen und bräuchte niemanden mehr der mich auffängt. Bei meiner ersten Beziehung sprang ich in Emilios Arme und lies mich dort fallen. Doch er nutze es aus, dass ich mich nicht mehr hochziehen konnte. Er drückte mich weiter und weiter runter als es überhaupt nötig gewesen wäre.

Danach brauchte ich lange um mich stabil halten zu können und rutschte immer mal aus doch Leon und vor allem Hailie hielten mich fest. Jederzeit.
Und plötzlich war Ale da. Beinahe wie eine Achterbahn schleuderte ich mich hin und her.
Fallen-aufgefangen werden-vorsichtig gehen- stolpern-vorsichtig gehen-laufen-rennen-fallen.
Und wieder von vorne. Und immer und immer wieder.

Beinahe waren meine Gedanken so laut, dass ich nicht hörte wie sich die schwere Tür öffnete.
Doch als das Licht eingeschaltet wurde schreckte ich hoch. Zuerst wollte ich mich verstecken doch was hatte es für eine Zweck? So wie ich hier saß, wie pures Elend, so war ich eben.
Vor wem sollte ich es noch verstecken.

Jedoch bemerkte ich nun wer diese Person war.
Emilio. Niemand geringeres als der Emilio von dem ich bei den Gedanken an ihn eben noch zitterte.
Schrecklich zitterte. Als würden tausend arme mit Fingern die ein gutes Feingefühl hatten so an mir rütteln würden, dass alles zitterte und sich unkontrolliert bewegte und genauso, so grausam, fühlte es sich nun wieder an. Alles zitierte doch noch konnte ich es gut verstecken und mich zusammen reißen. Es war nicht das erste mal.

Früher.
Oft.
Sehr oft.
Sehr oft früher.

Es ging mir damals genauso. Vielleicht noch viel schlimmer. Die Schnittwunden, die blauen Flecken, die schwarzen Punkte die vor meinen Augen tanzten, die Würgemerkmale , all das habe ich durchlebt-überlebt. Ihn, ihn habe ich überlebt. Ich habe- doch nun? Werde ich es dieses Mal überleben.
Das,was auch immer er vor hat. Wirklich fragen was er hier macht und wieso tue ich nicht mehr. Wieso auch es war ganz einfach; er war irgendwie in das alles verwickelt wie so ziemlich alle anderen.

Dieses Mal.
Dieses Mal wird er mich noch weiter runter reißen als ich es schon selbst tue. Er wird mich auf den Boden befördern vor dem ich mich so oft retten konnte- vor dem ich eher so oft gerettet wurde.
Wenn ich ihn einmal berührt habe, werde ich nie wieder wo anders sein.

Langsam und meiner Meinung nach bedrohlich kam er auf mich zu.
Vor mir blieb er stehen und kniete sich hinunter um mein Kin in die Hand zunehmen.

„Du bist so erbärmlich, Clara Raya Rodríguez."
Die alten Wörter.

Das altbekannte Fallen.

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Ob Clara dieses Mal wirklich so tief fallen wird?

Noch gute Laune?

Es tut mir ehrlich ein wenig Leid so alte Sachen aufzugreifen aber wir nähern uns eben dem Ende und daher würde ich gerne alle offene Sachen abschließen wenn das verständlich ist.

Votet gerne.

Someone Save MeWhere stories live. Discover now