„Warum ist das Leben so schwierig?", rutschte es mir heraus.

Ich hatte nicht vorgehabt John diese Frage zu stellen. Sie brannte einfach nur in meinem Innersten. Leicht drehte ich mich zu ihm. Obwohl der Himmel grau verhangen war, trug er eine Sonnenbrille auf der Nase. Das tiefschwarze Gestell hob sich von seiner blassen Haut ab und ließ seine Glatze fast schon leuchten.

„Du machst es dir selbst schwer."

Meine Brauen rutschten hoch. Was genau wollte er mir damit sagen? Ich hatte mir das alles hier nicht ausgesucht. Vor Waylen hatte ich mich die meiste Zeit in meiner Wohnung verschanzt und vor der Welt versteckt. Damals war das Leben noch umso vieles einfacher gewesen.

John deutete mit dem Kopf nach hinten. Ich linste um ihn herum. Eine Gestalt lehnte an der Mauer des Friedhofes und sah in unsere Richtung. Die Gestalt war so weit entfernt, dass man keine Gesichtszüge erkennen konnte und dennoch wusste ich, wer dort stand. Ich fühlte es bis ins Knochenmark hinein.

„Du hast einen Mann, der dich auf Händen tragen würde, wenn du es nur zulassen würdest. Er ist bereit für dich jeden Kampf auszutragen, aber du behandelst ihn wie den letzten Dreck."

Ruckartig sah ich zurück zu John und versteifte mich. Glaubte er wirklich, dass er über mich urteilen konnte? Was wusste er schon? Er kannte mich überhaupt nicht.

„Du meinst einen Mörder, der kleine Studentinnen fickt?", zischte ich zurück.

John schwieg. Er dehnte den Nacken, ehe er mit seiner Pranke über die Glatz fuhr. Dann griff er nach seiner Sonnenbrille und zog diese herab. Nichts als Härte war in den Tiefen seiner Augen zu finden.

„Erinnerst du dich an das erste Treffen mit Kiril im Club?"

Ich wusste zwar nicht, was dieses Thema hier zu suchen hatte, nickte jedoch.

„Erinnerst du dich auch an den Kerl, mit dem du geflirtet hast? Der Wichser hat deinen Drink mit Drogen versetzt, damit er dich abschleppen und in irgendeiner Gasse ficken kann", sprach er gelassen weiter.

Ein dicker Knoten bildete sich in meinem Magen. Was wollte er mir damit sagen? Hatte man mich zu allem Überfluss auch noch vergewaltigt? Mir wurde schlecht.

„Waylen hat das Arschloch vertrieben, dich aus dem Club gezerrt und anschließend dem kleinen Vergewaltiger die Haut von den Knochen gezogen. Kiril hat anschließend dafür gesorgt, dass die Leiche niemals gefunden wird."

Erleichterung machte sich in mir breit. Niemand hatte mich angefasst. Zumindest nicht gegen meinen Willen.

„Sarah hat mich nicht nach Hause gebracht?", fiepste ich.

„Nein. Waylen hat dafür gesorgt, dass du in Sicherheit bist."

Ich ging einen Schritt zurück. Meine Gedanken überschlugen sich und wollten keiner klaren Richtung folgen. Waylen hatte mich gerettet. Er hatte dafür gesorgt, dass dieser Mann nie wieder seine Hände an eine Frau legen konnte.

Ich sollte angewidert sein. Ich sollte Waylen dafür verachten, dass er einen Menschen einfach getötet hatte. Aber ich konnte es nicht. Ich konnte ihm keinen Vorwurf dafür machen so einen Menschen ins Jenseits befördert zu haben. Was sagte das über mich aus?

„Warum hat mir Niemand etwas davon erzählt?"

„Du wusstest zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht, dass er existiert."

„Zu deinem anderen Punkt: Glaubst du Waylen hat tatsächlich eine andere Frau gefickt?"

„Ich habe gesehen, wie er mit einer Schlampe rumgemacht hat!"

Ihr wahnsinniges HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt