Kapitel 4

750 23 2
                                    

Männer wie ich hielten sich nicht an irgendein Versprechen.

>> Waylen <<

Der Qualm der Zigarette umspielte meine Hand, um sich dann im Raum zu verflüchtigen. Nur vage nahm ich die Gespräche im Zimmer wahr. Mikael und John zogen sich mit irgendeinem belanglosem Scheiß auf, der meine Aufmerksamkeit nicht forderte.

„Mach die Kippe aus. In meinem Haus wird nicht geraucht", hörte ich es neben mir, als die Couch nachgab.

Ich sah zur Seite. Ein dummer Spruch lag mir auf den Lippen. Normalerweise rauchte er selbst Zigarren, aber das mochte Sarah nicht und er hatte sich gefügt. Weichei.

Ich ließ den Stummel in die Vase gleiten, sodass die Glut mit einem Zischen erlosch. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Kiril die Augen verdrehte.

Eigentlich hatte ich keinen Bock hier zu sitzen. Nach dem Besäufnis mit Mikael, hatte ich Scheiße gebaut. Ich war bei Nora aufgetaucht. Mitten in der Nacht hatte ich sie zusammengestaucht, bis nur noch ein Häufchen Elend vor mir gesessen hatte. Harlow musste scheiße wütend auf mich sein, deswegen hatte ich mich auch versucht mit einer Rose zu entschuldigen. Zu viel Alkohol und ich war rührselig geworden. Was für ein Scheiß.

„Ricardo verarscht uns", sprach Kiril den eigentlichen Grund für unsere Zusammenkunft an.

Er musste das Offensichtliche nicht aussprechen. Jedem in diesem Raum war bewusst geworden, dass der kleine Bastard mit uns gespielt hatte. Entweder er war schlauer, als wir alle vermutet hatten, oder ein anderer hatte seine Finger im Spiel und Ricardo war eine Schachfigur auf dem Feld. So oder so befanden wir uns damit in einer Sackgasse.

„Er ist überhaupt nicht im Hauptquartier", mischte sich Mikael ein.

Diese Erkenntnis war neu. Bisher waren wir davon ausgegangen, dass er sich in Denair verschanzte.

„Wie kommst du zu dieser Annahme?", hakte ich nach.

Mikael lehnte sich zurück. Den Arm legte er auf die Couch. Die weiße Couch ergab einen starken Kontrast zu seiner dunklen Haut. Der Wichser lächelte mir entgegen.

„Ich war drin. Keine Spur vom kleinen Prinzen. Er könnte überall sein."

Ich beugte mich vor, faltete die Hände ineinander. Wenn Ricardo sich nicht mehr im Hauptquartier befand, fühlte er sich sicher. Vielleicht sogar so sicher, dass er irgendwo in Turlock umherspazierte.

„Er glaubt wahrscheinlich, dass wir kein echter Gegner für ihn sind", teilte ich meine Vermutung mit den anderen.

Kiril schnaubte. Natürlich wollte er es nicht wahrhaben, dass irgendjemand keine Angst vor uns hatte. Dabei vergaß er allerdings, dass wir selbst in der Unterwelt keine große Nummer waren. Wir hatten eine einzige Stadt im Griff. Unsere Stadt. Wir hielten sie von Drogen frei, solange uns die Bewohner dieser Stadt gut bezahlten. Zusätzlich hatten wir ein paar Hurenhäuser, die uns ein hübsches Sümmchen brachten. Mittlerweile verdienten wir den Hauptanteil mit Geldwäsche, Erpressung und Immobilien, weil wir uns entschlossen hatten das Geschäft halbwegs zu legalisieren.

Das alles reichte aber nicht, um bei den echten Bösewichten dieser Welt mitzuspielen. Wir fielen nicht auf und das war gut so.

„Was ist der Plan?", fragte nun John. Seine Glatze glänzte leicht im Schein der Lampe, während seine Sonnenbrille auf dem Kopf saß.

„Wir warten ab. Er soll sich sicher fühlen. Dann zeigt er sich auch", sagte ich, ehe Kiril auf dumme Gedanken käme.

„Wir sollten einfach das Hauptquartier abfackeln, dann kommt der Prinz von Denair aus seinem Loch gekrochen", knurrte Mikael.

Ihr wahnsinniges HerzWhere stories live. Discover now