Kapitel 7

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Wenn er irgendwann begriff,

welche Wirkung sein Körper auf mich ausübte,

würde ich ihn niemals loswerden.

>> Harlow <<

Ich war so schwach. Statt mich zu wehren, hatte ich mich bereitwillig in seine Arme schließen lassen. Obwohl ich wusste, dass ich mich von ihm fernhalten sollte, hatte ich ihn in einer stinkenden Toilettenkabine an mich herangelassen. Ich könnte es jetzt dem Alkohol zuschreiben und dass ich nicht zurechnungsfähig gewesen wäre, aber das wäre gelogen. Ein kleiner Teil in mir hatte seine Nähe genossen. Ich hatte seine Wut genossen, weil mich ein anderer Mann angefasst hatte. Ich war krank.

Vielleicht unterschied ich mich gar nicht so sehr von Waylen. Ich sollte mir die Frage stellen, ob ich es genau so wollte. Wollte ich genauso werden wie dieser Mann? Oder hatte mich die Dunkelheit bereits verschlungen?

Ich verriegelte die Tür hinter mir und lief die Treppe herunter. Langsamer als sonst. Ich hatte mich in den letzten Tagen zu viel bewegt, was ich jetzt bereute. Die Wunde an meinem Bauch ziepte, hinderte mich aber nicht daran das Haus zu verlassen. Ich wurde langsam verrückt in meiner Wohnung. Ich hätte niemals gedacht, dass dies möglich wäre. Eigentlich war ich gern allein. Ich mochte die Stille und die Möglichkeit mich nur mit mir selbst zu beschäftigen, doch in letzter Zeit waren meine Gedanken zu laut. Zu chaotisch. Es wurde mir zunehmend zu viel. In meinem Träumen vermischten sich meine Erinnerungen. Manchmal griff mich Cara im Supermarkt an. Manchmal sah ich meinen Dad im Keller sterben, dabei müsste es genau umgekehrt sein.

Auf dem Parkplatz blieb ich stehen. Da stand er. Entspannt lehnte er in einer Lederjacke an seinem mattschwarzen Bugatti. Eine Locke fiel ihm in die Stirn, durch die er in meine Richtung linste. Ein leichter Bartschatten zierte seine Wangen. Seine Lippen teilten sich, ehe ein freches Grinsen auf diesen erschien. Selbst wenn ich es versuchen würde, könnte ich nicht wegsehen. Der Mann war zu schön, um nicht hinzusehen. Viel schlimmer war jedoch, dass ich genau wusste, wie sich seine Muskeln unter meinen Händen anfühlen würden. Ich erinnerte mich daran, wie weich seine Lippen waren und heiß seine Zunge meinen Mund geplündert hatte.

Seine Hände konnten eine Frau so berühren, dass man das Gefühl bekam man wäre die einzige Frau auf dieser Welt. Eine Gottheit, die er anbeten wollte.

Ich schloss die Augen. Ein Pochen hatte sich zwischen meine Schenkel geschlichen. Es war einfach nur lächerlich. Wie konnte er so eine Wirkung auf mich haben?

Ich atmete tief durch, sammelte den Rest meines Verstandes zusammen und nahm dann meinen Weg wieder auf. Ich würde einfach an ihm vorbeilaufen. Kein großes Ding.

„Steig ein", hielt mich seine Stimme auf.

„Wie bitte?"

Das Grinsen auf seinem Gesicht vertiefte sich. Dunkel funkelten mich seine grellgrünen Augen an.

„Steig in den Wagen", wiederholte er seine Worte.

„Warum genau sollte ich das tun?"

„Willst du lieber den stinkenden Bus nehmen?"

Ich seufzte. Nein, natürlich wollte ich nicht in den Bus einsteigen und mich den Gerüchen meiner Mitfahrer aussetzen, aber ich hatte keine andere Wahl. Ich hatte immer noch keinen Führerschein und beabsichtigte auch nicht diesen zu machen.

„Wir haben uns getrennt", versuchte ich standhaft zu bleiben.

„Und deswegen darf ich dich nicht fahren?"

Ihr wahnsinniges HerzWhere stories live. Discover now