Kapitel 23

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Katharina

"Es werde immer zwei Wachen vor ihrer Suite stehen.", unterbricht Mister Brown mein Staunen. Verwirrt drehe ich mich um und gucke ihn fragend an. "In Washington verstehe ich es ja, aber in London?", frage ich nachdenklich. "Sie sind auf der ganzen Welt bekannt.", entgegnet mir Mister Brown ernst. Nickend wende ich mich ab und laufe ein Stück weiter ins Zimmer. Weit komme ich aber nicht, denn Gina spricht gleich weiter. "In einer halben Stunde kommt ihre Stylistin.", sagt sie professional und tippt wie immer auf ihrem Tablet rum. "Okay."

Mister Brown und Gina verlassen das Zimmer und nun bin ich alleine. Stille kehrt ein und auf einmal fühle ich mich einsam. In letzter Zeit bin ich nur von Menschen umgeben und nur selten alleine. Deshalb fühlt es sich komisch an. Ich setze mich auf die Couch und hole mein Handy raus. Meine Mutter hat mir geschrieben. 

Mama: Viel Spaß in London. Guck dir auch mal die Stadt an und arbeite nicht zu viel.

Welch Ironie das ich wegen der Arbeit in London bin. Seufzend antworte ich ihr und verstaue wieder mein Handy. 

Katharina: Danke. Ich gebe mir mühe.

Ich erhebe mich wieder und laufe zum Fenster. Der Regen hat nicht aufgehört, er ist eher noch stärker geworden. Wir haben jetzt 19 Uhr und ich habe noch eine halbe Stunde Zeit. Kurzerhand beschieße ich mir das Hotel an zu gucken. Entschlossen laufe ich auf die Tür zu und greife nach der Schlüsselkarte. Hinter mir schließe ich die Tür wieder und laufe zielstrebig auf den Aufzug zu. Bevor er ankommt spüre ich ein Präsenz hinter mir. 

Zögerlich drehe ich mich um und sehe ein Bodyguard hinter mir. Genervt drehe ich mich wieder um. "Muss das sein? Ich will mir doch nur das Hotel angucken.", zicke ich ihn an und zeige ihm deutlich das es mich ankotzt. "Das Protokoll verlangt es so.", erwidere er sachlich und lässt sich nichts anmerken. "Kann man das ändern?", frage ich hoffnungsvoll und versuche ernst zu wirken. "Nur sie können das ändern.", antwortet er unverändert ernst. "Wo ist Mister Brown?", frage ich weiter und will das sofort ändern. 

"Ich werde es rausfinden und ihm beschied sagen.", versichert er mir und steigt mit mir in den Aufzug ein. Schweigend fahren wir in die Lobby. Sofort, als ich den Fahrstuhl verlasse sehe ich Mister Brown am Eingang, telefonieren. Zielstrebig gehe ich auf ihn zu und habe glück das er gerade fertig ist mit telefonieren. Überrascht sieht er sich an. "Wir müssen reden.", spreche ich sofort und zeige auf eine kleine Sitzgelegenheit etwas abseits. Nickend folgt er mir und setzt sich als zweiter hin. 

"Wir müssen was am Sicherheitsprotokoll ändern.", komme ich direkt zur Sache. Verwirrt guckt er mich an. "Ich brauche dringend mehr Freiheiten. Auf Dauer wird mich das Irre machen, ständig verfolgt zu werden.", erkläre ich sachlich und mache ihm deutlich das ich es sehr ernst meine. "Was genau möchten sie denn ändern?", fragt er sicherheitshalber und scheint mit meiner bitte nicht so wirklich einverstanden zu sein. Aber ich bin sein Boss, was will er machen? "Erstmal möchte ich mich hier frei bewegen ohne das mir ständig jemand folgt. Ich komme mir vor wie eine Gefangene.", spreche ich ehrlich.

Nickend sagt er. "Sie wissen dass das alles nur zu ihrer Sicherheit ist." "Natürlich weiß ich das, aber das bringt mir nicht wenn ich am Ende nicht mehr richtig leben kann.", sage ich traurig und gucke durch die Lobby. Ein altes Ehepaar steht an der Rezeption und unterhält sich mit der Empfangsdame. Sie wirken glücklich und unbeschwert. So will ich auch enden. "Ich werde es so schnell wie möglich ändern und ihnen zukommen lassen.", holt mich Mister Brown aus meiner Beobachtung. 

"Danke.", bedanke ich mich freundlich und erhebe mich. Doch bevor ich ihn endgültig verlasse drehe ich mich nochmal um. "Es tritt sofort in Kraft.", sage ich energisch und gehe einfach. Nicht das er mir wieder versucht dazwischen zu quatsche. Als ich auf die Uhr sehe, beschließe ich wieder nach oben zu fahren. Das Hotel kann ich mir auch später noch angucken. In fünf Minuten müsste meine Stylistin kommen, zwar weiß ich nicht für was ich die brauche, aber ich habe gelernt nicht alles in frage zu stellen. 

Oben angekommen gieße ich mir ein Glas Wasser ein und betrachte die verregnete Aussicht. Es regnet zwar, aber trotzdem ist es wunderschön. Zwei Minuten später klopft es an der Tür. Ich öffne der jungen Frau die Tür. Es ist die gleiche Frau wie bei der Spenden Gala. Vanessa irgendwas. Wir begrüßen uns und schon legt sie los. Sofort habe ich gesagt das ich alles dezent halten will und ja nicht auffällig wirken möchte. 

Eine weitere halbe Stunde ist sie auch schon fertig und wir verabschieden uns wieder. Sie hat wirklich gute Arbeit geleistet. Dezent und doch markant. Es gefällt mir. Ebenfalls hat sie mir drei Kleider mitgebracht, die ich anziehen kann. Am Ende entscheide ich mich für ein dunkelblaues langes Kleid mit Beinschlitz. Der Ausschnitt ist Herzförmig und betonte meine Busen schön. Zufrieden mit meinem Look betrachte ich mich im Spiegel und beschließe mich auf den Weg nach unten zu machen. 

So langsam werde ich auch ein bisschen nervös. Es ist erst meine zweite große Veranstaltung und das letzte mal war Noah West mit anwesend. Großteils hat er alles geregelt und ich musste nur lächeln. Im Aufzug kommt mir wieder unser Gespräch auf der Terrasse in den Sinn. Er hat so in Rätzel gesprochen und dann dieser Satz. 

Sie kennen nicht die ganze Geschichte.

Dabei hat er fast ein bisschen mitleidig gewirkt. Als ob er es mir erzählen wolle, aber ihn irgendwas davon abhält. Das muss ich unbedingt nochmal ansprechen. Die Türen des Fahrstuhls öffnen sich und wieder strahlt mir die Lobby entgegen. Sie sieht so gepflegt aus und nirgends sehe ich ein Krümel Dreck. Selbstbewusst recke ich das Kinn und laufe sicher auf den Eingang des Riesen großen Ballsaales zu.

Am Eingang des Saales stehe zwei breit gebaute Männer und kontrollieren die Gäste. Als ich an der Reihe war winken sie mich einfach nur durch und fragten nicht mal, wie die anderen, nach der Eintrittskarte. Ein wenig verunsichert betrachte ich den Raum und suche nach bekannten Gesichtern. Aber Überraschung, ich kenne keinen. Doch Gina sticht mir ins Auge, also begebe ich mich zu ihr. Sie weiß sicher mehr. 

Wrong decision?Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz