Kapitel 11

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Katharina


Ein ältere Mann betritt die Bühne und stellt sich ans Rednerpult. "Conner Miller. Der Direktor des Krankenhauses.", sagt Noah West zu mir und nickt auf den älteren Mann zu. Kurz darauf fängt er auch schon an mit sprechen.

"Herzlich Willkommen meine Damen und Herren,
ich freue mich, Sie hier begrüßen zu dürfen. Ich bin dankbar, zu wissen, dass Ihnen die Menschen im Krankenhaus wichtig sind. Unfallopfer haben es nie leicht. Ihr Leben ist in den meisten Fällen danach eingeschränkt und brauchen Physiotherapeutische Unterstützung. Deshalb sind wir stolz Ihnen unseren neuen Krankenhausflügel zu präsentieren. In ihm werden ausschließlich Physiotherapeutische Unterstützung für Unfalloper angeboten. Unser leider verstorbener William Croft hat sich sehr für dieses Projekt engagiert. Zu wissen das er heute Abend nicht bei uns ist, ist schrecklich. Das gesamte Krankenhaus drückt sein Beileid aus. Ich danke Ihnen trotzdem für Ihr zahlreiches Erscheinen und wünsche Ihnen einen schönen Abend."

Als er fertig ist, mit seiner Rede, fangen alle an zu applaudieren. Nur ich starre ihn ungläubig an. Wie kann man nur so schleimen? "Alles in Ordnung?", fragt mich Noah West von der Seite. Nickend drehe ich mich zu ihm um. "Schleimen alle reichen Leute so?", frage ich leise und deute in den Raum. "Nicht alle, aber die meisten.", sagt er ernst und muss sich ein lächeln verkneifen.

 Schmunzelnd drehe ich mich wieder nach vorne und trinke einen Schluck aus meinem Glas. "Wie lange bleibt man denn in der Regel bei solchen Veranstaltungen?", frage ich Noah West, weil ich schon müde vom Tag bin. Meine Beine fühlen sich schwer an und meine Konzentration lässt nach. "Ich bin mir sicher das gleich alle ihre Hände schütteln wollen.", sagt er ernst und guckt sich um. 

Tief atme ich durch und nicke einmal. Bis jetzt war nur das essen toll. "Danach Fotos und Geld spenden, richtig?", frage ich schmunzelnd nach. Noah West nickt einmal und steht auf. Er reicht mir seine Hand. Fragend gucke ich ihn an, nehme aber seine Hand an und stehe mit auf. "Ich will ihnen was zeigen.", sagt er und führt mich durch die ganzen Menschen durch. Es ist das erste Mal das er mich nicht bittet sondern einfach macht und es gefällt mir. 

Wir halten auf einer großen Terrasse etwas abseits der Menschen. "Sehen sie das?", fragt er mich und deutet in den Himmel. Ich folge mit meinem Blick seiner Hand und betrachte den Himmel. Er ist tief schwarz, aber wunderschön. Die Sterne strahlen und bringen Licht. "Mich beruhigt es bei solchen Veranstaltungen immer.", sagt Noah West und ich spüre seinen Blick auf mir. Kurz gucke ich noch in den Himmel und wende mich dann Noah West zu. 

Er guckt mich undefiniert an. "Sie wirken immer so entspannt.", sage ich ehrlich und gucke ihn forschend an. "Bei der Arbeit bin ich das auch. Da weiß ich was ich zu tun habe, aber hier mit ihnen...", sagt er und spricht nicht zu ende. "Was mache ich anders?", frage ich und nutzte seine Rede lauf. "Auf der letzten Veranstaltung war ich in ihrer Situation und auf einmal soll ich ihnen helfen.", sagt er und scheint gedankenverloren zu sein. 

Stirnrunzelnd gucke ich ihn an. Worauf will er hinaus? "Mister Croft hat diese Veranstaltungen immer witzig gefunden. Die Menschen wie sie schleimen, aber er wollte immer den Menschen helfen. Deswegen war er hier.", spricht er weiter und guckt mich mitleidig an. "Er war ein guter Mensch, auch wenn sie das noch anders sehen.", beendet er seine kleine Rede. 

Immer wieder habe ich vor ihm über mein Erzeuger geschimpft und vergessen das sie sich sicherlich nahe standen. "Es tut mir leid. Ich werde in Zukunft auf meine Wortwahl achten.", sage ich ehrlich und gucke ihn mitleidig an. "So war das nicht gemeint.", sagt Noah West und senkt den Kopf. "Sie kennen nicht die ganze Geschichte.", sagt er leise und hebt sein Kopf wieder. 

Verwirrt gucke ich ihn an. "Was für eine Geschichte?", frage ich stirnrunzelnd. Zu einer Antwort kommt er aber nicht den wir werden von der Seite angesprochen. Noah West hat sofort sein perfektes Pokerface aufgesetzt und wendet sich professionell zu dem älteren Pärchen, was uns gerade angesprochen hat. "Miss Thompson. Unser herzliches Beileid. Ihr Vater war ein großartiger Mann. Er hat es nicht verdient so früh zu sterben.", schleimen sie und gucken mich mitleidig an. 

Ich räuspere mich einmal und bedanke mich bei ihnen. Zwar lügen wir beide wie gedruckt, aber so scheint diese Welt eben zu sein. Nach dem Pärchen sind noch andere zu uns gekommen und haben ihr Mitleid ausgedrückt. Immer wieder habe ich mir ein lächeln aufzwingen müssen. Es fühlt sich falsch an. Nicht nur weil ich ihn gar nicht kannte sondern auch weil das meiste Mitleid geschauspielert ist.  

"Noah.", erklingt eine männliche ältere Stimme. Noah West spannt sich sofort an und wirft mir einen kurzen Blick zu. "Ich freue mich dich zu sehen.", sagt der ältere Mann und grinst ekelhaft. "Ich hätte gedacht jetzt wo der alte Croft tot ist bekommst du die Zügel des Unternehmens. Stell dir vor wie enttäuscht ich war als ich höre das er eine verschollene Tochter hat.", spricht er grässlich und lacht. 

Kurz wirft Noah West mir einen Blick zu. "Wie bist du hier rein gekommen?", fragt er und scheint wütend zu sein. "Tzz, eure Sicherheitsleute waren auf schon mal besser.", grinst er und lehrt sein Glas mit einem Zug. "Du solltest gehen.", sagt Noah West ernst und winkt einen der Sicherheitsleute rüber zu uns. Ich schweige bloß und beobachte still. "Willst du deinen alten Herren etwa rausschmeißen?", fragt er gespeilt beleidigt und grinst. 

Knurrend verdreht Noah West die Augen und ich beobachte wie er seine Fäuste in der Hosentasche versteckt. Als der Sicherheitstyp bei uns ankommt, guckt er Noah West fragend an. "Er hat keine Einladung erhalten.", sagt er kühl und deutet auf den Mann vor uns hin. Der Sicherheitstyp packt den älteren Mann am Arm und führt ihn von uns Weg. "War schön dich gesehen zu haben, mein Sohn.", sagt der ältere Mann noch belustigt und dreht sich dann um. 

Überrascht von der Wendung, das es Noah West Vater war, gucke ich ihn verwundert an. Mich stört es nicht das er mich vorher beleidigt hat. Zu einem Teil hat er auch Recht. Er will gerade ansetzen was zu sagen, da unterbreche ich ihn. "Sie müssen mir nichts erklären. Gehen wir Fotos machen, Geld spenden und dann verschwinden wir von hier." Zögerlich nickt Noah West und deutet mir an ihm zu folgen. Bald ist der Abend geschafft und dann will ich ihn einfach nur vergessen.

Wrong decision?Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ