● plätzchenbackzeit ●

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Kekse backen hat mir schon immer Spaß gemacht, denn Kekse gibt es in allen Variationen. Von Kokospralinen bis Vanillegipferl, Lebkuchen bis Spitzbuben und von französischen Macarons bis zu italienischen Cantuccine habe ich alles gebacken und mir die Rezepte fein säuberlich in meinem Rezeptebuch notiert. Die Weihnachtszeit liebe ich besonders, weil sie die Zeit des ständigen Keksebackens ist und ich davon einfach nicht genug kriegen kann. Heute mache ich Pfefferminztaler und das erstaunlicherweise nicht alleine. Du hast dich praktisch selbst eingeladen, weil ich, der noch nie zu zweit gebacken hat, zu feige war, dich zu fragen, ob du mir Gesellschaft leisten möchtest. Ich bin froh, dass du hier bist und die Plätzchenzeit mit mir verbringst, denn wie gesagt, liebe ich diese Zeit. Und ich liebe dich, also würde ich sagen, ist das das perfekte Zusammenspiel. Ich greife vor mich hin lächelnd nach der dunklen Kuvertüre, als du sie mir vor meinen Augen wegschnapst. Du, mit deinen bernsteinblonden Locken im Gesicht. Du, mit deinen moosgrünen Augen. Moosgrün wie ein unendlich tiefer Wald. Ein Wald mit grasgrünen Blättern von Laubbäumen und haselnussbraunen Tannenzapfen, Vögeln die friedlich zwitschern und kleinen Quellen mit sprudelndem Wasser. Du, mit deinem faszinierenden Lächeln und deiner wundervollen Ausstrahlung. Du, die mich bedingunglos zu lieben scheint, komme was wolle. Doch kann ich diese Liebe genauso bedingungslos erwidern? Es bedeutet mir viel, dass du mir vertraust, auch wenn meine Vergangenheit diesbezüglich nicht wirklich prickelnd war. Es bedeutet mir viel, dass du mich nicht rund um die Uhr nach ihr ausfragst und alle Kleinigkeiten, seien sie gut oder schlecht, von mir erfahren willst. Es bedeutet mir viel, dass du mit mir Pfefferminztaler bäckst, um mit mir gemeinsam vor meinen Problemen wegzulaufen und unter einem riesigen Haufen an Selbstzweifeln in einem kleinen Unterschlupf voller Liebe und Zuneigung, Harmonie und Zuversicht mit mir verweilst, um mich glücklich zu machen. Glücklicher, als ich es wahrscheinlich jemals sein werde. Du verbringst mit mir die Plätzchenzeit, als wäre es unsere Letzte. Und ich kann einfach nicht anders, als pausenlos vor mich hin zu grinsen und all deine feinen Gesichtszüge zu mustern und deine Bewegungen zu verfolgen. Ich greife nach deiner Hand und du schenkst mir einen verwirrten Seitenblick, denn in einer Schüssel zu rühren funktioniert mit einer Hand eher semi gut. Doch ich will dich nicht loslassen. Ich wäre dafür zuständig, die Schokolade klein zu hacken, aber ich will dich nicht loslassen. Ich sollte mich auf die Taler konzentrieren, denn die Keksebackzeit gibt es nur einmal im Jahr, doch ich will dich nicht loslassen. Ich möchte Taler und Pralinen, Schnitten und Rouladen, Krapfen und Plätzchen bis zum Ende der Weihnachtszeit nur noch mit dir backen. Nie wieder alleine. Ich lasse deine Hand nicht los und symbolisiere mit dieser Geste genau das. Und du scheinst mich zu verstehen, denn du entziehst dich mir, nimmst nun meine Hand in deine und drückst leicht zu. Du streichelst über meinen Handrücken und zeichnest die Konturen meiner Fingerknöchel nach, während du umständlich versuchst, die Pfefferminzcreme mit deiner rechten Hand in einer sich ständig bewegenden Schüssel umzurühren. Ich will dich nicht loslassen. Doch du scheinst auch nicht den Anschein zu machen, dass du meine Hand bald losslassen wollen würdest. Diese Erkenntnis erheitert mich. Denn du willst mich auch nicht loslassen. Wir verbringen die Plätzechenzeit gemeinsam und lassen uns nicht wieder los. Nie wieder.

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weihnachtsträumerinWhere stories live. Discover now