● heißer tee ●

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Heute ist einer dieser Tage, an denen ich mich komplett leer fühle. Nichts will mir gelingen. Gestern, ein Tag, an dem ich tausende und abertausende Ideen hatte und heute, eine Qual. Die Sätze, die ich aufzuschreiben versuche, ergeben alle irgendwie keinen Sinn und egal wie sehr ich mich anstrenge, mich an irgendeinen kleinen Anhaltspunkt zu erinnern, es gelingt mir nicht. Ich habe hier nicht viel Aufmerksamkeit, weshalb man denken könnte, dass es doch egal ist, wenn ich mal einen Tag aussetze. Aber diese drei, vier Leser, die immer gespannt warten und ab und zu kommentieren, möchte ich nicht enttäuschen. Manchmal lastet zu viel Druck über meinem Kopf. Druck, der mich nach einiger Zeit nicht mehr wohl fühlen lässt. Und heute fühle ich mich nicht wohl. Ich liege seit einiger Zeit in meinem Bett; eine Wärmflasche auf meinem Bauch und die Teekanne am Nachtkästchen neben mir. Ich fühle mich erschöpft, ich sollte mich ausruhen und doch lässt mich der Gedanke nicht los, dass das neunte Türchen dann leer bleibt. Also versuche ich zu schreiben. Aber es geht nicht. Es fühlt sich an, wie eine nicht zu bewegende Mauer, die sich in meinem Kopf aufbaut und die nicht mehr verschwinden will. Eine Mauer, die die Wörter und Ideen nicht zu mir durchdringen lassen will. Diese Mauer habe ich nicht oft. Aber heute ist einer dieser Tage. Es würde mir wehtun, am 24. Dezember weihnachtsträumerin zu öffnen und statt 25, nur 24 Kapitel vorzufinden. Also schreibe ich jetzt, auch wenn das nicht die Art Geschichte ist, die ihr vielleicht sehen möchtet.

Ich brauche eine Pause, denn meine Finger fühlen sich schon ganz schwer an und fast jedes Wort muss ich zweimal nachkorrigieren. Ich setze mich kurz auf, um einen Schluck vom Hibiskustee zu nehmen.

Das hat länger gedauert, als ich einkalkuliert hatte, da der Tee noch beinahe kochend heiß ist. Außerdem lief währenddessen meine Brille an, was meinen Schreibprozess wiederum verlängert hat. Ich werde abgelenkt von meinen Fingernägeln, die erstaunlicherweise einmal schön, statt abgekaut sind. Leiden musste an ihrer Stelle jedoch meine Nagelhaut und jeden Moment muss ich den Drang widerstehen, sie etwas weiter abzuziehen. Das mag sich grauenvoll anhören, ist es wahrscheinlich auch, aber ich kann nicht damit aufhören.

Gerade habe ich es schon wieder getan und egal wie sehr ich manchmal blute oder wie sehr meine Finger davon schmerzen, ich mache es immer wieder. Und dann sehe ich mir meine Nägel an und rede mir ein, dass ich mich ruhig selbst verstümmeln kann, wenn ich dafür schöne und gepflegte Nägel habe. Jetzt laufen wieder andere Gedanken durch meinen Kopf. Es gibt Menschen, die sich eindeutig schwerer selbstverletzen als ich. Dagegen ist das gar nichts. Ich will nicht heuchlerisch klingen. Denken die Menschen nach so einer Aussage, dass ich heuchlerisch bin? Heuchlerisch und wehleidig, weil es anderen um einiges schlechter geht als mir? Ich habe ein gutes Leben, aber mein Gehirn spielt manchmal einfach verrückt. Es hört nicht auf sich selbst Fragen zu stellen.

Ich habe noch einen Schluck Tee genommen. Eigentlich waren es viele kleine Schlücke, da er immer noch so heiß ist.
Seitdem ich das Kapitel begonnen habe, sind knapp achtzehn Minuten vergangen. Ich habe schon wieder vergessen, was ich geschrieben habe, aber interessant wird es nicht wirklich gewesen sein.

Nun gut. Das hier kann eine schöne Wintergeschichte zwar nicht ersetzen, aber wenigstens beruhigt es meinen kleinen Kopf ein wenig, dass ich wenigstens etwas hochgeladen habe. Ich frage mich, ob ich morgen wieder mehr Kraft haben werde. Ich frage mich, ob es mir morgen besser geht, denn nochmal möchte ich so etwas nicht der Öffentlichkeit präsentieren. Auch wenn diese kleine Öffentlichkeit nur aus drei Personen besteht.

Mir fällt schon wieder nichts ein. Ich starre einfach gerade aus, weg von meinem Handy. Manchmal nach oben an die Decke, an der mein LED-Streifen hängt. Manchmal ins schwarz meines Fernsehers oder auf mein Bücherregal, aber mir fällt einfach nichts mehr ein. Also belasse ich es hiermit.
Wenn ich irgendwann Lust habe, mich noch eimmal an das neunte Dezembertürchen zu setzen, dann wird nun hier die Geschichte stehen, die ihr euch wahrscheinlich von mir erhofft habt. Und wenn nicht, dann folgen nun drei kleine schwarze, weiße oder bräunliche Punkte; je nachdem, wie ihr euren Display eingestellt habt.
Ich nehme noch einen Schluck Tee. Nachdem so viel Zeit vergangen ist, ist er jetzt sogar genießbar.

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weihnachtsträumerinحيث تعيش القصص. اكتشف الآن