● erster schnee ●

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Weiße Schneeflocken fallen sanft auf meine von der Kälte geröteten Wangen. Den Himmel zieren graue schwere Wolken. Der erste Schnee des Jahres ist immer wieder aufs Neue eine besondere Erfahrung. Ich bewundere die kleinen Flöckchen, die sich auf ihren Weg machen und am Ziel angekommen, sich treiben lassen. Sie schwingen durch die Lüfte; werden getragen vom frostigen Wind. Über Berge und Seen, über den frischen Tau der grasgrünen Wiesen, auf der sie sich dann niederlassen. Oder auf mir. Manchmal lassen sie sich auf mir nieder und ich kann kann das kitzelnde Gefühl auf meiner Haut wahrnehmen, wenn sie sich langsam in ihre ursprüngliche, flüssige From auflösen. Ich strecke schmunzelnd meine Zunge heraus und liebe den prickelnden Geschmack der Kälte, der sich nun in mir ausbreitet. Wie gesagt; der erste Schnee ist etwas besonderes. Doch dieses Jahr ist es anders.

Denn du bist da.

Du bist da und hältst meine Hand beschützend und wärmend in deiner. Du beobachtest jede meiner Bewegungen und zum ersten Mal spüre ich das Gefühl von Geborgenheit und Liebe. Ich spüre das Gefühl der weihnachtlichen Liebe, die sich zwischen uns ausbreitet. Zum ersten Mal erlebe ich den ersten Schnee nicht alleine, sondern mit dir. Meine Augen wandern vom Weiß des Schnees vorsichtig zu dir und ich bemerke, wie du dich ertappt wegdrehst. Leise muss ich lächeln, als deine Wangen erröten. Nicht aufgrund der Kälte, sondern weil sich eine liebliche Wärme in dir ausbreitet. Ich drehe deinen Kopf langsam in meine Richtung zurück und sehe dir in deine wunderschönen, tiefbraunen Augen. Sie ziehen mich in einen Bann und machen mir erneut bewusst, wie unglaublich glücklich ich in diesem Moment bin. Mir wird bewusst, dass ich den ersten Schnee die nächsten Jahre nur noch mit dir erleben möchte. Mir wird bewusst, dass ich dich aus vollstem Herzen liebe. Nun lächelst auch du und bist mir einen Schritt voraus, als du dich nach vorne lehnst und sanft deine Lippen über meine streifen lässt. Nur Sekunden dauert dieser Moment an und doch ist es genug Zeit um die Schmetterlinge in meiner Magengegend erneut aufzuwecken. Sie flattern aufgeregt hin und her, können ihr Lächeln und Kreischen nicht mehr verbergen. Schnell entfernst du dich wieder von mir, legst deine Hand wieder um meine und rennst los. Du rennst einfach drauf los und ich liebe es. Ich fühle mich plötzlich befreit und jugendlich. Ich verhalte mich in deiner Nähe genauso wie ich bin. Genauso wie ich sein möchte. Wir rennen lachend durch den vom glitzernden Schnee bedeckten Wald und halten Händchen. Keine Sekunde denkst du daran, meine Hand loszulassen. Vielleicht sehen wir dabei kindlich aus, aber das ist mir egal. Mir ist alles egal, wenn ich in deiner Nähe bin. Seit langer Zeit empfinde ich wieder Glück und Spaß. Und das Schönste ist zu sehen, dass es dir genauso geht. Die Freude ist dir förmlich ins Gesicht geschrieben und das macht mich unheimlich stolz auf mich selbst. Stolz auf uns. Urplötzlich liegen wir auf dem Boden und lachen uns die Seele aus dem Leib. Wir fühlen uns unbeschwert. Wir fühlen uns frei und geliebt. ,,Ich liebe dich."
Schockiert sehen wir uns an. Wir sehen uns lange an, bis wir wieder lauthals loslachen. Meine Augen tränen voller Freude und auch deine scheinen meinem Blick nicht mehr ausweichen zu wollen. Du bist mein erstes Adventskalendertürchen. Die erste kleine Überraschung dieses Jahres. Und ich liebe es. Der erste Schnee ist etwas besonderes. Es geschehen verrückte Dinge. Ein typisches Klischee aus Romanen ist das gleichzeitige Liebesgeständnis der beiden Hauptfiguren, aber wir haben dieses Klischee zum Leben erweckt. Ich und du. Der erste Schnee ist etwas besonderes.

Wir sind etwas besonderes.

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weihnachtsträumerinWhere stories live. Discover now