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Ich fühlte mich in einem Film- in einem schrecklichen billigen Film.

Wenn ich irgendwann Zoes Grab besuchen würde, wäre es nicht wegen Adam.

Trotzdem hasste ich den Grund, warum ich mich auf den Friedhof wiederfand.

Tränen liefen über meine Wangen, ich spürte sie kaum.

Ich legte Blumen auf ihr Grab, die ich kaum beachtete und schloss für einen Moment die Augen, um mich an sie zu erinnern.

Ihr Lächeln, wenn sie redete.
Ihr Lachen, das wunderschön klang.
Ihr Gesicht, das ich mir für so lange eingeprägt habe.
Ihre Stimme, die ich schrecklich vermisste.

„Ich.." Meine Stimme klang zittrig, also räusperte ich mich.
„Ich habe dir einen Brief geschrieben, Zoe." Das Blatt, das ich immer noch fest umschloss ließ ich jetzt neben ihr Grab fallen und beschloss ihn später neben ihr zu beraten.

„Es tut mir so leid, dass ich nie hier war..."
Meine Augen huschten über ihr Grab und ich lachte trocken auf.
„Ich werde jetzt kitschig werden, aber das musst du eben akzeptieren."

„Seitdem du tot bist, war der Friedhof so schlimm, dass ich selbst bei dem Wort zusammengezuckt bin,"
„Weil ich wusste, dass du hier bist. Ich wusste, dass du niemals mehr zurückkommen wirst."
Tränen rollten über meine Wangen und ich wischte sie mir ab.

„Es war Adam, der den Van gefahren hat", flüsterte ich leise und ein Schmerz, der riesig war, zerriss mir mein Herz.
„Er ist der Grund, warum du tot bist."
Ich schluchzte jetzt so heftig auf, dass ich die Hand auf meinen Mund legte.
Noch nie hatte ich so viel gefühlt.

„Ich liebe dich, Zoe. So sehr",
„Aber ich liebe ihn auch."
Den letzten Satz hauchte ich nur.

„Ich wünschte, es wäre nicht so, aber er ist das Beste, was mir je passiert ist,"
„Ich habe mich immer dagegen gewährt, aber ich liebe Adam, Zoe",
„Er war derjenige, der mich gerettet hat."
„Er hat mich geliebt, als ich mich nicht lieben konnte",
„Er hat mir gezeigt, dass ich wieder glücklich sein kann."

„Aber..."

„Du bist mir auch wichtig."

„Ich habe dich verraten und es tut mir so leid."
„Ich werde immer bereuen, dass ich es getan habe,"  Schniefend wischte ich mir über die Augen und fühlte mich wie der schrecklichste Mensch der Welt.

„Unser Versprechen wurde gebrochen", murmelte ich.
„Von mir und es tut mir schrecklich leid."
„Aber er ist derjenige, den ich liebe."
„Ich habe noch nie irgendjemanden so sehr geliebt, wie ich ihn geliebt habe."

„Also muss ich mich für ihn entscheiden", Meine Stimme klang gebrochen.
„Weil ich ihn nach alldem was passiert ist, nicht loslassen kann."

„Und es tut so weh",
„Es tut weh, dass ich mich nicht für dich entscheiden kann."

„Denn du bist tot, Zoe",  Jetzt weinte ich ohne mich zu stoppen.
Das was ich gleich sagen werde, wird mir das Herz brechen.

„Ich muss mich für die Lebenden entscheiden",
„Du bist tot und ich kann das nicht ändern, auch wenn ich es so gerne ändern würde."

„Also muss ich dich loslassen."
„Ich muss dich loslassen, damit ich endlich weitermachen kann."
„Nach all dieser Zeit... Denkst du manchmal auch an unsere Freundschaft?"
„Du warst die beste Freundin, die ich mir je wünschen konnte."
„Weißt du warum?"
„Weil..."

Meine Stimme brach.

Denn ich erinnerte mich an alles.

Zoe und Ich hatten uns im Kindergarten kennengelernt und waren gleich Freunde geworden.
Später waren wir zusammen zur Schule gegangen und hat mir dort gezeigt, dass sie die beste Freundin ist, die ich verdient habe.  Ich erinnerte mich daran, dass sie mich getröstet hatte, wenn ich weinend nach Hause kam, als Adam mich immer noch nicht bemerkt hatte. Wie er mich sitzen gelassen hat.
Wir wir lachten und Bauchschmerzen davon bekamen.
Wir wie auf Partys getanzt haben, als gäbe es kein anderer Morgen mehr.
Wir wir uns umarmten nach einem schrecklichen Tag.
Als ich bei ihr übernachtet habe, wenn meine Eltern zum ersten Mal schlimm gestritten hatten.
Immer habe ich Trost gebraucht und ihn bekommen.
Von ihr.
Sie war mein Lieblingsmensch gewesen und würde es für immer sein.
Es war egal, ob sie tot oder lebendig war, für mich, war sie die beste Person, die es auf der Welt gab.

„Ich werde dich jetzt öfters besuchen", versprach ich ihr und kauerte mich vor ihrem Grab, damit ich die Buchstaben berühren konnte.
„Du bist mein Lieblingsmensch, Zoe. Und du wirst es auch immer bleiben",  Ich holte tief Luft.
„Das wirst du immer bleiben, egal wie oder was passiert."

Ich strich über mein Gesicht und meine Tränenspuren trockneten.

„Ich weiß, dass du nie wolltest, dass ich so lange um dich trauern würde",
„Und es tut mir leid, wenn ich dich enttäusche, aber diesmal werde ich mich für ihn entscheiden."
„Ich hoffe, du verstehst das."
„Vergiss nicht, dass ich dich immer vermissen werde."
Ich strich über ihr Grab, trocknete meine Tränen und fühlte etwas, was ich noch nie gefühlt hatte.
Frieden.
Die Trauer war fort und der Schmerz auch.
Frieden füllte mein Herz und ich seufzte erleichtert.

„Ich werde dich wiedersehen, Zoe", versprach ich ihr deutlich und fühlte mich so lebendig, dass ich sofort den Friedhof verließ und nach Hause fuhr.

Ich musste Adam anrufen.
Diesmal würde ich alles richtig machen.

Kissing the Enemy Where stories live. Discover now