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Irgendwie schaffte ich es nach einer Stunde und ein paar Minuten zu Adam zugehen.
Obwohl mir kotzübel war und mein Knie wie verflucht zitterte, klingelte ich mit Mühe an der Tür.
Ich hoffte innerlich, dass es nicht Adam war, der mir die Tür öffnete, denn der würde sicherlich einen Schreck bekommen, wenn er mich sah.
Außerdem war es mir peinlich, dass ich jetzt so aussah. Hinter dem Haus erklangen Gelächter und Musik.
Ich kramte schwach in meinem Gedächtnis herum und erinnerte mich, dass heute Trevors Geburtstag war.
Dann war es nur klar, dass Adam für ihn eine Party organisiert hatte.
Doch ich konnte kaum klar denken, denn mein Gehirn war ein reines Karussell.

Zoe...
Muss sterben...
Ist mein Schicksal...
Muss sterben...
Zoe!!

Kraftlos hielt ich mich an der Hausmauer fest und betete, dass mir endlich jemand die Tür öffnen würde.
Ich musste Adam sehen. Jetzt sofort.
Dann würde es mir hoffentlich besser gehen...
Die Tür öffnete sich. Vor Erleichterung wurde mir noch schwindeliger und verschwommen, bemerkte ich Adam, der mich besorgt musterte.
„Judy?"
„Hi, Adam", Ich versuchte locker zu wirken, aber mein Knie schlotterte nur noch stärker und plötzlich war mir so schwindelig, dass ich nach vorne taumelte.
Adam fing mich mit seinen starken Armen auf und ich war noch nie so erleichtert gewesen.
„Was ist passiert, Judy?" Seine Stimme klang merkwürdig, irgendwie streng.
Als die Erinnerung mich überflutete, brach ich in Tränen aus.
„Judy...", murmelte Adam besorgt und rieb mir unbeholfen über den Rücken.
„Was ist passiert??" Ich hielt mir den Kopf, weil ich jetzt auch noch schreckliche Kopfschmerzen bekam.
„Ich...", fing ich an, doch hielt plötzlich inne.
Mir wurde schlecht.
Abrupt löste ich mich von Adam und stürzte ins nächste Badezimmer, dort erbrach ich mich auf den Boden.
Ich wischte mir zitternd den Mund ab und als Adam ins Badezimmer gestürmt kam, begann ich jämmerlich zu weinen.
Als ich zusammenbrach, fing er mich auf, küsste mich auf die Stirn und flüsterte etwas beruhigendes.
Ich schluchzte nur noch heftiger, mein Gesicht war kreidebleich. Adam bedrängte mich nicht, aber ich spürte, dass er vor Sorge ganz angespannt war. „Ich wollte mich umbringen lassen", stieß ich schließlich mühsam hervor und Adams Augen weiteten sich vor Schreck.
„Wie..", hob er keuchend an, aber ich ließ ihn nicht ausreden.
„Ich wollte sterben, weil Zoe auch an diesem Tag gestorben ist", flüsterte ich kraftlos, während Adam mir behutsam über den Kopf strich. Ich spürte, was in ihm vorging und ich zitterte, als er sagte: „ Bitte tu sowas nicht nochmal, Judy."
Ich nickte leicht und Adams Hände zitterten, als er mich in seine Arme schloss.
„Ich dachte, ein Auto könnte mich überfahren, aber es ist angehalten und ein... ein alter Mann hat geschimpft", stotterte ich und Adam zuckte zusammen, als hätte ich ihn geschlagen.
„Oh, Judy...", flüsterte er mit brüchiger Stimme und es brach mir das Herz.
„Ich bin es leid, Adam...", brachte ich hervor.
„Ich will sie nicht mehr vermissen",
„Ich will all diese Erinnerungen nicht..."
Er umfasste mein Gesicht und zwang mich, ihn anzusehen.
„Egal, wie sehr es wehtut; Lass nicht zu, dass es soweit kommt."
Ich versuchte zu nicken, doch es fiel mir unglaublich schwer.
„Komm", Adam hob mich sanft hoch.
„Lass uns zu den anderen gehen, okay? Vielleicht wirst du dich dann besser fühlen."
Ich wusste nicht genau, was er damit meinte, aber ich ließ mich von ihm tragen, bis ich langsam wieder auf die Beine kam.
Zwar zitterten sie immer noch stark, aber ich konnte wieder stehen, was mich etwas erleichterte.

Ich setzte mich an den langen, weißen Tisch und erkannte überrascht Stanley neben mir, der komischerweise ziemlich lange Haare bekommen hatte.
„Hey, Hübsche", Grinsend begutachtete er mich.
„Du siehst echt nicht gut aus. Alles okay mit dir?"
„Hm? Ja...", hauchte ich, obwohl es mir überhaupt nicht gut ging.
„Adams Party für Trevor ist echt abgefahren", plauderte Stanley, als sähe er nicht, wie erschöpft ich war.
„Willst du was trinken?"
Ich blinzelte gegen die Müdigkeit an, aber schaffte es kaum. Die Party und die Geräusche verblassten und ich hörte nur noch das schnelle Klopfen meines Herzens.
„Was?", fragte ich also und hoffte, dass Stanley das Zittern in meiner Stimme nicht bemerkte.
Zoe...

Kissing the Enemy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt