Kapitel 4

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Als ich am Montagmorgen in die große Halle der Uni kam, standen Stacy und Finn schon dort und unterhielten sich. "Morgen ihr beiden."

"Guten Morgen Kylie. Sag mal, hast du nicht geschlafen?" Stacy musterte mich mit einem leicht besorgten Blick. "Doch habe ich, aber nicht genug."

"Sieht man", lachte nun auch Finn und fing an, das Gespräch von gerade auch sofort wieder weiterzuführen. "Ach Stacy, was ich gerade noch sagen wollte, der DJ vom Club am Sonntag legt in 2 Wochen nochmal auf, also wenn du Lust hast, können wir dann wieder feiern gehen."

"Das klingt gut, ich bin definitiv dabei. Aber wisst ihr was ich gehört habe? Am Samstag soll im Wohnheim neben mir eine Party steigen, lass da mal alle zusammen hin."

"Gerne." Finn stimmte sofort zu. Das schien Stacy zu freuen, denn auf ihren Lippen spiegelte sich ein Lächeln wieder. Ihr Blick wanderte nun aber auch zu mir. "Kommst du auch?"

"Ich weiß nicht."

"Ach komm, das wird mit Sicherheit lustig."

"Zudem kommst du mal so mehr unter Menschen. Der einzige Kontakt, den du zur Außenwelt hast, ist an der Uni und bei deinem Job. Obwohl du selbst hier in den Vorlesungen mehr in deiner eigenen Welt bist", mischte Finn sich ein. "Es würde dir bestimmt mal gut tun."

"Fragt mich nach der Klausur am Mittwoch noch einmal ok?" Daraufhin nickten beide.

Stacy und ich machten uns kurz darauf auf den Weg in unsere Vorlesung zur Biochemie. Der Weg verlief eher ruhig, ich meine er war nicht lang, da der Vorlesungssaal in der Haupthalle ist, aber er verlief eher ruhig, da Stacy auf ihr Handy fixiert war. Ein paar mal musste ich sie leicht am Ärmel ziehen, da sie sonst gegen eine Säule oder eine Person gelaufen wäre, aber wir kamen dennoch sicher, ohne einen Unfall, im Saal an. Als wir einen Platz gefunden hatten, lehnte Stacy sich zu mir rüber. "Gehen wir gleich in die Bibliothek und lernen für Mittwoch?"

"Klar, können wir machen. Was meinst du, wie die Klausur wird?"

"Ich weiß es nicht, aber so wie ich Professorin Foster kenne, müssen wir alle möglichen Fachbegriffe in unsere Texte stecken, sonst gibt es Punktabzug."

"Da hast du recht." Jetzt war ich tatsächlich noch nervöser, aber auch Stacy ließ das nicht kalt. Sie tut zwar immer so, als würde sie alles auf die leichte Schulter nehmen, aber eigentlich stimmt das nicht. Sie setzt viel daran, dieses Studium abzuschließen und in keiner Klausur durchzufallen. Professorin Kirschlow hatte heute scheinbar einen guten Tag. Sie ist eigentlich immer etwas mürrisch und nahm einige unserer Nachfragen manchmal gar nicht ernst, aber heute beantwortete sie jede Frage, die während der Vorlesung auftrat und stellte sogar selbst Fragen an uns. Das passierte eher selten, da sie lieber nur die Vorlesung hinter sich brachte und somit einfach nur ihre Folien herunter ratterte. Für jemanden wie mich, die schon in der Oberstufe Chemie nicht wirklich verstanden hat, ist das eher nicht von Vorteil.

Durch die heutigen Umstände in der Vorlesung ging diese auch schnell zu Ende und Stacy und ich machten uns auf den Weg in die Bibliothek der Uni. Die Bibliothek erstaunte mich auch im 4. Semester noch jedes mal aufs neue, wenn ich sie betrat. Wir suchten uns einen abgelegenen Platz in einer der Ecken der Bibliothek. Durch die Fenster, die in der Ecke aufeinander treffen, hatten wir einen guten Blick auf den Campus. Wir holten unsere Materialen aus den Taschen und setzten uns hin. "Gibt es irgendwas, was du noch nicht verstehst?" fragte Stacy mich. Daraufhin schüttelte ich den Kopf und antwortete: "Ich verstehe eigentlich alles, aber ich möchte trotzdem es nochmal durchgehen." Stacy antwortete nicht, sondern stand auf und lief in einen der vielen Gänge, die aus Regalen mit Büchern bestanden. Das Lernen verlief recht entspannt. Ich half Stacy so gut wie es nur ging und lernte dadurch selbst noch einmal mehr. Stacy verriet mir währenddessen auch, dass sie totale Angst vor der Klausur hatte. Ich stimmt ihr zu. Persönlich war ich auch sehr nervös und hatte Angst, dass ich die Klausur nicht bestehen würde. Ich kann zwar die Klausur wiederholen, aber wenn ich sie dann auch wieder verhaue, dann würde ich durchfallen und müsste das Semester wiederholen. Das würde mir absolut nicht in meinen Plan passen. Ich möchte eigentlich so schnell wie möglich mit dem Studium fertig werden. Nicht, weil ich keine Lust mehr darauf habe, sondern weil ich so schnell wie möglich in das richtige Leben steigen möchte. Als Studentin ist das Leben zwar schon komplett anders getaktet als das einer Schülerin, aber trotzdem fühle ich mich manchmal noch wie ein Kind. Ich bin durch das Studium immer noch so stark von meinen Eltern abhängig. Mit den Einnahmen meines Nebenjobs zahle ich zwar die Studiengebühren, aber mein Auto zahlen meine Eltern noch und ich wohne schließlich noch bei ihnen. Ich würde sehr gerne endlich mal auf eigenen Beinen stehen, aber Wohnungen hier in der Nähe der Uni sind einfach zu teuer und im Wohnheim ist auch kein Platz mehr.

Ich will dich nicht verlierenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt