Kapitel 3

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Nach unseren Vorlesungen machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Wir steigen also in die Straßenbahn Nummer 4 und fuhren bis zum Hauptbahnhof, von da aus mussten wir nur noch 5 Minuten laufen und waren schon an unserem Ziel. Ich mag es ja, dass in so großen Städten alles schnell und leicht zu erreichen ist, aber es ist mir doch etwas zu groß. "Was hattest du heute eigentlich geplant, Stacy?"

"Ich will shoppen, was sonst?"

"Aber hättest du das nicht auch alleine gekonnt?" Ich mochte Stacy, aber shoppen gehen ist mit ihr nicht gerade angenehm. "Du bist ja voll der Spielverderber. Zudem ist es alleine einfach nur langweilig." Ich sagte vorerst nichts weiter. Stacy steuerte direkt auf ein Bekleidungsgeschäft zu. Vielleicht könnte ich mir ein neues Kleid für den Sommer kaufen. Drinnen angekommen habe ich auch schon direkt Stacy verloren. Warum kann sie denn nicht einmal bei einem bleiben?

Während Stacy nicht mehr zu finden war, machte ich mich auf die Suche nach einem hübschen Sommerkleid. Ich bin eigentlich nicht so ein Fan von Kleidern, aber auch nicht von kurzen Hosen. Alles was ich hier aber nur fand, waren Kleider zum Wickeln und damit habe ich schon schlechte Erfahrungen gemacht. Ich war zwar an dem Tag nur im Garten, aber eine Windböe hatte mir mein Kleid fast ausgezogen, weil sich der Wind im Stoff verfangen hatte. Wäre ich in dem Moment an einem belebten Ort gewesen, hätte jeder meinen Slip gesehen. Die Erfahrung hat mich so verstört, dass ich mich von allen Kleidungsstücken, die gewickelt werden, fernhalte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich den kompletten Laden durchquert. Immer noch nichts Vernünftiges. Vielleicht sollte ich einfach in einem anderen Laden schauen. Gerade als ich mich zum Eingang begeben wollte, um dort auf Stacy zu warten, fand ich in einer kleinen Ecke ein Kleid. Das Kleid war versteckt zwischen den anderen Kleidern und hing an einer Stange an der Wand. Das Kleid war weiß mit einem Hauch Blau, so dass man erst gar nicht erkennt, dass es Blau ist. Zudem sind ganz viele verschiedene Blumen auf dem Stoff zu sehen. Es gefällt mir. Mit dem Gedanken und dem Kleid im Arm ging ich zu den Umkleiden. In einer der Kabinen zog ich mir dann meine Jacke, die Schuhe, die Jeans und den Pullover aus und schlüpfte dann in das Kleid. Es hatte keine Ärmel, aber recht breite Träger. Der Rock hörte knapp über meinen Knien auf. Der Rücken war geschlossen und es hatte einen tiefen Ausschnitt. Meine Oberweite kam in diesem Kleid gut zum Vorschein. Meine Augen blieben auf dem Anhänger hängen, der knapp unter meinem Schlüsselbein lag. Eine kleine Sonnenblume in Rosé-Gold. Dain hatte mir diese Kette geschenkt, weil er sich daran erinnert hatte, wie gerne ich Sonnenblumen mag. Wenn er nur wüsste, dass ich sie immer noch mag. Er wüsste es, wenn er noch hier wäre, aber das ist er nicht. Er ist vor 12 Jahren einfach so verschwunden. Ich habe ihn danach nie wieder gesehen. Da sein Haus plötzlich leer stand, ist er wahrscheinlich umgezogen, aber warum? Warum hat er mir das bei unserem letzten Treffen nicht gesagt? Der Gedanke an ihn machte mich traurig und wütend zugleich. Er war mein bester Freund und er geht einfach ohne etwas zu sagen. Ich verstehe das alles nicht.

"Kylie, bist du hier?" Stacy! Verdammt die habe ich irgendwie komplett vergessen. "Ja, ich habe gerade nur ein Kleid anprobiert. Ich ziehe mich noch kurz um, bin gleich fertig"

"Vergiss das Umziehen. Ich will dich erst sehen", flötete sie. Also zog ich den Vorhang zur Seite und lugte aus der Kabine, um Stacy zu finden. Sie stand nicht allzu weit weg von mir und drehte sich auch direkt um, als sie mich in dem riesigen Spiegel an der Wand sah. "Na komm schon. Ich möchte sehen, was du dir da ausgesucht hast." Nach der Aufforderung kam ich aus der Kabine raus und stand nun direkt vor Stacy. Ihr Gesichtsausdruck wurde nachdenklich. "Dreh dich mal bitte." Ich fing an, mich ganz langsam auf der Stelle zu drehen. "Nimm es, es sieht gut an dir aus", zwinkerte mir Stacy zu, als ich wieder mit dem Gesicht zu ihr stand. "Wirklich?" Ich konnte immer noch nicht glauben, dass ich so ein schönes Kleid gefunden habe. "Wirklich!"

Ich will dich nicht verlierenWhere stories live. Discover now