7. Überflüssige Scheinfreundin

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Mir war klar, was sie damit andeutete, doch ich grinste einfach nur. Zufrieden lehnte sie sich zurück und blickte stumm nach vorne. Wenige Sekunden lang regte sie sich nicht, bis sie plötzlich in sich hineinlachte und begann, ihre Bluse zuzuknöpfen.

* * *

Verwirrt beobachtete ich die mir bisher am bekanntesten Gruppe an dieser Schule, während ich im Auto auf Julie wartete. Damit waren das Äffchen, der eine Typ mit dem sie ständig abhing, Manon, Callum und Callum gemeint.

Im Ernst. Da standen zwei Callums. Entweder war ich high oder meine Kontaktlinsen taugten nichts mehr. Völlig verwirrt starrte ich die beiden an. Schon klar, dass sie Zwillinge sein mussten, doch warum hatte ich den anderen bisher nie getroffen? Ich dachte immer, dass Zwillinge sich gegenseitig am Arsch klebten. War wohl doch nur ein Klischee.

Sie lehnten alle an zwei teuren Schlitten und schienen ein amüsantes Gespräch zu führen. Zumindest waren sie alle am Grinsen und Lachen. Das taten sie aber ständig. Elaine versuchte nebenbei auf den Rücken ihres Freundes zu klettern. Wie ein richtiges Äffchen eben. Angestrengt versuchte ich mich an seinen Namen zu erinnern. Irgendwas mit L müsste es gewesen sein.

Sie war so winzig, ich konnte gar nicht glauben im selben Alter wie sie zu sein. Oder auch nur ein Jahr älter. An sich wirkte sie eigentlich gar nicht so kindlich. Abgesehen von ihrer Größe halt. Und ihrem Verhalten vielleicht.

„Hey, Carter!", Julie riss plötzlich die Beifahrertür auf und ließ sich seufzend auf ihren Sitz plumpsen. „Ich winke und winke, doch du bemerkst mich gar nicht. Wen beobachtest du denn da? Echt komisch, wenn du Interesse an anderen Menschen zeigst..."

Ich verdrehte die Augen und seufzte anschließend leise, doch Julie schien ihre Frage ernst zu meinen, also antwortete ich mit einer Gegenfrage.

„Wie alt ist die Kleine da?"

Sie folgte meinem Blick überrascht, doch bevor sie Elaine überhaupt entdeckte, wusste sie bereits, dass ich von ihr sprach. „Sie ist vor ein paar Monaten 16 geworden."

Naja, das erklärte die Lage halbwegs. Zwar nicht ganz, aber was soll's.

„Sie ist also kein Senior?"

„Nein", sie runzelte die Stirn. „Warum fragst du?"

Ich zuckte die Achseln. Keine Ahnung. Neugier? War das so merkwürdig?

„Erst willst du wissen wie alt Manon ist und jetzt interessierst du dich für El... Muss ich mir Sorgen machen?"

Am besten ignoriere ich sie einfach. Das half so gut wie immer.

Schweigend startete ich den Motor und wollte gerade den Rückwärtsgang einlegen, da legte Julie hastig ihre Hand auf meine. „Warte! El kommt gerade zu uns rüber."

Ich blickte verwundert auf und sah, wie das Äffchen an Julies Fenster hüpfte. Grinsend klopfte es dagegen und öffnete anschließend ihre Tür.

„Louis meint, wenn ich dir helfen möchte, dann soll ich jetzt schonmal mitfahren, weil er mich nicht extra zu euch kutschieren will. Was meinst du? Soll ich mitkommen?"

Julie begann sofort vor Aufregung breit grinsend zu nicken. „Natürlich! Steig ein!"

El kicherte und schloss ihre Tür wieder, um hastig hinten einzusteigen. „Yay!", erfreut schnallte sie sich an und blickte mir in der nächsten Sekunde über den Rückspiegel in die Augen. „Du kannst ruhig losfahren."

Ich warf einen Blick über meine Schulter und zog eine Augenbraue hoch. „Sicher, dass du keinen Kindersitz brauchst?"

Für einen Moment herrschte Totenstille im Wagen. Julie blickte mich empört an, das Äffchen einfach nur sprachlos. Ich war mir selbst nicht sicher, wie ich drauf kam sowas rauszuhauen, doch dann begann Elaine plötzlich laut und mit heller Stimme loszulachen.

„Den habe ich noch nie zuvor gehört! Oh, mein Gott!", lustiger Weise ziemlich begeistert klatschte sie in die Hände. „Dabei ist er überhaupt nicht... kreativ. Echt komisch, glaub mir, die Kommentare über meine Größe haben 2013 angefangen und werden auch niemals aufhören."

Da bekam man ja fast schon Mitleid mit ihr. Ich murmelte ein halbherziges "Sorry", doch sie wirkte nicht wirklich so, als ob sie eine Entschuldigung brauchte.

Julie stupste mich leicht an, sodass ich wieder nach vorne blickte und dieses Mal wirklich den Rückwärtsgang einlegte. Als ich mich nach hinten drehte, sah ich wie das Äffchen bereits in Gedanken versunken aus dem Fenster blickte.

„Deine Eltern sind jetzt also ganz sicher weg?", fragte Julie wenige Sekunden nachdem ich losgefahren war, um die Stille zu unterbrechen.

Elaine nickte. „Ja. Louis und Renee sind zwar noch da, aber die leben sowieso in ihrer eigenen Welt."

„Cool", freute sich Julie, während ich innerlich bereits zu spekulieren begann. Mal abgesehen von der Tatsache, dass das Äffchen und Louis anscheinend verwandt waren, fragte ich mich, was die beiden geplant hatten. Eine Party? Kiffen? Trinkspiele?

Obwohl... Ich durfte nicht vergessen, dass hier die Rede von Julie war. Bestimmt planten sie nur, sich gegenseitig die Nägel zu lackieren und dabei zu lästern. Keine Ahnung, ob das Äffchen so eine Person war, aber meine Schwester würde Alkohol und andere Drogen zumindest bis sie volljährig war nicht anrühren.

Ich beschwerte mich nicht.

„Hey, Fleischesser", sprach das Äffchen mich plötzlich an und grinste breit. „Hast du schonmal veganen Käsekuchen gegessen?"

Julie mischte sich schlagartig ein. „Versuch gar nicht ihn zu missionieren, El. Er wird dir vorspielen, sich für deinen veganen Kram zu begeistern, damit du nicht mehr nervst, nur um 10 Minuten später zum nächsten McDonalds zu fahren."

Ich musste lachen. „Hab ich dir schonmal sowas angetan, oder warum diese exakte Beschreibung?"

Sie nickte langsam. „Ich dachte immer, du würdest meine Zeichnungen in deinen Schrank hängen... aber der Mülleimer schien dir als Aufbewahrungsort geeigneter."

Elaine prustete los, während ich angestrengt versuchte, mich daran zu erinnern. Jules schien es ziemlich geprägt zu haben. Die Arme.

Aber ich hatte keine Ahnung mehr. Das erwähnte ich jedoch natürlich nicht. Stattdessen klopfte ich ihr tröstend auf die Schulter und konzentrierte mich anschließend wieder auf die Straße.

BorderlineWhere stories live. Discover now