7. Überflüssige Scheinfreundin

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„Hast du noch nie einen Menschen gesehen, oder warum glotzt du die ganze Zeit?", zischte diese plötzlich leise und rutschte etwas von mir weg.

Ich starrte sie absichtlich noch ein wenig länger an, bevor ich schmunzelte. „Warum interessiert es Mrs Kleo nicht, dass du... naja... so aussiehst halt."

„Wie?", sie kniff die Augen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust.

Nach einem kurzen Zögern haute ich die Wahrheit raus: „Wie durchgenommen."

Ihr Blick daraufhin war unbezahlbar. Fast hätte ich laut losgelacht, da schlug sie mir plötzlich gegen den Oberarm.

„Ich hatte gerade eben Sport! Arschloch!"

Beleidigt blickte sie wieder nach vorne, während ich es gleich noch schwieriger hatte mein Lachen zu unterdrücken.

„...Sorry."

Sie zog sich das Haargummi aus der Mähne und band sich diese leise murmelnd neu. „Sei einfach leise, Carter."

Ich stockte verwundert und dieses Mal reichte ihr die eine Sekunde des Starrens, um genervt aufzustöhnen. „Was?"

„Woher kennst du meinen Namen?"

Sie verdrehte die Augen. „Jeder hier kennt deinen Namen, Nachnamen und natürlich auch dein Alter. Muss dir aber nicht peinlich sein, dass du dieses Jahr wiederholst. Oh, und irgendjemand meinte letztens auf dem Mädchenklo sogar, dass du eine On-Off-Beziehung mit einer Studentin am Laufen hättest. Wahrscheinlich hat sie Julie ausgequetscht."

Jetzt war ich noch perplexer als zuvor und fragte leise nach ihrem Namen.

Sie verdrehte die Augen und verriet ihn mir dann: „Linda."

Ich zog die Augenbrauen hoch und lehnte mich zurück. Linda... Julie hatte sie, wenn ich mich richtig erinnerte, als Schlange bezeichnet. Ich war mir noch nicht sicher, wie wahr das war. Bisher schien sie nämlich ziemlich offen und ehrlich zu sein.

„Ja, ich bin Jakes neue Bitch, falls sie mich so vorgestellt hat. Obwohl ihr Vokabular wahrscheinlich nicht so überaus krass von Schimpfwörtern geprägt ist."

Oh, verdammt. Ich betrachtete ihr Profil und musste ein Schmunzeln unterdrücken. Schlechte Neuigkeiten: Ich mochte sie.

Ein Grund mehr, ihr die Frage zu stellen, dir mir in Sekundenschnelle in den Sinn gekommen war. Vielleicht könnte ich so eine Art Rivalität erzeugen.

„Macht es dir nichts aus, dass dein Freund auf Kerle steht?"

Linda spannte sich für einen Moment an und kniff dabei die Augen zusammen. Flüsternd feuerte sie zurück.

„Würde ein angeblich schwuler und geouteter Typ für seine komplett überflüssige Scheinfreundin eine Victoria's Secret Bestellung im Wert von knapp £200 machen? Und anschließend seinen Kauf mit ihr gemeinsam in vollen Zügen genießen?"

Ich stockte. Sie war gut. Und wurde mir immer sympathischer.

„Dann steht er halt auf beide Geschlechter."

Linda setzte ein falsches Lächeln auf und täuschte Neugier vor. „Warum interessiert dich seine Sexualität denn so sehr, Carter?"

BorderlineWhere stories live. Discover now