Kapitel 13

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Die restliche Zeit hatte Jungwon das Thema zum Glück nicht weiter angesprochen, was mich beruhigte und langsam das Geschehene auch vergaß. 

Nach dem Essen waren wir zu Jake rüber gegangen, um ihn auf ein Spaziergang mitzunehmen. Das Wetter war herrlich angenehm und ein frischer Regenwind wehte durch meine Haare. Ich hatte leider nur ein einfaches Shirt an, denn das regnerische Wetter, kam so plötzlich als wir schon weiter weg von zu Hause waren. Ich versuchte mich einfach zusammenzureißen und zog meine Arme überkreuzt nah an meinen Körper. Es half zwar nicht viel, aber wenigstens waren meine Arme etwas bedeckt.

"Wollen wir vielleicht uns in das nächste Café oder so setzen? Nicht, dass wir im Regen durch das Nirgendwo laufen.", schlug Jake vor. Ich nickte zustimmend. Es klang nach einem guten Deal.

"Ist dir kalt?", fragte Jungwon plötzlich, während Jake auf sein Handy nach der nächsten Stube suchte. Ich bewegte meinen Schultern auf und ab. "Es geht noch!", meinte ich, denn was anderes hätte ihm und mir ja auch nicht weitergeholfen. "Willst du meinen Hoodie ausleihen?" Ich zuckte wieder unsicher mit den Achseln.

Ich war überrascht über diese Frage und würde ihn gerne annehmen. Meine Wangen glühten, als wenn sie rot wurden und ich hoffte nur, dass er nichts von meinem Chaos mitbekam. Was sollte ich jetzt antworten? War ihm denn nicht auch kalt... Aber warum würde er mir den dann anbieten? Ich wollte diesen Pulli so gerne tragen, warum auch immer, doch ich fühlte mich auch schlecht dabei, dafür zuzustimmen. 

Jungwon wartete allerdings nicht auf meine Antwort und schon stand er in Shirt vor mir, während er mir seinen riesigen Hoodie überreichte. Ich zögerte kurz, wusste aber, dass er ja doch nicht aufgab. Also nahm ich ihn an und zog ihn drüber. 

Sofort wusste ich, dass es die beste Entscheidung aller Zeiten war. Der Hoodie war so schön warm und kuschelig, durch die große Größe, von Innen. Er war mir zwar zu groß, aber das war auch einfach das gemütliche dran. Ich fühlte mich auf einmal auch irgendwie viel wohler und wollte ihn einfach nie wieder ausziehen.

"Besser?", fragte Jungwon noch. Unauffällig legte ich meine Hände auf meine Wangen. Hoffentlich hatte er nicht meine roten, strahlenden Wangen bemerkt... Ich nickte als Antwort und bekam ein entzücktes Grinsen von ihm zurück. 

"Okay, Leute! Wir sind eigentlich schon bald da. Nur durch dieses Waldstück und dann sind wir da.", meinte Jake. Wir nickten. Ich bekam zwar ein mulmiges Gefühl, als wir im Wald herumliefen, aber ich versuchte mich innerlich irgendwie zu beruhigen, mit den Techniken, die ich vor kurzem in der Therapie gelernt hatte. Zudem spazierte Jungwon auch neben mir und das beruhigte mich auch ein wenig.


Als es dämmerte, setzten mich die Jungs bei mir zu Hause ab und machten sich dann selbst auf ihren Heimatweg.

Allerdings bemerkte ich beim Treppensteigen, dass ich ja noch Jungwons Hoodie anhatte. Es war wohl einfach schon so gemütlich und normal geworden, dass ich komplett vergessen hatte ihn zurückzugeben. 

"Typisch...", zischte ich zu mir selber und ging in mein Zimmer, um mich für die Schule morgen vorzubereiten. 


~


"Hey, Ally!", begrüßte mich Niki, als er sich auf sein Platz begeben hatte. "Hallo!", gab ich müde von mir. "Mal wieder zu lange wach gewesen?", fragte er und grinste mich an. Ich konnte ihm da nur zustimmen. Ich hatte meine zerzausten Haare, vom Schlaf, in einen einfachen Dutt gedreht und auch nur Make-Up über meine Narben gemacht. Zudem sahen meine Augen so klein aus, wie sie sich auch anfühlten. Ständig wollten sie zufallen.

Ich hatte mein Kopf auf meinen Arm und den Hoodie von Jungwon, den ich mitgenommen hatte, gelegt, hob ihn jetzt jedoch, um ja nicht wirklich einzuschlafen.

"Und, wie war dein Wochenende so?", wollte ich wissen, doch Niki hatte schon was ganz anderes entdeckt und ignorierte meine Frage. Mit weit aufgerissenen Augen schaute er überrascht auf meinen Tisch.

"Sag mal, stimmt es wirklich oder hast du einfach denselben Hoodie?", fragte er mit einer dramatischen Stimme. Ich blickte etwas verwirrt in sein Blickfeld. "Achso...nein, das ist Jungwons. Er hat ihn mir gestern beim Spazieren gehen geliehen." Nikis Blick veränderte sich wie auf Kommando. Er grinste mich schief an und bewegte sein Augenbrauen auf und ab. 

Ich runzelte verwundert meine Stirn. "Was ist daran jetzt so besonders?" Er rollte seine Augen. "Mehr als nur das! Glaub mir, noch nie hatte er einem Mädchen sein Hoodie ausgeliehen oder ähnliches." "Okay, aber wir sind ja zurzeit auch viel zusammen, vielleicht ist er ja mit den anderen nicht so viel..." "Nein! Ich kenn ihn länger, also kannst du gar nichts sagen.", meinte Niki bestimmerisch und grinste mich schon wieder so an. "Er redet eigentlich sonst auch nicht einfach so mit Mädchen. Immer ging es um Schule oder es waren sein Verwandte...Also, was habt ihr alles schon alleine getan? Sag mir alles!" 

Ich musste anfangen laut zu lachen, als ich sein neugierigen und doch so ernsten Blick sah. Er meinte das wirklich ernst. Er dachte wohl wirklich, da ging was ab bei Jungwon und mir, was ich allerdings nicht ganz nachvollziehen konnte. Klar, ich hatte schon bemerkte, dass bei mir irgendwas anders, als bei Jake und den anderen war. Jedoch glaubte ich nicht, dass es um Liebe oder, wie das meine Therapeutin auch immer nannte. Ich konnte es mir nicht vorstellen. Wie auch, wenn ich nicht mal das Wort kannte...

Scars // Enhypen Jungwon FFWhere stories live. Discover now