Kapitel 10

641 19 9
                                    

Nach dem ersehnten letzten Glockenschlag des Tages, räumte ich meine Sachen zusammen und verlies direkt den Raum.

Niki hatte ich heute kaum beachtet, denn der Vorfall von meiner letzten Therapiestunde belastete mich noch immer dermaßen und schlimme Erinnerungen waren wieder hochgekommen. 

Niki hatte versucht mich anzusprechen während dem Unterricht und auch in der Ecke, in der ich mich mal wieder verkrochen hatte, doch ich hatte ihm nichts antworten können und nur vor mich hingestarrt. Trotz des Wollens tief in mir, die Sache einfach zu vergessen und Niki nicht so zu ignorieren. Ich hoffte, er würde es verstehen, denn er kam mir jetzt nicht gerade so vor, als wenn sowas ihn schnell verletzte.

Ich hatte mir direkt meine Kopfhörer eingesteckt, nachdem ich aus dem Gebäude raus war und marschierte Richtung Tor. Doch als ich ein mir sehr Bekanntes Gesicht wahrnahm, wurd ich langsamer und starrte verwundert und irgendwie erleichtert zugleich auf die Bank, auf der die Person sich gesetzt hatte.

"Jungwon!", hörte ich plötzlich Niki hinter mich rufen und schon flitzte er an mir vorbei Richtung des erfreuten Jungens. "Was machst du denn hier?", fragte mein Klassenkamerad und gab ihn einen Handschlag zur Begrüßung. 

Mir war das unangenehm geworden, dass Niki dazu kam, da ich wusste, wie wenig Aufmerksam ich ihm gegeben hatte. Vielleicht war er ja doch sauer, man konnte ja nie wissen...

Ich richtete meinen Blick schnell nach vorne, tat so, als hätte ich sie nicht bemerkt, und ging mit großen Schritten vorwärts. 

"Hey, Ally!" Zu spät... Ich blieb abrupt stehen und drehte mich zu den Jungs. Jungwon schaute mich erfreut und lächelnd an, während Niki allerdings mit einem Blick schaute, in dem ich nicht wirklich beurteilen konnte, ob er unsicher oder erwartungsvoll war.

"Warte kurz!", meinte Jungwon. Verwirrt und voller Fragen blieb ich an Ort und Stelle stehen. Ich wurde irgendwie nervös und konnte mir gar nicht vorstellen was jetzt kommen würde. Was wollte Jungwon denn von MIR? Ich meine, wir kennen uns erst seit kurzem oder eher gesagt seit einem Tag.

"Ich muss dann aber auch los, mein Bus kommt gleich!", meinte Niki, verabschiedete sich und rannte davon. Jetzt waren es also nur  noch ich und genau der Junge, der mich einfach nur verrückt werden ließ, dass es einen schon beängstigte. 

Jetzt kam er auch noch zu mir und gab wieder ein leichtes Schmunzeln mit seinen Grübchen...Halt Stopp! Was passierte hier gerade?

"Ich dachte ich begleite dich nach Hause. Ich wollte eh zu Jake und da ich heute früher Schluss hatte, kam mir die Idee. Natürlich nur, wenn du damit einverstanden bist!?", klärte Jungwon auf. Mein Herz fing miteinmal an zu rasen und ich hatte einfach kein Gefühl mehr in meinen Beinen. Doch nicht etwa nur, weil er mich nach Hause begleiten wollte, oder? Ich meine, vielleicht ist er einfach ein kontaktfreudiger Mensch, wie auch die meisten seiner Freunde irgendwie. Und was er sagte machte ja auch Sinn, also...

"Klar!", kam es nur aus mir heraus. Er lächelte zufrieden und ging Richtung Bahn. Ich folgte nur zögernd und wusste nicht, was ich tun konnte um mich zu beruhigen. Sollte ich vielleicht wirklich mal mit jemanden darüber reden? Aber was ist wenn sie mich dann in die nächste Therapie schicken, vielleicht ist es ja etwas, was meine Psyche...

"Ist alles in Ordnung?" Jungwon hatte sich zu mir gedreht und schaute mir fragend in die Augen. Ich wurde plötzlich ganz heiß und ich konnte nicht lange in seine wunderschönen, braunen Augen sehen und mein Blick richtete sich schnell zu Boden.

Aber da ich nicht antwortete, wurde er einfach langsamer, sodass er direkt neben mir herging. Doch weiter fragte er nicht zum Glück und der restliche Weg verlief im Stillen ab. Zumindest von außen, denn innerlich war nichts als Chaos und Fragen in mir.

Scars // Enhypen Jungwon FFWhere stories live. Discover now