So sehr ich es versuchte, drückte ich meine Beine an die Brust und schluchzte in meine Hand in dem Versuch meine Schluchzer zu ersticken und niemanden aufzuwecken. Es war stockdunkel, aber ich erkannte, dass ich in Jacks Bett lag. Neben mir hatte sich Emily zusammengekrault und sich unter der Decke an mich gekuschelt. Gleich auf der Couch lag Sierra.

Sachte strich ich Emmys lose Strähnen aus ihrem Gesicht und betrachtete im Einfall des Mondlichts ihre Gesichtszüge. Sie hatte nur wenig Ähnlichkeiten mit unserem Vater und kam mehr nach ihrer Mutter. Aber wenn sie lächelte und die kleinen Grübchen unter ihren Augen zum Vorschein kamen, war es, als ob Dad mich anlächelte.

Emily. Sie war es, die ich noch hatte. Sierra, wenn man sie dazu zählen konnte. Und einen Großvater, den ich neu kennengelernt hatte. Das durfte ich nicht vergessen. Ob sie mich inzwischen akzeptiert hatten? Sierra hatte mich nie als Teil der Familie betrachtet und ich sie nur als Last. Aber im Moment, in Angesicht ihrer Trauer, hoffte ich akzeptiert zu werden. Nicht vergessen zu werden. Allein gelassen zu werden.

Mir war nie klar gewesen, welche große Angst ich vor der Einsamkeit hatte. Die letzten Ereignisse hatten mir dies klargemacht.

Während ich in meinen Gedanken schwelgte, klopfte es an der Tür und öffnete sich bevor ich diese Person herein bitten konnte.

»Belle« Es... Es war mein Vater!

Meine Kinnlade klappte nach unten und ich sprang aus dem Bett. »Dad!«, stürmte ich auf ihn zu und warf mich in seine Arme. »Dad, du lebst!«, schluchzte ich erneut auf.

»Belle.«

»Ich dachte du wärst tot! Alle dachten das!«, weinte ich in seine Brust, atmete seinen vertrauten Duft tief ein. Er lebte. »Ich wusste, dass das nicht stimmt. Ich wusste es...«

»Belle.«

»Ich hätte es nicht ohne dich geschafft. Bitte geh nicht, mach das nie wieder.« Ein schwerer Knoten in meiner Brust löste sich langsam. »Lass mich nicht allein. Ich habe Angst vor dem Tag, an dem ich dich wirklich verliere... Aber jetzt bin ich noch nicht dafür bereit. Hast du gehört? Du darfst nie wieder gehen!«

»Belle.«

»Was ist de-« Ich stoppte mittendrin. »Jack?«, fragte ich und löste mich von ihm. »Wo ist mein Vater hin?« Verwirrt drehte ich mich um die eigene Achse und suchte nach ihm. Ich hatte jeden geweckt. Der Raum hatte sich – ohne dass es mir aufgefallen war – mit Menschen gefüllt, die mich allesamt anstarrten.

»Belle.« Ich blickte zurück zu Jack, doch der stand da nicht mehr. Melody? Diese Frage kam mir nicht mehr über die Lippen. Ein grelles Licht blendete mich. »Belle. Kannst du mich hören?«

Plötzlich stand ich nicht mehr in Jacks Hütte, sondern lag auf dem Rücken. Zuvor leise Stimmen wurden nach und nach lauter, doch meine Ohren fokussierten sich nur auf eine: »Belle. Kannst du mich hören?«

»Me- Melody«, krächzte ich heiser. Was tat ich hier?

Das verschwommene Bild der Ärztin verschärfte sich allmählich. »Gut, bleib wach. Halt die Augen offen.«

»Va- ter« Das Sprechen tat mir weh. »Wo... Wo ist er?«

»Bitte halte still.«

Ich ließ sie gewähren und bewegte mich nicht als sie mich untersuchte und mir schließlich aufhalf. Erst dann verstand ich, dass ich mich auf der Krankenstation befand. Rechts von mir saß Jack angespannt auf einem Stuhl und reichte mir sofort seine helfende Hand als ich mich aufsetzte.

»Du hast starken Fieber.«

»Mum?« Meine Mutter stand an meiner Linken und hielt meine Hand. Ihr Lächeln ließ mein Herz erblühen. Ich erwiderte es.

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWhere stories live. Discover now