One Shot 75

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Harry's p.o.v.:

Seufzend blickte ich in den Spiegel. Grüne, matte Augen, eingekniffene Mundwinkel, plattgedrückte, runter hängende, fettige Locken, auf denen eine Blumenkrone lag. Schluckend sah ich in meine eigenen Augen, drängte meine Tränen zurück. Was war nur los mit mir? Seit Tagen war ich so komisch, selten gut gelaunt. Dabei war ich früher eine Person, die immer ein Lächeln auf den Lippen gehabt hatte. Und jetzt? Jetzt war ich wohl schon nicht mehr ich selbst. Seufzend drehte ich mich vom Spiegel weg. Es hatte einen guten Grund, warum ich so war, wie ich war. Ich hatte mich in eine Person verliebt, die ich nie haben könnte. In Louis Tomlinson. Jeder an unserer Schule kannte ihn. Jeder hatte Angst vor ihm. Nur ich nicht. Ich konnte nicht glauben, dass dieser Junge so schlimm war, wie alle sagten. Das konnte ich einfach nicht glauben. Ich glaubte an das Gute in jedem Menschen, vor allem, wenn ich sie nicht richtig kannte. So war es auch bei Louis. Ich kenne ihn nicht, also habe ich keine Angst vor ihm. Seufzend lief ich zur Schule, den Blick auf den Boden gerichtet. Der Schultag würde genau wie immer ablaufen. Ein paar dumme Kommentare von den üblichen Leuten, derselbe langweilige Unterricht wie jeden Tag. Als ich allerdings nach Hause lief, lief mir Danny über den Weg. Ich atmete tief ein und versuchte, nicht zu viel Angst zu zeigen. Das würde ihn nur noch mehr darin bestätigen, in dem, was er tat. Schluckend krampfte ich meine Hände in meine Schultasche, er sollte mich einfach nur in Ruhe lassen. „Was willst du, Danny?" Ein hämisches Grinsen schlich sich auf seine Züge, er trat einen Schritt auf mich zu, drehte seine Zigarette in der Hand und sein Blick huschte kurz darauf. „Ich bräuchte einen Aschenbecher, ich will ja nicht die Umwelt verschmutzen." Mit einer schnellen Bewegung schnellte er nach vorne, griff nach meiner Hand. Ich versuchte, mich zu wehren, versuchte, meine Hand seinem Griff zu entziehen. „Lass mich los." Meine Stimme war leise, zittrig, nicht ernst zu nehmen. „Ich würde ihn an deiner Stelle wirklich ganz schnell loslassen." Unsere Köpfe fuhren nach links, wo jemand im Schatten stand. Ich sah nur die Füße, die in TOMs steckten. Er schien lässig an der Wand zu lehnen, eine kleine Rauchwolke stieg aus dem Schatten auf. Er war wohl am rauchen. Ich hatte keine Ahnung, wer da stand, ich kannte die Stimme nicht. Danny drehte sich zu ihm, seine Hand ließ mein Handgelenk los. „Und wer bist du, dass du das sagen kannst?" Einige Sekunden vergingen in vollkommener Stille, dann trat die Person aus dem Schatten heraus, ein Lächeln auf den Lippen, das Lippenpiercing glänzte leicht in der Sonne. Er schnipste den Rest der Zigarette auf den Boden und trat kurz darauf, dann hob er seinen Blick wieder zu Danny und sah ihm tief in die Augen. Danny's Augen waren weit aufgerissen. „Tomlinson? Du setzt dich für Styles ein?" Seine Stimme klang auf einmal nicht mehr so selbstbewusst, sie zitterte schon fast genauso sehr, wie meine eigene noch vor Sekunden. „Warum sollte ich nicht? Jetzt verzieh dich gefälligst und lass ihn in Ruhe, verstanden? Ich werde ein Auge auf dich haben, kapiert?" Danny schluckte, sein Kehlkopf hüpfte auf und ab. Dann sah er abwertend zu mir und drehte um, um dann mit großen Schritten in die entgegengesetzte Richtung zu laufen. Louis sah ihm hinterher und drehte sich dann zu mir um. Sein Blick wanderte an mir auf und ab, blieb an meiner Blumenkrone hängen. Ein Lächeln zog sich auf seine Lippen und er zog seine Unterlippe in seinen Mund, spielte mit seinem Piercing. „Alles klar bei dir?" Er legte den Kopf ein wenig schief, seine Unterlippe hatte er freigegeben und noch immer lag ein sanftes, kleines Lächeln auf seinen Lippen. Ich nickte nur, sprachlos. Hatte er mir gerade wirklich geholfen? Er zog seine Augenbrauen hoch, sein Lächeln vergrößerte sich ein wenig. „Schüchtern? Sag mal, geht der Typ immer so mit dir um?" Seufzend nickte ich, mein Blick senkte sich auf den Boden. „Hey, Curly. Sieh mich an. Ich sorge dafür, dass er sich in Zukunft von dir fernhält, versprochen." Er war näher na mich herangetreten, stand jetzt dicht vor mir. „Wo wohnst du? Ich laufe mit dir nach Hause." Meine Augen wurden groß. „Wirklich?" Sein Lächeln wuchs noch ein wenig, entblößte seine weißen Zähne und kleine Falten an seinen Augen erschienen. Das Lächeln steckte mich an, sofort grinste auch ich. Seine Augen fingen an zu funkeln, seine Augen hefteten auf meinen Wangen. Seine Hand erhob sich, sein Finger streckte sich aus und er pikste in mein Grübchen. Sofort erhitzten sich meine Wangen und ich senkte wieder den Blick, ein kleines Kichern vor mir ließ mich aber wieder aufschauen. Er stand vor mir, eine Hand fuhr durch seine Haare und das Grinsen schien ihm aufs Gesicht gepflastert zu sein, er spielte mit seinem Piercing. „Na komm, lass uns gehen." Ich nickte und gemeinsam liefen wir zu mir nach Hause. Wir unterhielten uns den ganzen Weg lang und meine Vermutung bestätigte sich. Er war wirklich nett und freundlich. Als wir bei mir waren und uns verabschiedeten, beugte er sich zu mir hoch und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Sofort erhitzten sich meine Wagen wieder, mein Blick glitt auf den Boden und ich zog meine Unterlippe zwischen meine Zähne. Wieder ertönte ein kleines Kichern und automatisch lächelte ich wieder. „Man sieht sich Haz." Mit großen Augen sah ich ihm hinterher, nachdem ich noch ein leises „Bye." geflüstert hatte. Hatte er mir gerade einen Spitznamen gegeben? Breit grinsend lief ich ins Haus, in Gedanken nur bei dem tätowierten Jungen.

Seit dem Tag lief er jeden Tag mit mir nach Hause, irgendwann holte er mich sogar morgens ab. Wir redeten viel, lachten, hatten Spaß und noch immer verabschiedete er sich mit einem Kuss auf die Wange. Inzwischen drehte bei mir nur durch diesen einen kleinen Kuss mein ganzer Körper durch. Und ich wollte inzwischen mehr, als nur das. Ich wollte, dass er mich richtig küsste. Ich wollte diese Lippen spüren. Und als wir den letzten Tag vor den Ferien hatten, war ich schon fast deprimiert. Ich wollte ihn weiterhin sehen. Als wir vor meinem Haus standen, sagte keiner von uns eine Zeit lang etwas. Er schien unsicher zu sein, etwas, dass ich noch nie gesehen hatte. Danny war noch ein oder zwei Mal aufgetaucht, doch auch ihm gegenüber, obwohl er zwei Köpfe größer war, war er nie unsicher oder ähnliches. Und jetzt, vor mir, war er unsicher? „Haz... könntest du dir vorstellen, mir deine Nummer zu geben? Und... vielleicht mal mit mir auszugehen?" Er spielte mit seinem Lippenpiercing, sah mich von unten, durch seine langen Wimpern, mit großen blauen Augen an. Lächelnd sah ich auf ihn hinab. „Nichts lieber als das." Er lächelte mich mit funkelnden Augen an und gab mir sein Handy. Ich tippte meine Nummer ein und sah ihn dann an, meine Unterlippe zwischen meinen Zähnen gefangen. Sein Blick wanderte kurz auf meine Lippen, dann wieder zu meinen Augen. Sanft lächelnd legte er seine Hände auf meine Brust und drückte sich ein wenig hoch zu mir. Sein Atem stieß gegen meine Lippen, meine Augen schlossen sich automatisch, auf meinem Körper kribbelte es bereits jetzt überall und als er seine Lippen nur leicht auf meine legte und ich den Druck zögerlich und sanft erwiderte, breitete sich eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper aus, mein Herz setzte kurz aus und in meinem Magen spielten Schmetterlinge verrückt. Der Kuss dauerte nur wenige Sekunden, dann löste er sich von mir, strich mir über die Wange. Er ging einen Schritt zurück und lächelte mich sanft an. „Man sieht sich, Haz." Damit drehte er sich um und lief weg. Lächelnd strich ich mit meinem Finger über meine Lippen. Das hatte sich noch besser angefühlt, als ich erwartet hatte. Hoffentlich würde das mit uns noch etwas werden. Eigentlich war ich mir sogar sicher, dass das noch etwas werden würde. Und ich sollte Recht behalten. Nur wenige Jahre später heirateten wir, auch wenn unser gegensätzliches Auftreten uns einige schräge Blicke einhandelte. Doch wir waren glücklich, und nur darauf kam es an.

Larry Stylinson One Shots IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt