#79 - Meine Welt ist endlich in den Fugen

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Er hielt seine schwarze E-Gitarre in der Hand und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Sein weißes Tanktop saß locker und es wurde der Fantasie - meiner Fantasie - nicht mehr viel überlassen. Ihr wisst schon.

Grad, dass ich nicht sabberte.

Er ließ die Hand wieder sinken und sprang die letztens zwei Stufen nach unten. Ich konnte förmlich sehen, wie ihm das Adrenalin des Auftritts durch die Adern pumpte. Er strahlte über das ganze Gesicht.

Automatisch musste ich ebenfalls lächeln.

Michael sagte über die Schulter etwas zu ihm und er lachte, wobei seine Grübchen zum Vorschein kamen und er anschließend seinen Lippenring mit den Zähnen nach innen zog.

Heiliger.

Wie war das gleich nochmal mit dem nicht sabbern und so? Streicht das. Eindeutig.

Endlich hob er seinen Blick. Ich hatte schon gedacht, diese Tröte würde das nie tun und ich müsste hier Wurzeln schlagen, bis Sam mich wieder aufgabelte!

Als erstes sah er zu Perrie und Sam (wobei Sam wahrscheinlich zu klein war, um sie wirklich hinter den Leuten allen zu sehen, haha) und dann schweifte sein Blick zu mir rüber. Ganz zufällig eigentlich. Also nicht beabsichtigt. Aber irgendetwas hatte ihn wohl dazu gebracht, seinen Blick weiterwandern zu lassen.

Sein Piercing ploppte wieder heraus und sein Mund öffnete sich ein wenig.

Ich hatte das Gefühl, als würde jemand die Bremse wie bei einem Zug ziehen und die Welt blieb stehen.

So etwas hatte ich noch nie gefühlt.

Ich wusste nicht einmal, dass ich dazu in der Lage war.

Ich konnte nicht erklären, was er mit mir anstellte.

Jemand nahm ihm seine Gitarre aus der Hand, aber das merkte er überhaupt nicht. Seine Lippen verzogen sich jetzt zu einem breiten Lächeln. Und da hatten wir wieder die Grübchen.

Sam und ich kamen eindeutig aus einer Familie, weil wir beide eine Schwäche für Grübchen hatten.

Ich stand immer noch in der hinteren Ecke des Backstage-Bereichs, wo sich das Ende des Ganges befand, durch den wir gekommen waren.

Hier standen ziemlich viele Leute, wie mein Unterbewusstsein feststellte.

War mir egal.

Sam und Perrie waren schon ein wenig entfernt von mir.

Luke war mir einen Schritt voraus, denn er hatte die Kontrolle über seine Muskeln wiedergefunden, was ich noch lange nicht erreicht hatte. Er stürmte jetzt auf mich zu, umarmte mich und hob mich in die Höhe. Ich schlang automatisch die Arme um seinen Hals.

Mir wurde ganz schwindelig.

„Was machst du denn hier?", murmelte er ungläubig.

Das war jetzt der Punkt, an dem jeder Junge ein Mädchen aus einer Umarmung wieder runterlassen würde, um sie anzuschauen und ihr zu sagen, dass er sich freute, und einfach ein wenig Abstand zwischen sie zu bringen.

Aber das tat Luke nicht. Er hielt mich weiter in den Armen, als würde er mich nie wieder loslassen wollen.

Der Gedanken gefiel mir.

Ich baumelte einfach weiterhin um seinen Hals, aber ich konnte mir nichts Schöneres vorstellen.

„Ich weiß nicht... also eigentlich wollte ich eine komische australische Band sehen", meinte ich leise und spürte, wie er lachte. Sein Brustkorb vibrierte dabei und schickte kleine, wohlige Schauer meine Rücken hinunter.

HeartdanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt