Part 23|Das Ende.

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N U R C A N

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N U R C A N

Ich habe mich entschieden. Entschieden zu gehen. Auch wenn ich Angst habe, dass das alles nur wieder ein Spiel für Bilal ist, muss ich es riskieren. Sein Blick ist immer noch in meinem Gedächtnis. Enttäuschung. Wut. Verletztheit. Seine warmen Augen haben alles widergespiegelt. Er hat sich verändert. Er muss sich doch verändert haben in diesen sechs Jahren. Er hat mir doch gezeigt, wie er sich verändert hat. Wieso zweifle ich noch? Ich weiß es nicht. Ich glaube, die Angst wird niemals weggehen— dafür war es zu brutal. Schnell packe ich die letzten Sachen in meine Tasche, schließe diese zu und nähere mich meinem Fenster. Ich schaue aus diesem und beobachte den Mond. Es ist Vollmond, erhellt die ganze Nacht. Ich atme einmal tief ein. Das was ich tue ist richtig. Ich muss an mich und meine Beziehung denken. Wenn ich das nicht tue, werde ich niemals glücklich. Auch wenn es dumm ist, mit der Person abzuhauen die mich zerstört hat, ich muss es tun. Ich kann nicht anders. Ich will nicht anders.

Ich darf nicht anders.

Er bedeutet mir alles. Auch wenn er mich zerstört hat, hat er mich wieder aufgebaut. Er ist es. Nur er. Wenn er es nicht sein wird, dann keiner. Dann will ich keinen. Zitternd greife ich nach meiner Tasche und halte diesem aus dem Fenster. Ich presse meine Augen zusammen, als die Tasche laut auf den Asphalt der Straße landet und halte die Luft an, da ich befürchte, meine Familie geweckt zu haben. Aber lieber so, anstatt mit der Tasche durch das Haus zu laufen und erwischt zu werden. Ich schließe das Fenster und laufe aus meinem Zimmer raus. Schleichend gehe ich die Treppen runter—

„Noch wach?", fragt mich Alian, mein jüngerer Bruder. Ich ziehe erschrocken die Luft ein und zucke zusammen, als er so plötzlich in der Küche stand. Mit ihm habe ich um diese Uhrzeit nicht gerechnet. Nickend beantworte ich seine Frage.

„Wieso bist du noch wach?", frage ich zurück. Ich schlucke nervös runter. Er hat ganz sicher den lauten Knall mitbekommen.

„Hunger.", antwortet er kurz. Mein Herz schlägt mir bis zum Kopf. Es wird nicht besser. Ich habe das Gefühl, gleich umzufallen. Alian zieht sich die Augenbrauen zusammen, als er meinen Zustand bemerkt. Er durchschaut mich. Er ist nicht dumm. Ich spüre, wie sich kalter Schweiß auf meiner Stirn bildet, wie mir immer schlechter aus Stress wird. Ich wusste es. Mein Plan wird scheitern. Alian öffnet den Mund—

Sein Handy erhellt.

Er hat eine Nachricht bekommen.

Sofort legt sich seine Aufmerksamkeit auf die Nachricht, als er diese erblickt. Eine Gänsehaut bildet sich auf meinen gesamten Körper. Ohne etwas zu sagen, läuft er aus der Küche raus, hoch in sein Zimmer. Als ich höre, wie seine Tür zugeht atme ich beruhigt aus. Ich erstarre. Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt. Wenn ich nicht jetzt weggehe, kann ich niemals gehen. Ich würde mich nicht mehr trauen, dafür hätte ich keinen Mut mehr übrig. Doch, was ist mir wichtiger?

Meine Familie oder meine Liebe?

Was würde ich mehr bereuen? Ich weiß es nicht. Aber eins weiß ich: wenn sich Nora und Diliyan scheiden, werden Bilal und ich niemals glücklich. Und nicht nur ich werde meine Familie zurück lassen müssen. Auch Bilal wird seine Familie im Stich lassen. Wir beide müssen Opfer bringen. Nicht nur ich. Innerlich zähle ich die Sekunden, die ich verschwende. Soll ich? Soll ich nicht? Soll ich meine Familie wirklich für einen Mann verlassen?

Oder soll ich unglücklich bleiben?

Wenn wir nicht gemeinsam abhauen, müssen wir uns trennen. Nein, das dürfen wir nicht. Wie können uns nicht trennen. Dafür sind wir zu sehr voneinander abhängig. Wir würden lieber sterben, statt getrennt zu werden. Ich öffne meine Augen. Mein ganzer Körper zittert. Langsam und leise laufe ich zur Haustür. Ich lege meine taube Hand auf die Türklinke. Ein letztes Mal schaue ich mich hier um. Meine Beine werden schwach und auch meine Augen tränen. Ich werde alles vermissen.

Alles.

Aber ich muss das tun. Für mich. Für Bilal. Für uns. Leise drücke ich die Türklinke runter und schiebe diese auf. Ich gehe mit zittrigen einige Schritte raus und laufe auf die Tasche, die ich vorhin noch runter geschmissen habe, zu. Nach dieser greife ich und schaue rauf auf mein Fenster. Mein Licht brennt noch. Eine Träne rollt aus meinem Auge. Ich trete paar Schritte zurück und bemerke, dass das Flurlicht angeht. Sofort macht es Klick in meinem Kopf.

Jemand ist wach geworden.

Und auch dieser Jemand hat mitbekommen, dass ich weg bin, als mein Licht ausgeht. Sofort renne ich los. Nur mit Schlappen und im Pyjama. Ich laufe los zur nächsten Haltestelle, worauf im nächsten Moment ein Bus kommt. Es ist mir egal, wie spät es ist. Ich muss zu ihm. Ich muss ihm sagen, dass ich bereit bin.

Bereit für die Flucht.

Nachdem ich zwei Stunden auf den Zug gewartet habe, stehe ich endlich vor seinem Elternhaus. Da ich weiß, dass seine Eltern verreist sind, klingle ich bei ihm. Es ist mittlerweile kurz vor drei. Als er die Tür öffnet, schaut er mich überrascht und schockiert an. Emotional am Ende springe ich sofort in seine Arme.

„Wir müssen weg.", weine ich direkt, während er noch versteift seine Arme um mich legt.

„Was ist passiert?", fragt er ganz außer sich und besorgt, als er mich so auffindet. Ich umschließe ihn enger an mich.

„Ich bin abgehauen. Aber meine Familie hat bemerkt, dass ich weg bin.", antworte ich ihm nasal und zeige ihm die verpassten Anrufe meiner Familienangehörigen. Unsere Augen treffen sich sofort. Es ist leise zwischen uns. Nur unser Atem und mein Weinen ist zwischen uns. Für einen kurzen Moment habe ich Angst, dass er nicht mit mir durchbrennen will. Als sich nichts tut, löse ich mich leicht von ihm—

„Komm und hilf mir meine Sachen zu packen.", sagt er und zieht mich mit rein. Ohne weiter nachzudenken, packen wir nur das nötigste ein. Mein Herz rast so schnell, dass ich kurz die Befürchtung habe zu kotzen. Weinend greife ich nach seiner Hand.

„Bitte verlass mich niemals...", rufe ich schon fast und presse meine Augen fest zusammen, damit nicht noch mehr Tränen raus fließen.

„Bitte bleib immer an meiner Seite.", bettle ich ihn ab. Ruhig streicht er mir über den Rücken und flüstert mir beruhigende Dinge ins Ohr. Seine Stimme ist wie Balsam.

„Ich werde dich niemals alleine lassen. Nie wieder.", flüstert er. Als ich mich beruhigt habe, schaue ich ihm in die Augen.

Das ist meine Zukunft.

Er ist meine Zukunft.

„Versprochen?", flüstere ich zurück.

„Versprochen.", sagt er leise. Ich schlucke schwer. Ich habe das Gefühl, mein Herz platzt. Seine Augen bohren sich in meine.

„Uns wird nur der Tod trennen können.", fügt er hinzu und küsst mir die Tränen weg. Mit diesem Satz verabschiede ich mich von meinem alten Leben,

Und Willkomme mein neues Leben.

The End






Nicht korrigiert.

Danksage folgt ->

Mein Schmerz trägt deinen NamenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt