Part 7|Bedeutung.

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B I L A L

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B I L A L

Es wird langsam Zeit. Ich wälze mich im Bett. Aber sie hat recht. Es wird wirklich langsam Zeit. Ich kann ihr nicht mehr länger die glückliche Liebe verschaukeln. Vorsichtig setze ich mich auf und stütze mein Kopf auf meine Hände ab. Wenn du schlau genug bist, wirst du dich nicht drauf einlassen, Nurcan. Ich fahre mir gestresst übers Gesicht. Nein, ich werde das durchziehen. Es ist nämlich ihre Entscheidung, ob sie sich drauf einlässt oder nicht. Sie hat einen freien Willen. Wie spät haben wir eigentlich? 8:04 Uhr. Ich habe überhaupt keine Kraft für die Schule. Ich sehe, dass Nurcan mir geschrieben hat.

»Wo bleibst du?«, steht in der Nachricht.

»Bin auf dem Weg.«, schreibe ich ihr, damit sie sich keine Sorgen machen muss. Ich halte inne. Damit sie sich keine Sorgen machen muss. Nein. Das ist mir ausgerutscht. Sie hat keinerlei Bedeutung für mich. Sie hat einfach nur Pech, dass sie die Schwester ist. Ich mache mich bereit, um zur Schule zu fahren. Heute ist ein Tag, wo ich überhaupt nicht dahin will. Du siehst sie. Ich ziehe meine Augenbrauen bei diesem Gedanke zusammen. Ja, ich sehe sie. Mit meinem Daumen kratze ich meine Stirn. Was hat das alles zu bedeuten? Länger denke ich nicht darüber nach und steige in mein Auto ein. Es sind schon einige Wochen vergangen und ich spüre, dass sie mir vollkommen vertraut. Ich habe sie um den Finger gewickelt. Ein Duft kommt mir entgegen. Ihr Duft. Mein Auto riecht nach ihr. So frisch. Nach Blüten. Mein Herz fängt wieder an so ungewöhnlich zu schlagen. Ich habe sowas noch nie gespürt. Ist es Angst? Nein. Überlegend beiße ich mir auf die Lippe. Kaum möchte ich nachdenken, sehe ich, dass ich die Schule erreicht habe. Ich steige aus und mache mich auf dem Weg ins Klassenzimmer. Ohne anzuklopfen mache ich die Tür auf und laufe auf mein Platz zu.

„Hab' verschlafen.", kommt es ignorant von mir, der Lehrer lässt es dabei. Alle Blicke liegen auf mir, ich weiß, dass sie tuscheln. Eine Hand legt sich auf meine Hand. Ich schaue zu ihr, sie schreibt mir der anderen Hand das Geschriebene von der Tafel ab.

„Alles gut?", fragt sie mich, ohne aufzuschauen. Ich streicht mir mit dem Daumen über mein Handrücken. Ich bekomme eine Gänsehaut. Nichtsdestotrotz ergreife ich ihre Hand und falte unsere Finger ineinander. Fühlt sich das gut an.

„Ja. Bei dir?", und schon klingelt es. Alle packen ein, nur sie nicht. Sie schreibt weiter. Alle laufen raus, selbst der Lehrer. Nur wir, Nurcan und ich, sitzen immer noch händehaltend auf unserem Platz. Als sie fertig abgeschrieben hat, dreht sie sich samt ihrem Körper komplett zu mir und nimmt meine andere Hand auch in ihre. Überrascht sehe ich sie mit offenem Mund an.

„Wieso lügst du mich an?", fragt sie mit einem Lächeln. Sie bekommt ein leichtes Grübchen auf der einen Seite, was mir heute besonders auffällt. Ihre Augen sind so warm, dass man denkt, sie würden den ganzen Raum aufwärmen. Ich bekomme nichts raus. Ihre Ausstrahlung verunsichert mich. Wieso muss ausgerechnet sie mein Opfer sein?

„Nur bisschen Kopfschmerzen.", sage ich und ziehe ihren Kopf zu mir. Ich drücke ihr einen innigen Kuss auf die Stirn- zu innig. Meine Lippen verlässt ihre Stirn nicht, nein, ich schließe sogar oben drauf meine Augen. Etwas genießen ist doch nicht verboten, oder? Ich weiß nicht, was es ist. Aber es fühlt sich unglaublich gut an. Auch wie ausgelutscht es sich anhört, aber Nurcan ist nicht wie die anderen. Sie ist viel zu rein.

„Bilal?", fragt sie mit einer Engelsstimme. Ich schaue sie an, damit sie weiterspricht.

„Liebst du mich?", mein Herz sitzt aus. Wieso fragt sie mich das jetzt? Ich habe ihr doch schon oft genug gesagt, dass ich sie liebe. Liebst du sie? Wieso stellt sie mir diese Frage?

„Und wie ich dich liebe.", spreche ich mit einem Grinsen aus und tippe ihr auf die Nase. Sie kräuselt sie und fängt an niedlich an zu lächeln. Niedlich?

„Ich werde dich zu meiner Frau machen!", füge ich hinzu. Es zieht in meinem Herzen. Wieso? Solche Sachen sage ich doch ständig zu ihr! Ich verstehe nicht. Wieso reagiere ich plötzlich so? Sie fängt an zu kichern und schmiegt sich an meine Brust. Langsam lege ich meine Hand auf ihr Kopf und streiche ihre langen Haare entlang. Mein Grinsen wandelt sich sofort zu einem ausdruckslosen um. Ich werde dich zu meiner Frau machen. Schwer schlucke ich runter.

„Wenn du nicht bei mir bist, ist mein Herz nicht vollkommen.", sagt sie mir geschlossenen Augen. Mir wird warm. Sowas hat noch niemand jemals zu mir gesagt. Und wenn ich ehrlich bin, hört es sich verdammt gut an. Ich drücke sie enger an mich. Krank, wie sich das alles entwickelt hat. Monate sind vergangen und ich habe sie gekriegt. Ich reiße meine Augen auf. Du darfst nicht schwach werden. Natürlich darf ich es nicht. Ihre Familie hat mich gekränkt. Mich gedemütigt. Es wird Zeit.

Zeit dafür, mir meinen Stolz wieder zurück zu holen.

Mein Schmerz trägt deinen NamenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt