Part 10|Spiegel.

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N U R C A N

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N U R C A N

Verkrümmt halte ich mir mein Bauch fest. Er hat mich ausgenutzt. Er hat es geschafft, mich zu brechen. Ich dachte, er meint alles ernst mit mir. Mit Tränen in den Augen lache ich auf. Was für eine Idiotin ich doch bin. Wie dumm ich doch bin. Wie konnte ich allen Ernstes glauben, dass er nicht auf Rache hinaus ist? Wie konnte ich glauben, dass er mich liebt?

„Ich liebe dich", fest beiße ich auf meine Lippe, um nicht aufzuschluchzen. Ich bin eine Hure. Ich bin eine Hure, dass ich glaubte, dass er mich wirklich liebte. Dieser Mistkerl. Wie konnte er mir sowas antun? Wie konnte er sowas übers Herz bringen? Was alles gelogen? Hat er nicht eine Sekunde es ernst mit mir gemeint? Ich schreie auf und klammere mich ans Waschbecken des Badezimmers. Zum Glück ist niemand Zuhause. So darf mich meine Familie nicht sehen. Sie werden mich mit Fragen bombardieren, bis ich mit der Wahrheit rausrücke. Und wenn sie wissen was passiert ist, bin ich dran. Meine Eltern werden dann nie wieder mit mir reden. Tränen verschmieren mir die Sicht. Sie werden mich hassen und enttäuscht sein. Eine große Träne rollt meine Wange entlang. Ich kann mit niemanden darüber reden. Ich schaue in den Spiegel. Direkt rein in diese grauen Augen. Meine Augen sind rot untergelaufen, meine Haare zersaust und dazu kommt noch, dass ich blass wirke. Kein Wunder. Nachdem ich mir gerade mehrmals den Magen ausgeleert habe. Wie witzig von mir, ich dachte wirklich danach fühle ich mich besser. Ich schließe meine Augen. Verdammt, ich hasse mich. Zitternd presse ich erneut meine Lippen aufeinander. Wie konnte ich nur so naiv sein? Zu glauben, dass Bilal es nicht auf mich abgesehen hat? Wieso war ich so gutherzig? Wieso war ich so blind? So kenne ich mich nicht. So kannte ich mich nicht. Ein Stechen durchzieht mein Herz, als ich an die Erinnerung nachdenke. Seine Augen, die so voll mit Schmerzen waren. Dachte ich zumindest. Sie waren voll mit Rache. Dieses helle Braun, was mich warm werden ließ. Ich verstehe es nicht. War ihm alles wirklich so egal? Mein Kopf schmerzt. Völlig außer Fassung greife ich nach meinen Haaren. Was ist nur in mich gefahren? Ich ziehe wie verrückt geworden an denen und reiße mir sie sogar aus.

„Du Lügner!", kreische ich. Ich fange an zu schreien, sodass meine Stimme abbricht. Ich kann es nicht fassen. Du hast mich nur für Deinen Racheplan benutzt.

„Du bist nicht besser, als meine Brüder!", schreie ich mir die Seele aus dem Leib. Ja, ich habe recht. Er hat im Endeffekt auch nur Rache an jemanden genommen, die an der ganzen Sache nichts zutun hatte. Ich bin mir sicher, er fühlt sich jetzt befriedigt, mit der Erkenntnis, die Schwester drangenommen zu haben. Wieder schluchze ich auf. Wieso ich? Wieso muss ich zu dieser Familie gehören? Wieso konnte ich nicht einfach ein Einzelkind gewesen sein?! Mein Hals schmerzt. Es bringt mich um. Mein Herz schlägt so schnell, sodass ich hoffe, dass es platzt und nicht mehr mit diesem Leid weiterleben muss. Ich stecke meine Nägel fest in meinen Haaransatz. Diese Lippen, die meine berührten. Mit meinen Nägeln kratze ich waagrecht einmal über meine Lippen. Vier Linien sind jetzt um meinen Mund. Ich will nie wieder seine Lippen auf meine spüren. Wie erbärmlich. Ich bin doch selbst dran schuld. Hätte ich mich ihm nicht so hingegeben, wäre es nie so weit gekommen. Meine Hände fahren meine Arme entlang. Sofort spüre ich seine Berührungen auf meiner Haut. Ich bekomme eine Gänsehaut. Wutgeladen kratze ich meine Haut auf. Ich kratze jede Stelle auf, wo sich eine Gänsehaut gebildet hat. Ich hasse mich. Wutentbrannt schaue ich in den Spiegel. Marionette. Ich habe mich benutzen lassen. Er hatte es einfach. Meine Hände ballen sich zu Fäusten. So einfach zum Flachlegen, was? Aus dem nichts fange ich an zu brüllen. Mit der Faust hole ich aus und schlage direkt in mein Spiegelbild. Der Spiegel zerbricht genau an der Stelle, wo sich mein Gesicht widerspiegelt. Doch bei einem Schlag bleibt es nicht. Ich schlage immer und immer wieder zu. Langsam aber sicher entsteht ein Blutbild auf dem verbrochenem Spiegel. So zerbrochen wie mein Herz. Es ist mir aber egal. So voll mit Adrenalin merke ich nicht mal den Schmerz. Ich höre erst auf, als sich ein großes Stück vom Spiegel in meine Hand bohrt. Es ist von der Innenseite meiner Hand bis hin über zur Außenhand durchgebohrt. Doch der Schmerz in meinen Herzen ist nichts im Vergleich mit diesem. Leise fließen mir Tränen über die Wangen. Ich lasse sie laufen. Mit einem Male hole ich mit meinem Kopf aus und ramme es gegen die Wand hinter mir. Es schmerzt zwar, dennoch brauche ich es jetzt. Wieso nochmal, bist du so naiv, Nurcan? Wieder schaue ich auf meine blutüberströmte Hand. Kurz balle ich meine Hand, es fließt mehr Blut raus. Das Pochen ist so stark, dass ich erst jetzt realisiere, was ich getan habe. Ich reiße das Stück in meiner Hand aus meinem Fleisch raus und halte es in die Höhe. Es spiegelt direkt in meine Augen. Sie sind so rot. So voller Tränen. So leer. Schwer schlucke ich. Ein lautes Piepen durchzieht meinen Kopf. Traurig wimmere ich auf. Und das alles nur, weil ich die Schwester bin. Ohne länger nachzudenken ramme ich mir dieses Stück in mein Bauch. Ich will sterben. Kurz japse ich auf. Meine verletzte Hand zittert. Mein ganzer Körper zittert.

„Ich mache dich zu meiner Frau.", wieder hole ich das scharfe Stück raus, um es wieder in mein Bauch zu rammen. Immer und immer wieder, bis ich zusammensacke und auf meine Knie falle. Ich höre ein lauten Knall. Schreit da jemand meinen Namen? Ich schlitze kraftlos meine Augen auf und erblicke Ardan. Wieso weint er? Shirin schreit auf und rennt aus dem Bad. Diliyan erscheint plötzlich auch. Er klatscht mir auf die mittlerweile trockene, aber klebrige Wange.

„Nurcan!", schreit er. Alles verschwimmt. Immer flattern meine Augen zu, doch Diliyan hält mich wach. Naja, versucht es zumindest.

Ach, alles wäre nicht so gekommen, wenn ich nicht so naiv gewesen wäre.

Mein Schmerz trägt deinen NamenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt